Hueter der Daemmerung
nämlich echt keinen Bock auf eine Selbstmordmission.« Kara stützte das Kinn in die Hand und machte ein besorgtes Gesicht. »Entscheidend ist allerdings, dass das Team auch wirklich fähig ist, das Konzil auszuschalten, denn eine zweite Chance werden wir vermutlich nicht bekommen. Falls wir versagen …« Sie zuckte mit den Schultern. »Tja, ich bezweifle stark, dass sie uns entwischen lassen werden, damit wir es später noch mal probieren können.«
»Ich glaube, du hast recht – das ist unsere einzige Chance«, sagte Willow fest. Sie erzählte Kara von ihrem Traum. Alex sah, wie Kara erstarrte.
»Also ist es sozusagen … Schicksal, dass ihr beide hier seid«, sagte sie.
»Sieht ganz so aus«, bemerkte Alex und spielte mit seiner Gabel. In Gedanken ging er alles, was Kara gesagt hatte, noch einmal durch. Dass es allein von Luis abhing, ob sie das Team zu dem Empfang einschleusen konnten oder nicht, war für seinen Geschmack etwas wackelig und wollte ihm nicht so recht behagen. Aber selbst wenn alles nach Plan verliefe, würde ihre Flucht nach dem Tod des Konzils immer noch die weitaus größte Herausforderung darstellen. Vor allem, wenn die Leute erst einmal begriffen hätten, was passiert war. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit würden sie nicht ungeschoren davonkommen.
Er klopfte mit der Gabel auf den Tisch und schob die logistischen Probleme fürs Erste beiseite. »Okay, bis zu diesem Empfang sind es also noch circa elf Wochen. Wenn du dein Team bis dahin in Form gebracht haben willst, warum schickst du sie dann jetzt schon auf die Jagd? Bevor sie so weit sind? Willst du, dass sie draufgehen, oder was?« Er erläuterte, was auf dem Zócalo passiert war. Wie er bereits vermutet hatte, war der einzelne Schütze, der die Engel am anderen Ende des Platzes tatsächlich getroffen hatte, Kara gewesen.
»Hört sich so an, als hätten sie alle zusammengegluckt«, sagte Kara verdrießlich. »Ich hatte ihnen doch gesagt, sie sollen sich aufteilen, verdammt noch mal!«
»Du hättest sie gar nicht erst losschicken dürfen! Großer Gott, du hättest sie sehen sollen, als sie dahinten von den drei Engeln angegriffen wurden – das totale Chaos. Was hast du dir bloß dabei gedacht?«
Ihre dunklen Augen blitzten. »Was ich mir dabei gedacht habe? Eine ganze Menge habe ich mir dabei gedacht] Seit Juans Tod führe ich die Gruppe an und das mache ich eben so gut ich kann, okay? Es sah echt so aus, als würden sie es packen! Ihre Trefferquote beim Schießtraining lag bei über neunzig Prozent. Sie sind bereits super im Scannen. Sie –«
Alex lachte ungläubig. »Ach komm, Kara, du weißt doch genau, dass es ein Riesunterschied ist, ob man auf echte Engel schießt oder auf Zielscheiben! Ich kann mich jedenfalls daran erinnern, dass Dad dir das oft genug gepredigt hat.«
»Tja, leider bin ich nicht dein Vater! Und es war auch nicht gerade geplant, dass Juan stirbt, bevor wir überhaupt richtig mit dem Training anfangen konnten, sodass ich diesen Haufen übernehmen musste –« Kara brach ab. Sie atmete aus und rieb sich mit einer Hand über das Gesicht.
Schweigen machte sich breit. »Ach verdammt, ich hab’s vermasselt, okay?«, sagte sie irgendwann mit müder Stimme. »Sie haben seit einer halben Ewigkeit Zielschießen geübt. Ich hatte gerade die Sache mit dem Konzil herausgefunden, und weil es unsere einzige Chance ist … wahrscheinlich habe ich einfach die Nerven verloren. Ich habe gedacht, es wäre eine gute Übung für sie, oder so was in der Art. Schließlich konnten wir doch nicht einfach nur untätig rumsitzen, irgendwas mussten wir unternehmen.«
Alex seufzte, er konnte diese Art von Frustration nur allzu gut nachvollziehen. »Ja, ich weiß. Mach dir keine Vorwürfe.« Er sah wieder auf seinen Teller hinunter. Lustlos aß er noch einen Happen. »An Juan reicht sowieso niemand heran. Er war einer der besten Anführer, unter denen ich je gearbeitet habe.«
Kara lehnte sich zurück und legte einen Fuß über das Knie. Sie bedachte ihn mit einem langen abwägenden Blick. »Ich wette, du könntest es«, sagte sie endlich. »Vielleicht wärst du sogar besser.«
Alex fuhr zusammen. Er sah, dass Willow ihn beobachtete und dasselbe dachte wie Kara. Sein Ton war schärfer als beabsichtigt. »Auf keinen Fall! Du bist die Anführerin, Kara. Ich helfe gerne, womit auch immer. Aber ich platze ganz bestimmt nicht hier rein und übernehme dein Team.«
Sie rollte mit den Augen. »Und was, wenn ich dich auf
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