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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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ihn ihm auf und ließen sein Herz plötzlich schneller schlagen. Seit er vierzehn war, hatte er sich gefragt, wie es wohl mit Kara wäre. Warum also nicht? Schließlich lag das Mädchen, das er liebte, gerade in den Armen eines anderen. Warum zum Teufel nicht?
    Aber aus irgendeinem unerfindlichen Grund wollte sich der Gedanke Ja, super Idee nicht einstellen.
    Die Atmosphäre im Raum lud sich auf, wie die Luft vor einem Sturm. Den Blick auf ihre Hand geheftet, ließ Kara sie langsam Stück für Stück über Alex’ Oberkörper gleiten. Das Auf und Ab ihrer Finger auf seinen Muskeln ließ ihn erbeben. Endlich erreichte ihre Hand seine Schulter, wo sie verharrte. Lange sah sie ihm forschend in die Augen … dann beugte sie sich vor und küsste ihn.
    Alex saß ganz still. Ihre Lippen waren so weich, so sanft, und das hier war Kara, Kara – derentwegen er nächtelang wach gelegen hatte. Er redete sich ein, es zu genießen – ein atemberaubendes Mädchen, in das er seit Jahren verknallt war, küsste ihn. Selbstverständlich genoss er das.
    Das Bild kam aus heiterem Himmel: Willow, die an dem Picknicktisch in Chihuahua saß. Die Weichheit ihres Halses unter seiner Handfläche, als er sie küsste. Ihr Gelächter, als sie sich über die Chilischärfe auf seinen Lippen beschwerte.
    Fast grob riss er sich los. Überrascht, mit großen Augen, ließ Kara sich auf das Sofa zurücksinken.
    »Entschuldige«, murmelte er. Sein Hals war so eng, dass er kaum sprechen konnte. »Ich kann das nicht. Ich kann das einfach nicht.«
    Später, als er in seinem Bett lag, starrte Alex blind in die Dunkelheit und fragte sich, was genau mit ihm eigentlich nicht stimmte, dass er sich nicht einmal überwinden konnte, jemand anderen zu küssen. Als würde er Willow damit betrügen, die ihn immerhin so gründlich abserviert hatte, wie man nur abserviert werden konnte. Die ihn, ihrer Aussage nach, seit Wochen nur noch benutzt hatte, um an Seb heranzukommen.
    Er konnte es nicht glauben. Er konnte es immer noch nicht glauben.
    So ist es aber, wach endlich auf, schnauzte sich Alex selber an. Und überhaupt, zur Hölle damit! Er hatte ein Team, um das er sich kümmern musste. Er musste während der nächsten Tage für sie da sein, das war alles, was zählte. Als er an den bevorstehenden Angriff dachte, verspürte Alex dieselbe Furcht, die Willow damals, in dieser lang zurückliegenden Nacht in New Mexico, nicht entgangen war. Aber sie würden ihn alle unbeschadet überstehen, dafür würde er sorgen. Er konnte seinetwegen gerne sterben – aber nicht sein Team. Er würde alles tun, was in seiner Macht stand, um sie zu beschützen.
    Und wenn er noch am Leben war, wenn das hier erst mal vorüber wäre, dann würde er einfach weiterleben und Willow vergessen.
    Unvermittelt sah er sie neben sich liegen. Der Eindruck war so lebendig, dass er beinahe ihr Shampoo riechen, die seidige Wärme ihrer Haut spüren konnte. Die Erinnerung durchbohrte ihn. Ja klar, er würde sie vergessen. Nichts leichter als das. Wem machte er hier eigentlich etwas vor? Um Willow jemals vergessen zu können, würde er schon eine Gehirn-Transplantation benötigen. Aber er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sein Herz und seine Seele selbst dann noch für alle Zeiten unauflöslich mit ihr verflochten wären.

27
     
     
    Raziel konnte den Torre Mayor vom Fenster seines Hotelzimmers aus sehen: ein geschwungener, grüner Turm, in dem sich die Sonnenstrahlen fingen, wie ein Versprechen. Es gab eine Minibar im Raum, und er goss sich einen Cognac ein. Während er die Aussicht bewunderte, schwenkte er die goldene Flüssigkeit in einem Kristallglas hin und her. Engel konnten sich nicht betrinken, natürlich nicht. Aber der Geschmack von etwas derart Erlesenem und Teurem war angenehm und er nahm einen langen, genießerischen Schluck. Seine Augen verengten sich, als er auf den Turm blickte und sich daran erinnerte, wie ihm das Konzil in seiner eigenen Kathedrale gedroht hatte. Und dann die Verleumdungen, die sie vom ersten Tag ihrer Ankunft an über seine Herrschaft verbreitet hatten.
    Der Zócalo mit seiner umgestalteten Kathedrale war ebenfalls zu sehen. Von außen wirkte sie friedlich und unberührt, selbst nach dem Terroranschlag vom Anfang der Woche. Raziel musterte die solide, urtümliche Form und dachte daran, wie die Zwölf Tyrel zum Oberhaupt der mexikanischen Kirche ernannt hatten, bloß um ihn zu beleidigen. Ganz zu schweigen von dem öffentlichkeitswirksamen

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