Hueter der Daemmerung
Liste, aber Juan hat es geschafft, ihnen zuvorzukommen. Und dann hat er uns alle hier runtergebracht.«
»Warum Mexico City?«, fragte Alex. Er war nicht mehr besonders hungrig, wusste aber, dass er etwas zu sich nehmen sollte.
Er aß eine Gabel voll Spaghetti. »Juan war doch nicht von hier, oder? Ich dachte, er kam aus Durango.«
Kara nickte und trommelte leise auf den Tisch. »Das stimmt. Wir sind wegen einer Nachricht hier, die Juan auf dem Telefon gefunden hat. Alex, hier wird bald irgendeine Riesensache abgehen. Das dürfen wir uns nicht entgehen lassen. Und wir müssen gerüstet sein.«
Willow warf Alex einen schnellen Blick zu. »Und um was genau geht es?«, fragte sie Kara. Ihr Ton war ängstlich. Er wusste, dass sie an ihren Traum dachte.
»Ich fange besser ganz von vorne an«, sagte Kara. »Juan hat das Telefon nicht behalten, nachdem er die Informationen hatte. Aber er hat die Nachricht abgeschrieben. Wartet mal, ich zeig sie euch.« Sie stand auf und verließ den Raum. Ihre große schlanke Gestalt bewegte sich beinahe lautlos.
Willow wandte sich ihm zu. »Du Armer«, murmelte sie besorgt und strich ihm zart über die Wange. »Tut es sehr weh?«
»Geht schon«, sagte Alex, der im Geist noch halb bei dem war, was Kara ihnen erzählt hatte. »Ich wünschte nur, ich hätte zurückgeschlagen, als ich die Gelegenheit dazu hatte.« Dann schaute er Willow ins Gesicht. »Aber wie sieht es denn mit dir aus? Ist es für dich okay, hier zu sein?«
Ihre Mundwinkel hoben sich leicht, doch als Lächeln hätte er das beim besten Willen nicht bezeichnen können. »Ich komme schon klar«, erwiderte sie.
Alex verstummte, weil er nicht wusste, was er sagen sollte. Ihm war klar, wie schwer diese ungewohnte Situation für sie sein musste, in der alle ausschließlich den Engel in ihr sahen und ihr nicht über den Weg trauten. Und das, obwohl sie so ziemlich der vertrauenswürdigste Mensch auf diesem Planeten war. »Pass auf, falls wir bleiben, werden sie sich schon an dich gewöhnen«, sagte er. »Kara ist ein wirklich prima Kerl. Sie ist nur –«
»Ich weiß«, unterbrach sie ihn. »Alex, es ist schon in Ordnung. Ich kann vermutlich nicht erwarten, dass sie … es einfach so wegstecken.«
Sie war so wunderschön, wie sie dasaß in seinem verwaschenen Karohemd. Er legte ihr die Hand in den Nacken, beugte sich vor und küsste sie. Ihre Lippen waren warm und weich. Sie erwiderte seinen Kuss und er fühlte, wie sich ihre Anspannung löste.
Beide spürten mehr, als dass sie es sahen, dass Kara wieder zurück war. Ohne den Blick von Willow abzuwenden, lehnte Alex sich zurück. Er schenkte ihr ein Lächeln und diesmal erwiderte sie es schon ein klein wenig entspannter.
»So, das ist sie«, sagte Kara kurz. Ihre Miene wirkte angestrengt, als sie sich setzte. Alex wusste nicht, ob das an dem Dokument in ihrer Hand lag oder an dem, was sie gerade gesehen hatte. Vermutlich an beidem.
Sie schob ein Blatt Papier über den Tisch. »Die Mailadresse, an die das hier geschickt wurde, gehört dem Prediger der Kathedrale von Mexico City«, sagte sie. »Euch ist vielleicht schon aufgefallen, dass sie inzwischen von der Church of Angels übernommen wurde. Und kennt ihr das Sakramentshaus, direkt daneben? Dort befinden sich jetzt die Büroräume der Kirche. Der Prediger ist der Oberguru hier – und päpstlicher als der Papst.«
Alex drehte das Blatt zu sich herum, sodass auch Willow etwas erkennen konnte. Der Anblick von Juans vertrauter, verschnörkelter Handschrift, versetzte ihm einen Stich. Er fing an zu lesen:
Ja, ich kann bestätigen, dass Vorbereitungen für den geplanten Besuch des Seraphischen Konzils in Mexico City getroffen werden. Sie haben dort verschiedene außerordentlich dringende geschäftliche Angelegenheiten zu regeln, unter anderem geht es um die Wahl eines Oberhauptes für die Kirche in Mexiko. Wie bereits besprochen sind schärfste Sicherheitsvorkehrungen während ihres Besuches unabdingbar – die Bevölkerung darf von ihrer Anwesenheit nichts erfahren. Seien Sie aber versichert, dass es den Kirchenoberen sowie einigen handverlesenen Gästen selbstverständlich gestattet sein wird, ihnen ihren Respekt zu erweisen. Das werden wir diskutieren, wenn wir das nächste Mal miteinander sprechen. Schicken Sie bis dahin bitte eine kurze Zusammenfassung aller geplanten Sicherheitsmaßnahmen. Und denken Sie daran: Ihre Sicherheit ist lebenswichtig für die gesamte Gemeinschaft der Engel.
»Seraphisches Konzil?«,
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