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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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er war, und machte sich nicht die Mühe, sich aufrecht hinzusetzen. Dunkel bemerkte er, dass es kalt im Haus geworden war und die kühle Luft auf seiner bloßen Brust prickelte. »Könnte nicht besser sein.«
    Kara schwieg eine Weile. Ohne Make-up wirkten ihre dramatischen Gesichtszüge weicher, verletzlicher. »Ich weiß, wie du dich fühlst«, sagte sie schließlich. »Wirklich, Alex. Ich habe es dir nie erzählt, aber erinnerst du dich an David?«
    Zuerst wusste Alex nicht, wen sie meinte. Das Camp in New Mexico hatte über die Jahre Hunderte von potenziellen Engeljägern beherbergt. Viele von ihnen hatten nicht das Zeug dazu gehabt und waren irgendwann wieder hinauseskortiert worden – ohne je zu erfahren, wo genau das Camp eigentlich lag, für den Fall, dass sie sich später mit dem Angelburn-Syndrom infizierten und versuchten, alles zu gestehen. Dann erinnerte er sich dunkel an einen gut aussehenden Typen mit breiten Schultern und roten Haaren wie ein Wikinger.
    »Spielte er nicht Football für irgendein College?«, fragte er.
    »Ja, genau der«, sagte Kara mit einem freudlosen Lächeln. »Mr Muster-Amerikaner. Na ja, egal, auf jeden Fall lief eine Zeit lang was zwischen uns. Und, was soll ich sagen? Ich habe mich in ihn verliebt – total verliebt, bis über beide Ohren. Ich habe geglaubt, dass er das Gleiche empfand, aber …«
    Alex sagte nichts – allmählich kehrte die Erinnerung zurück. David hatte das Camp überraschend verlassen, in Begleitung einer verheirateten Engeljägerin namens Susie. Tagelang hatte danach der Klatsch im Camp die Runde gemacht. »Wusstest du von Susie?«, fragte er nach einer Pause.
    Kara schüttelte den Kopf. »Nö, ich hatte keinen blassen Schimmer. Später fand ich heraus, dass sie noch nicht mal die Einzige war. Ich kam mir vor wie …« Ihre Stimme wurde immer leiser, dann räusperte sie sich. »Und weißt du, was das Idiotischste ist? Ein Teil von mir liebt ihn noch immer. Also, ich würde ihm ins Gesicht spucken, sollte er mir noch mal über den Weg laufen, aber ich liebe ihn. Fast genauso sehr, wie ich ihn hasse.«
    »Ja«, murmelte Alex. Das traf es ziemlich gut. Er würde für Willow sterben, selbst jetzt. Aber es war sein voller Ernst gewesen, als er gesagt hatte, er wolle sie nie wieder sehen.
    Kara saß, immer noch im Schneidersitz, seitlich auf dem Sofa. »Jake war großartig, damals«, sagte sie. »Ich durfte mich endlos an seiner Schulter ausheulen. Und da habe ich auch angefangen zu denken, dass vielleicht, eines Tages …« Sie senkte den Blick. »Dein Bruder war ein richtig guter Kerl«, sagte sie. »Ich vermisse ihn.«
    »Ich weiß«, entgegnete Alex. »Ich auch.« Er überlegte, was Jake wohl zu der Sache mit Willow gesagt hätte. Nachdem er Alex lange genug in den Arsch getreten hätte, weil er sich überhaupt mit einem Halbengel eingelassen hatte. Alex hatte das Gefühl, dass er ein paarmal mit ihm weggegangen wäre, um sich zu betrinken. Und einen Haufen Mädchen an ihren Tisch geschleppt hätte, als ließe Willow sich so einfach durch eine beliebige Trägerin zweier X-Chromosomen ersetzen.
    Er bemerkte die Stille im Haus. Er drehte den Kopf und schaute Kara an.
    Sie saß sehr dicht neben ihm, ihre braunen Augen sahen ihn unverwandt an. Er konnte den leichten Duft ihrer Bodylotion riechen.
    Sie zauderte – aber dann streckte sie in Zeitlupe die Hand aus und streichelte über seinen nackten Arm. Als sie zu seinem Tattoo kam, ließ sie ihre Finger über die Buchstaben wandern und erforschte es, als hätte sie es nie zuvor gesehen. Die Wärme ihrer Berührung war wie warmer Sonnenschein. »Weißt du noch, die Weihnachtsfeier?«, fragte sie.
    Er wusste sofort, welche Feier sie meinte. Kara war damals erst seit ein paar Monaten im Camp gewesen. Sie hatte eine Weihnachtsmann-Mütze aufgehabt, einen kleinen Mistelzweig in der Gegend herumgeschleppt und lachend kleine Küsschen verteilt. Auch er hatte einen Kuss von ihr bekommen – seinen allerersten. Die anderen AKs hatten sich königlich amüsiert. Er hatte ihr den Mistelzweig entreißen und sie noch einmal küssen wollen.
    Immer noch strichen Karas Finger über seinen Arm. »Ja, ich erinnere mich.« Seine Stimme war spröde.
    »Al, hör mir zu«, sagte sie ruhig. »Ich weiß, dass du sie immer noch liebst. Aber du und ich, wir haben uns richtig gern und in ein paar Tagen könnten wir beide tot sein. Vielleicht könnten wir … uns einfach ein bisschen gegenseitig wärmen.«
    Schmerz und Verlangen stiegen

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