Hüter der Flamme 02 - Das Schwert des Befreiers
und du eine Karawane alle zehn Tage angreifst und die Sklaven befreist, und angenommen, daß alle befreiten Sklaven zu uns in dieses Tal kommen oder nach Hause gehen, dann sind das höchstens etwa tausend Sklaven pro Jahr.« Er zuckte mit den Achseln. »Das wird den Preis ein bißchen hochtreiben, aber sonst passiert gar nichts.«
Walter Slowotski grinste und nickte. »Großartig, Karl! Verdammt, James, da irrst du dich! Es passiert mehr. Sobald wir gezeigt haben, daß wir mit Erfolg Sklavenkarawanen angreifen, werden andere das auch tun. Bisher haben doch nur alle aus Angst vor Vergeltung sich nicht mit der Sklavenhändlerzunft angelegt. Sobald wir zeigen, daß wir damit durchkommen, ist die größte Angst weg.
Du kannst darauf wetten, daß manche von den arbeitslosen Söldnern ins Geschäft kommen wollen. Da sie aber die Sklaven gestohlen haben, haben sie Angst, sie zu verkaufen. Sie werden sie auch befreien wollen, um Gewinne aus dem Geld zu ziehen, das die Sklavenhändler bei sich haben. Genau wie wir das gemacht haben.«
Er schwenkte seine pralle Geldtasche. »Das hast du verdammt gut ausgedacht, Karl. Das war's doch, was du gemeint hast, oder?«
»Ja.«
Von der anderen Seite der Lichtung rief Andy-Andy: »Es ist verrückt!« Schnell kam sie auf die Gruppe zu.
Wie hat sie das gehört?
*Ich habe eure Worte weitergegeben.* Ein mentales Grinsen. *Wenn du nett zu mir bist, werde ich deine Gedanken nicht ohne Erlaubnis weitersenden.*
Ich habe nicht gewußt, daß du das konntest. Aber eigentlich ist es nicht so überraschend.
*Du hast nie danach gefragt.*
Etwas verärgert meinte er: Na schön, dann gib mal das weiter. Er brach ab. Vergiß es. »Andy ...«
»Später.« Sie lächelte. »Wir haben jede Menge Zeit auf der Fahrt in dein Tal. Aber wir sollten nicht zu lange warten.« Sie legte die flache Hand auf den Bauch. »Ehe ich anfange anzuschwellen.«
Karl mußte lächeln.
Ahira schüttelte nur den Kopf. »Es ist der helle Wahnsinn, weißt du. Aber ...«
»Aber was?« fragte Riccetti erstaunt. »Es ist doch völlig logisch.«
»Aber wir versuchen es.« Der Zwerg sprang auf und streckte Karl die Hand hin. »Du kannst auf mich zählen.« Als sie sich die Hände schüttelten, meinte Ahira noch. »Einen Versuch ist's wert.« Dann wandte er sich an die befreiten Sklaven. »Ihr könnt entweder mit uns kommen oder weggehen. Wer weg will, soll nachher zu mir kommen.«
Slowotski grinste. »Jetzt müssen wir uns nur noch mit ein paar tausend Sklavenhändlern anlegen.«
Andy-Andy schüttelte den Kopf.
»Da ist noch etwas.«
»Oh?« Ahira schaute erstaunt zu ihr. »Hab ich was nicht mitbekommen ?«
»Wir müssen auch am Leben bleiben.«
Karl nickte. »Das ist schließlich der Hauptpunkt bei dem ganzen Plan.«
Ein Feuerstoß stieg zum Himmel auf. *Ein feiner Hauptpunkt!*
Mit Ellegon an der Seite lächelte Karl auf den Gefangenen hinunter. »Ich werde dich gehen lassen. Wir geben dir einen Wasserschlauch und ein Messer. Du kannst dich zu Fuß heute abend noch auf den Weg durch die Wüste machen.« Als der Junge auf die Pferde schaute, schüttelte Karl den Kopf. »Nein, ich brauche diesen Vorsprung. Wenn du versuchen solltest, früher loszugehen oder gegen einen von uns die Hand zu erheben oder ein Pferd zu stehlen, werfe ich dich Ellegon zum Fraß vor.«
Der Drache schielte schon ganz gierig zu ihm hinüber. *Bitte, geh früher. Ich könnte einen Imbiß vertragen.*
Der Gefangene schaute finster zu Karl hinauf. »Der Zünfterat von Pandathaway wird dich wie ein Tier jagen. Sie werden dich finden, Karl Cullinane, und wenn mein Lord Mehlen es erlaubt, werde ich nach Pandathaway kommen und zusehen, wie du stirbst.«
Karl lächelte. »Dein Lord Mehlen soll ihnen eine Botschaft überbringen von mir. Er soll ihnen sagen, daß Karl Cullinane lebt und ...« Er beendete den Satz nicht.
War es denn nicht Wahnsinn? Hier bin ich, ein werdender Vater, und beschwöre nichts als Schwierigkeiten herauf. Ahira hatte recht. Es ist absoluter Wahnsinn.
*Du hast der Matriarchin etwas versprochen. Auch wenn sie dir jetzt nicht mehr helfen will, wirst du doch dein Versprechen halten, oder nicht?*
Karl schaute hinüber, wo das kleine Mädchen über einer Schüssel mit Suppe Andy-Andy anlächelte. Es war nur die Andeutung eines Lächelns, aber immerhin ein Lächeln. Und ein ganz besonderes Lächeln ...
Ja. Verdammt noch mal. Ja! Er schnitt den Armbruster los. »Richte ihnen aus: Ich jage sie!«
Teil II
Das Tal
Kapitel
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