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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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eingetroffen.«
    Als schließlich eine Band namens Los Angeles Amigos (vier Jungs mit Engelsflügeln und eine junge Sängerin mit einem leicht krummen Heiligenschein) auf die Bühne kam, war der Platz zum Bersten gefüllt. Über ihm schwebte ein halbes Dutzend echter Engel. Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie: Während Rockmusik zur Feier der Engel durch die Nacht hämmerte, drehten die Engel ihre Runden, um sich in aller Seelenruhe einen Menschen auszuwählen, von dem sie sich nähren wollten. Hin und wieder tauchte einer im Sturzflug in die Tiefe und verschwand in der tanzenden Menschenmenge. Auf dem Auto neben uns hatten die Leute die Arme umeinandergelegt und sangen mit. Alex und ich sahen schweigend zu und hielten uns an der Hand.
    Irgendwann hörte die Band auf zu spielen. Eine Frau in einem kurzen roten Kleid betrat die Bühne und ergriff das Mikrofon. Sie rief etwas über los angeles – die Engel – und ihre Stimme dröhnte aus den Lautsprechern.
    »Si!«, grölte die Menge.
    »Lass mich raten«, sagte ich zu Alex und lehnte mich eng an ihn, damit er mich hören konnte. »Liebt ihr die Engel?«
    Er grinste schief. »Volltreffer.«
    Die Frau rief etwas anderes. »Freut ihr euch, dass sie bei uns sind?«, übersetzte Alex. Seine warmen Lippen kitzelten mich am Ohr. » Si! Si! «, kreischte die Menge.
    Die Frau mit ihren hohen Absätzen ging in die Hocke und riss einen Arm in die Höhe, während sie zum dritten Mal etwas schrie.
    Tosender Lärm zerriss die Nacht, die Massen tobten, kreischten und hüpften auf und ab.
    Alex wollte etwas sagen, doch er brach abrupt ab und richtete sich auf.
    Ich schnappte nach Luft, als ich sah, was er sah. Einer der Engel hatte gerade einen Haken nach links geschlagen. Zischend zerteilten seine großen Flügel die Luft. Danach verharrte er auf der Stelle und schien sich suchend umzublicken, bevor er mit wildem Geflatter plötzlich wieder seitlich abtauchte.
    Und dann, am anderen Ende des Platzes, verschwand ein weiterer Engel inmitten einer Feuerblume, was aussah, als würde über den Köpfen der Menge ein Feuerwerk gezündet. Wie Blütenblätter schwebten die Lichtstückchen zu Boden.
    Sprachlos sah ich sie im Flutlicht funkeln. Die Worte kamen mir nur mühsam über die Lippen: »Gibt es sonst noch irgendeinen anderen Grund dafür?«
    Als Alex sprach, klang seine Stimme heiser. »Nein«, sagte er. »Nein. Jemand hat gerade einen Engel erschossen.«
    Wir schauten uns an. Ich fühlte die Anspannung und Aufregung, die ihn gepackt hatte. Es erging ihm genau wie mir. Da draußen in der Menschenmenge war ein AK – jemand, der wusste, wie man gegen die Engel kämpfte. Mehr als einer, um genau zu sein. Denn hinten bei der Bühne flogen zwei Engel auf denjenigen zu, der zuerst ausgewichen war. Und plötzlich schlug einer von ihnen ebenfalls einen wilden Haken, als wiche er einer Kugel aus. Im selben Augenblick schoss auch der erste Engel in einem hellen Schimmer wieder davon.
    »Drei Schützen, mindestens«, murmelte Alex. Die Muskeln an seinen Unterarmen waren angespannt. »Mein Gott, da draußen ist ein ganzes Team von Engeljägern!«
    »Ist das denn möglich?«, fragte ich verwirrt. »Ich dachte, du wärst der letzte!«
    »Ich weiß nicht – vielleicht hat die CIA hier unten eine neue Gruppe aufgebaut, ohne uns etwas davon zu sagen. Oder vielleicht hat ja noch jemand herausbekommen, wie man sie bekämpft …« Alex brach ab und trommelte mit den Fingern auf das Autodach, während er die Szene beobachtete. »Herrje! Warum lasst ihr sie in die Offensive gehen?«, brummelte er den unsichtbaren AKs zu. »Sie wissen, dass ihr das seid. Erschießt sie doch einfach!«
    Während er sprach, wich einer der Engel geschickt zur Seite aus. Seine Flügel funkelten. Mir wurde eiskalt, als mir schlagartig ein Licht aufging: Die AKs schossen ja auf die Engel. Sie schossen sogar ununterbrochen auf sie.
    Aber sie trafen nicht.
    Ich wusste von Alex, dass jeder ab und zu mal danebenschoss. Der Heiligenschein eines Engels war kein leichtes Ziel, ganz besonders nicht, wenn er in Bewegung war. Es war allerdings entscheidend, öfter zu treffen, als sein Ziel zu verfehlen. Wenn man zu oft danebenschoss, passierte nämlich genau das, was hier ablief: Die Engel bemerkten den Angreifer und rückten aus, um ihn zu töten. Undeutlich bekam ich mit, wie sich ein weiterer Engel am entgegengesetzten Ende des Platzes in Nichts auflöste, doch ich konnte den Blick nicht von dem Desaster abwenden, das sich vor

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