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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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zögerte sie und sah Willow an. »Ahm … isst du und trinkst du wie wir, oder …?«
    Kalte Wut packte Alex. »Herrgott noch mal, Kara –«
    »Na und? Woher soll ich das wissen!«, schnauzte sie zurück. »Ich habe keine Ahnung, was Halbengel tun oder nicht tun …«
    »Jetzt hör schon auf! Meinst du, ich wäre auch nur mit ihr befreundet, wenn sie so wäre wie die?«
    Kara wollte etwas erwidern, doch dann wurde sie rot. Ohne zu antworten, knallte sie die Schranktür zu und nahm aus einem anderen Schrank ein Glas Instantkaffee, das sie heftig auf die Arbeitsfläche stellte.
    Willow sah weg und schlang die Arme um ihren Körper. Das Karohemd bauschte sich um ihre Oberschenkel. »Ja, ich esse und trinke genau wie ihr«, sagte sie leise. »Aber ich möchte nichts.«
    Alex wünschte, er könnte sie an seine Brust ziehen. Stattdessen legte er den Arm um sie. Er spürte, wie verspannt ihre Schultern waren. Kara goss kochendes Wasser in die Becher und fügte etwas Milch hinzu. »Zwei Stück Zucker, richtig?«, sagte sie, ohne ihn anzuschauen.
    Überrascht hob er den Kopf, seine Kehle wurde eng. So hatte Jake seinen Kaffee getrunken. »Nein, äh … nur Milch.«
    Er sah, dass Kara ihren Fehler bemerkte; schmerzlich berührt verzog sie das Gesicht. Während ihrer Jagdausflüge hatten sie bestimmt hundertmal unterwegs an irgendwelchen Tankstellen angehalten. Und immer war Kara hineingegangen und mit einer Ladung Kaffee für alle wieder herausmarschiert. Sie hatte Jake dafür verspottet, dass er Zucker nahm und hatte oft gesagt, er sei wohl nicht Manns genug, seinen Kaffee schwarz zu trinken.
    Alex wusste, dass sie jetzt dasselbe Bild vor Augen hatte wie er: Das Grinsen seines Bruders, wenn er erwiderte: »Ach komm, eigentlich willst du damit doch nur sagen, dass ich auch so schon süß genug bin, stimmt’s?« Aus dem Flirt zwischen Jake und Kara war nie mehr geworden, was bestimmt nicht daran lag, dass Jake es nicht versucht hatte, so wie Alex seinen Bruder kannte.
    Kara reichte ihm wortlos einen Becher, dann ließen sich alle drei an einem ramponierten Holztisch nieder, der den halben Raum einnahm. »Willst du ganz sicher nichts?«, fragte sie Willow steif.
    »Vielleicht ein bisschen Wasser«, entgegnete Willow. »Ich kann es mir selber holen«, fügte sie hinzu, als Kara Anstalten machte aufzustehen.
    Schweigend warteten Alex und Kara, bis Willow die Gläser im Schrank gefunden und sich Wasser aus einer Flasche auf der Arbeitsplatte eingeschenkt hatte. Kara guckte Willow demonstrativ nicht an. Sie saß da, trank ihren Kaffee und trommelte mit den Fingern auf dem abgenutzten Holztisch herum. Ihre Fingernägel waren kurz, aber sorgfältig zurechtgefeilt und leuchtend rosa lackiert. Bei ihrem Anblick regten sich in Alex Erinnerungen. Diese unvermuteten Anflüge von Weiblichkeit in Karas Erscheinungsbild hatten ihm, als er vierzehn oder fünfzehn Jahre alt gewesen war, so manche schlaflose Nacht beschert. Endlos hatte er darüber spekuliert, ob sie wohl auch Spitzenunterwäsche trug. Kara hätte ihn höchstwahrscheinlich ordentlich vermöbelt, wenn sie davon gewusst hätte. Nein, nicht nur »höchstwahrscheinlich«.
    Willow glitt auf den Stuhl neben ihn und wich seinem Blick aus. Unter dem Tisch streichelte Alex beruhigend ihren Oberschenkel und wünschte sich, sie wären allein. Es gefiel ihm nicht, wie angespannt sie wirkte. Sie atmete aus und warf ihm einen dankbaren Blick zu.
    »Also, was ist das hier?«, fragte er Kara noch einmal. »Wie bist du überhaupt bei den Engelsuchern gelandet? Und wie hast du es geschafft, am Leben zu bleiben? Cully hat gesagt –«
    Karas Augen wurden groß. »Du hast Cully gesehen?«
    »Ja, vor etwas über einem Monat.« Alex senkte den Blick und spielte am Henkel seines Kaffeebechers herum. »Er hat das Angelburn-Syndrom, Kara.« Selbst jetzt noch fand er es unerträglich, darüber nachzudenken. Er und Jake waren gemeinsam in dem abgelegenen Engeljäger-Camp in der Wüste von New Mexico aufgewachsen. Als ihr Vater, Martin, damals anfing, den Bezug zur Realität zu verlieren, hatte Cully das Kommando übernommen. Und zwar so taktvoll und unauffällig, dass Alex’ Vater es gar nicht richtig bemerkt und es ihm deshalb auch nicht krummgenommen hatte. Der Mann war wirklich in jeder Hinsicht wie ein Vater für ihn gewesen.
    Er beschrieb Kara die Begegnung – wie Cully jetzt allein in dem alten Camp hauste. Wie er versucht hatte, Willow zu töten, weil die Engel es ihm befohlen

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