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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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unseren Augen, hier an der Bühne abspielte. Die drei Engel hatten sich zu einer Jagdformation zusammengefunden und jetzt erkannte ich, dass sie den Schützen ausgemacht hatten: Ihre Bewegungen wurden plötzlich entschlossen. Und mit tödlicher Sicherheit drehten sie synchron ab und stürzten sich in die Tiefe.
    Die AKs erkannten es offensichtlich auch. In der Menge gab es ein Gedränge und Geschiebe, als ein kleiner Pulk von Menschen, denen Panik die nötige Kraft verlieh, sich durch die Zuschauermassen drängelte. »Los, haut ab! Na, macht schon, beeilt euch!«, flüsterte ich. Ich hatte die Hände zu Fäusten geballt. Die Schützen stolperten auf der anderen Seite des Platzes ins Freie und stürzten auf einer belebten Straße davon, bevor sie in eine Art schmalen Durchgang einbogen. Die drei Engel folgten ihnen mit Unheil verkündender Gelassenheit.
    Fluchend sprang Alex vom Auto. »Was für Idioten !Warum rennen sie ausgerechnet da hin, wo man sie bequem in die Enge treiben kann? Sie werden alle sterben.« Er stülpte sich den Helm über.
    Ich war hinter ihm ebenfalls vom Autodach gerutscht und griff nach meinem eigenen Helm. »Schaffen wir es durch diese Menschenmassen?«, fragte ich und musste gegen die neue Band anbrüllen, die gerade angefangen hatte zu spielen. Hunderte Fußgänger schlenderten über die Straße und tanzten zu der Musik. Viele von ihnen trugen Engelsflügel, die im Zwielicht fedrig und surreal wirkten.
    »Wir müssen«, erwiderte Alex knapp. Wir schwangen uns auf das Motorrad und Alex ließ den Motor aufheulen. Die Leute in der Nähe wichen zur Seite. Laut hupend manövrierte Alex die Maschine, so schnell es ging, durch die schmale Gasse, die sich geöffnet hatte, bis wir endlich die Hauptstraße erreichten und er röhrend Gas gab. Während wir in Richtung Süden rasten, konnte ich gerade noch erkennen, wie der Schwärm der drei Engel über den Häusern davonflog. Auch Alex sah sie und nahm die Verfolgung auf, wobei er sich in wilden Schlangenlinien durch den Verkehr fädelte. Sie verschwanden aus unserem Blickfeld und Alex bog unvermittelt ab. Einmal, zweimal.
    Von den Engeln keine Spur.
    Doch plötzlich konnte ich spüren, welchen Weg wir nehmen mussten. Ich war mir meiner Sache absolut sicher. »Da lang!«, schrie ich Alex ins Ohr und zeigte auf eine Straße zu unserer Rechten. Er bog ab und bald heizten wir eine lange Straße hinunter, an der überwiegend Gewerbebetriebe lagen, heruntergekommen und verwahrlost. Hinter einem Haus mit verblasster rosa Stuckfassade blitzten mehrmals die Flügelspitzen der Engel auf und verschwanden wieder.
    Mit kreischenden Bremsen brachte Alex das Motorrad zum Stehen. In der plötzlichen Stille konnten wir Schreie hören. Die Fenster des Hauses waren vergittert. Eine offen stehende schmiedeeiserne Pforte gab den Blick auf die Einfahrt frei. Nirgendwo brannte Licht – wäre da nicht ein weißer Lieferwagen gewesen, hätte man meinen können, das Gebäude wäre verlassen. Ich fühlte, wie Alex’ Energie in die Höhe stieg, während er schnell die Umgebung scannte.
    »Sie sind alle drei dahinten«, murmelte er und riss sich den Sturzhelm vom Kopf.
    Ich schaute auf das Haus … und die Zeit blieb stehen. Meine Kopfhaut kribbelte, als mich die Dunkelheit hinter den vergitterten Fenstern ansaugte wie ein schwarzes Loch. Etwas würde hier geschehen – etwas, das uns beide sehr unglücklich machen würde.
    Ich schüttelte den Gedanken ab. Wahrscheinlich bloß die Nerven, die mit mir durchgingen, oder so. Aber die Kälte wollte nicht weichen und als die verängstigten Schreie durch die Nacht gellten, schien es fast, als kämen sie aus meinem eigenen Kopf.
    Willow stand reglos da und starrte mit großen Augen zum Haus hinauf. »Los, komm!« Alex packte ihre Hand und mit einem Ruck schien sie wieder zu sich zu kommen. Die Schreie wurden lauter, als sie die Einfahrt hinunterrannten.
    »Haut ab!«, schrie irgendjemand. Die Worte waren Englisch, die Stimme klang amerikanisch. In der Nähe fielen dumpfe Schüsse aus schallgedämpften Pistolen.
    Die Auffahrt war zu Ende. Alex presste sich seitlich an die Hauswand und schraubte geschickt einen Schalldämpfer auf seine eigene Pistole, bevor er um die Ecke spähte.
    Wie riesige Motten eine Flamme umflatterten drei Engel einen chaotischen Menschenhaufen. Insgesamt waren es fünf Engeljäger, zwei Mädchen und drei Jungs, und sie schrien und fuchtelten mit ihren Waffen herum. Wütend stellte Alex fest, dass die Engel mit

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