Hüter der Flamme 02 - Das Schwert des Befreiers
hört mir zu«, sagte Karl auf erendra, als er in der Mitte des Kreises aus Gesichtern stand. »Ich habe euch etwas zu sagen.« Er machte eine Pause und schaute sie an. Mit einer Ausnahme sahen die früheren Sklaven immer noch verängstigt aus. Die Ausnahme war Chak. Er strahlte beinahe Vertrauen aus, als er so im Schneidersitz dasaß, die rechte Hand niemals weit vom Schwertgriff entfernt.
Lou Riccettis rundes Gesicht strahlte ihm auch entgegen. Auf Lou konnte man bauen, wenn es darum ging, etwas auszuarbeiten, das mit Zahlen zu tun hatte. Und daß er ein paar Semester Wirtschaft studiert hatte, schadete auch nichts. Riccetti nickte ihm beruhigend zu.
Ahira blickte finster drein. Wie üblich. Er haßte es, im Ungewissen gelassen zu werden. Wahrscheinlich würde ihm das, was jetzt kam, auch nicht besser gefallen.
Und dann war da noch Slowotski. Walter, wenn ich je rauskriege, was du denkst, erkläre ich mich zum Genie.
*Eigentlich ist Walter nicht schwierig. Er ist ...*
Psst! Karl fuhr fort: »Für die unter euch, die es nicht wissen: Kopfgeldjäger sind hinter mir her. Als ich Ellegon traf, war er in der Kloake in Pandathaway angekettet. Das hat mir nicht gefallen, und da habe ich ihn befreit.
Das gefiel nun den Zünften in Pandathaway nicht. Sie haben mir Sklavenhändler hinterhergeschickt. Hinter uns allen. Die haben uns in der Wüste eingeholt.
Es ist uns gelungen, zu entkommen und später die verdammten Hunde alle zu töten. In Pandathaway denkt man jetzt wohl, daß ich tot bin.« Die Matriarchin hatte gesagt, daß man ihn nicht finden könnte, solange er sich auf dem Schutzgebiet der Heilenden Hand befände. Mit Sicherheit konnte niemand einen Lokalisierungszauber über ihn sprechen, als er auf der anderen Seite des Tores zu Hause gewesen war.
»Sie werden dort aber bald hören, daß ich lebe. Dagegen können wir nichts unternehmen.« Zwanzig Yards hinter Ahira funkelte der gefangene Schütze ihn an. »Selbst wenn wir diesen da töten, werden die anderen befreiten Sklaven reden.
Deshalb schlage ich jetzt zwei Dinge vor: Erstens, Chak kennt ein unbesiedeltes Tal in Theranj. Dorthin sollten wir ziehen und uns da niederlassen, Vieh züchten, Ackerbau betreiben und so weiter. Wir müssen noch eine Gruppe nach Metreyll schicken, um weitere Ausrüstung, Rinder, Schafe, Ziegen und Hühner und alles, was wir brauchen, zu besorgen. Die Fahrt wird eine Weile dauern. Es wird auch eine harte Arbeit werden, Häuser zu bauen, das Land zu roden und zu bestellen. Aber wenn wir uns dort erst einmal niedergelassen haben ...«
Walter schüttelte den Kopf. »Das bringt auch nichts. Pandathaway hat dich auf der Abschußliste, Karl. Die lassen sich von der Rache auch nicht durch die Entfernung abschrecken. Es würde uns lediglich einen Aufschub verschaffen; aber das wäre auch schon alles.«
*Bemerkst du das ›uns‹?*
Ja. Ruhe jetzt. Karl hielt die Hand hoch. »Nein! Ich werde in den ersten Jahren dort nicht viel Zeit verbringen. Auf keinen Fall lange genug, daß sie mich aufspüren könnten. Statt dessen ... Lou, erkläre doch mal mehr über Angebot und Nachfrage und wie das den ökonomischen Nutzen beeinflußt.«
Riccetti nahm sein Stichwort auf, als hätten sie es vorher geprobt. Was auch tatsächlich der Fall war.
Er begann: »Der Preis aller Dinge hängt von zwei Sachen ab: Wieviel es davon gibt und wie sehr die Leute es wollen. Das ist Angebot und Nachfrage. Wenn etwas - irgend etwas - zu teuer wird, fangen die Leute an, Ersatz zu suchen. Das gilt für Schwerter, Getreide, Vieh - und Sklaven. Karl redet davon, Sklaven zu teuer zu machen.«
»Ganz genau.« Karl kreuzte die Arme über der Brust. »Und das machen wir, indem wir den Sklavenfang zu teuer machen: zu einem riskanten Geschäft. Ich meine, so etwas, wie wir gestern gemacht haben, nur in größerem Umfang. Wir greifen jede Sklavenkarawane an und zwingen die Sklavenhändlerzunft, immer mehr Wachen für ihre Karawanen einzusetzen. Damit wird der Gewinn aus dem Sklavenhandel immer geringer. Und das machen wir solange, bis das System zusammenbricht.«
Ahira schüttelte den Kopf und sagte: »Das ist doch einfach schwachsinnig. Es gibt jede Menge Sklaven, Karl. Du wirst die Preise für Sklaven um keinen Deut drücken. Überlege doch - Pandathaway allein importiert etwa drei- oder viertausend Sklaven pro Jahr. Im Augenblick verschaffen sie sich die durch Überfälle auf Therranj, Melawei und andere Gebiete. Angenommen, daß jede Karawane zwanzig Sklaven hat
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