Hüter der Flamme 02 - Das Schwert des Befreiers
nicht besonders hoher Gunst.«
»Stimmt.« Ahrmin lächelte. Sklavenraubzüge waren nicht gerade dazu angetan, die Zunft bei den Einheimischen beliebt zu machen.
»Aber ich habe seinen Weg während der letzten zehn Tage genau verfolgt. Es scheint, daß er durch die Mittelländer zieht, möglicherweise nach Ehvenor.«
»Ehvenor, Meister Wenthall? Könnte er Geschäfte in Faerie vorhaben?«
»Halte ich für unwahrscheinlich«, sagte der Magier ungehalten. »Für Menschen wäre das zu riskant, besonders für normale. Aber es gäbe noch andere Gründe, nach Ehvenor zu ziehen, als eine Passage nach Faerie zu bekommen. Du solltest das doch wissen, Sklavenhändler.«
»Melawei! Er will nach Melawei.«
Aber warum? Es gab nur zwei Gründe, nach Melawei zu ziehen: Kopra und Sklaven. Keines von beiden schien auf Karl Cullinane zu passen.
»Schon möglich«, sagte Wenthall. »Vielleicht aber auch nicht. Es ist doch vorstellbar, daß er Geschäfte in den Mittelländern hat. Ich schlage daher vor, daß du damit anfängst, eine Passage nach Lundeyll zu nehmen - hier.« Er tippte auf die Karte. »Überprüfe es noch mal mit dem Kompaß und der Kugel. Wenn Cullinane sich nicht von der Stelle bewegt hat, werden sich beide Linien an diesem Ort schneiden.«
»Also« - der Magier hob den Zeigefinger -, »solltest du ihn je verlieren, kannst du ihn mit Hilfe dieser Technik präzise lokalisieren.
Auf alle Fälle kannst du von Lundeyll aus die südliche Route nehmen durch die Aershtyls, falls er noch in den Mittelländern ist. Es gibt eine Landroute nach Melawei. Auf die könnte er es abgesehen haben. Wenn ja, müßtest du ihm mit dem Schiff zuvorkommen, stimmt's?«
»Aber sicher, Meister Wenthall. Die Überlandstrecke soll sehr schwierig sein.«
»Fein. Ich werde mich heute noch mit deinem Zunftmeister unterhalten. Geh zu ihm, ehe du Pandathaway verläßt. Er wird dir ein Schreiben mitgeben, das dir gestattet, ein Schiff zu befehligen, das für die Raubzüge eingesetzt wird. Das ist für den Fall, daß Cullinane nach Melawei will.«
»Vielleicht nimmt er ein Schiff nach Melawei.« Ich könnte ihn auf See erwischen. Falls die »Geißel« oder die »Peitsche« in Lundeport sind ...
»Vielleicht.« Der Magier streckte ihm die Kugel hin.
»Geh mit diesem Apparat sehr vorsichtig um! Ich darf gar nicht daran denken, wieviel Zeit und Mühe ich hineingesteckt habe. Ein Finger von einer gerade getöteten Elfin ist heutzutage schwer zu bekommen.«
Ahrmin nahm die Kugel und nickte entschlossen. »Ich werde ihn finden, Herr, und ihn Euch zurückbringen«, versicherte er dem Magier. Er wollte schon gehen, da erinnerte er sich an etwas.
Nein. Sein Vater würde nicht wollen, daß er so ginge. Rein beruflich mußten die Sklavenhändler eiskalt und blutleer und verwegen sein. »Die Belohnung existiert doch noch? Ich werde Ausgaben haben, Meister Wenthall. Ich muß eine Mannschaft anheuern. Sollte ich ein Schiff in Lundeyll befehligen, muß ich den Seeleuten Heuer bezahlen. Das ist Gesetz, Meister.«
Der Magier kicherte. »Du bist wirklich der Sohn deines Vaters! Also schön, die Belohnung wird verdoppelt, verdreifacht, wenn du ihn lebendig zurückbringst.« Er lächelte. »Ich kann seine Haut gut verwenden; aber sie muß abgezogen werden, solange er lebt.«
Ahrmin lief es unwillkürlich kalt über den Rücken. Er zwang sich zu lächeln und nickte. »Ihr werdet sie bekommen, Herr. Das schwöre ich.« Mit tiefer Verneigung verließ er den Raum.
Also Karl Cullinane lebte und war wohlauf. Wahrscheinlich lachte Cullinane oft, weil er Ohlmin getötet hatte. Bald würde ihm das Lachen vergehen.
Du hast Ohlmin getötet, Karl Cullinane. Du hättest meinen Vater nicht töten sollen.
Kapitel neun
Baron Furnael
Wenn wir für die Nachwelt Pläne machen, sollten wir daran denken, daß Tugend nicht erblich ist.
Thomas Paine
»Beinahe fange ich an, die Mittelländer zu mögen«, sagte Ahira und schaute zu Karl von seinem gescheckten Pony auf. »Besonders Bieme.«
»Beinahe«, meinte Karl müde.
Ahira nickte. »Wir haben ein paar Sklaven gesehen, aber keine Sklavenhändler und keine Peitschen. Nach örtlichen Maßstäben ist das nicht übel.«
»Nach örtlichen Maßstäben.«
Ahira fragte verärgert. »Was bist du heute? Ein griechischer Chor? So wie du und Slowotski in Chem?«
Karl lachte. »Ich hatte keine Ahnung, daß du davon weißt.«
»Walter hat's mir erzählt. Er hat mich zu tiefstem Stillschweigen verpflichtet, bis es verjährt sein
Weitere Kostenlose Bücher