Hüter der Flamme 02 - Das Schwert des Befreiers
Wie-immer-der-Name-sein-wird stiehlt - würdest du sie dann nicht auch zurückhaben wollen?« Er legte die Hand auf ihren Bauch. »Na? Oder würdest du dann auch denken, daß irgendwelche fremden Leute besser für sie sorgen könnten?«
Sie antwortete ihm lange nicht.
Endlich sagte sie: »Nimm die Hand weg, Karl. Du hast recht, wie üblich, du Bastard.« Dann wischte sie die Augen mit dem Ärmel aus. »Aber es wird ein Junge!« Sie stand auf, nahm die Decke und ging den Abhang hinunter, wo Aeia schlief. Dort setzte sie sich neben das kleine Mädchen und nahm eine von Aeias Händchen in ihre.
So saß sie da und betrachtete das Kind, bis die Nacht wich und die Sonne auf den Baumspitzen thronte.
TEIL III
DIE MITTELLÄNDER
Kapitel acht
Ahrmin
Rache ist eine Speise, die am besten kalt schmeckt.
Sizilianisches Sprichwort
Der fensterlose Raum war dunkel und roch modrig nach alten Papieren und Pergamenten. Die einzige Lichtquelle war eine Lampe an der Decke. In einer dunklen Ecke brannte ein Rauchfaß aus Messing und schickte schwankende Rauchfinger in die Luft. Seine Augen brannten.
Ahrmin unterdrückte einen Schauder. Er war nie gern in der Nähe von Magiern; aber es war noch schlimmer, einem auf dessen eigenem Territorium gegenübertreten zu müssen. Sein Vater hatte ihm immer wieder eingeschärft: »Bleib von den Magiern weg, Sohn, wann immer du kannst.« Während der neunzehn Jahre seines Lebens hatte Ahrmin nie einen Grund gehabt, diesen Rat anzuzweifeln.
Bewegungslos stand er mitten auf dem blutroten Teppich und wagte nicht, Wenthall beim intensiven Studium der Kristallkugel zu stören.
Warum man das Ding eine Kugel nannte, war Ahrmin unklar. Die »Kugel« war das kopfgroße Modell eines menschlichen Auges, Iris und Pupillen vorne eingezeichnet, mit einem Fortsatz hinten, der den Sehnerv darstellte, mit dem das Auge mit dem Gehirn verbunden war.
Der fette Zauberer hielt den Kristall vor sich an diesem Fortsatz und starrte von hinten durch die Kugel, als säße er hinter dem Auge eines Riesen, durch das er hindurchschaute.
Schließlich schüttelte er den Kopf, seufzte tief und legte die Kugel wieder in ein Holzgestell, ehe er sich Ahrmin zuwandte. »Gut. Ich sehe, du hast meine Aufforderung erhalten.«
»Ja, Herr.« Warum ich? Ich bin doch nur ein Geselle. Wenn du meine Zunft brauchst, warum hast du dann nicht nach einem Meister geschickt?
Das sagte er aber nicht laut. Der Zunftmeister der Sklavenhändler, Yrin, hatte einen Großteil seiner Amtszeit damit verbracht, die oft gespannten Beziehungen zwischen der Sklavenhändlerzunft und der Magierzunft zu verbessern. Man wußte, daß er wenig Nachsicht mit einem Lehrling oder Gesellen hatte, der die Magier auf irgendeine Art beleidigte.
Falls dieser Lehrling oder Geselle das überlebte! Die Annäherung zwischen Sklavenhändlern und Magiern war zwar provisorisch, hatte sich aber bezahlt gemacht. Durch sie waren Therranj und Melawei für Raubzüge geöffnet worden. Der Zunftmeister der Magier nahm der Allianz gegenüber nur eine lauwarme Haltung ein. Yrin duldete keinen Akt, der daraus eine Opposition machen würde.
Wenthall ging zu einer Wasserschüssel und spritzte sich Wasser ins Gesicht. Dann trocknete er seinen schwarzen Bart mit den grauen Gewändern ab. »Erinnerst du dich, daß eine Belohnung ausgesetzt ist für die Ergreifung des Mannes, der unseren Kloakendrachen gestohlen hat?« fragte er und ließ sich auf einem Schemel nieder. Die Hände faltete er über seinem dicken Bauch.
»Natürlich.« Unwillkürlich sprach Ahrmin das Wort wie eine Frage aus. Schließlich hatte mehr als ein Jahr niemand Anspruch auf die Belohnung erhoben. Der Missetäter war bestimmt tot oder aus den Erengebieten so weit entflohen, daß ihn nicht einmal die Lokalisierungszaubersprüche des Zunftmeisters der Magier, Lucius, erreichen konnte. »Aber auf die Drachenjagd verstehe ich mich nicht, Meister Wen-thall. Da habe ich keinerlei Erfahrung. Selbst falls es noch ein paar kleine Drachen geben sollte.«
Die Augen des Magiers blitzten. »Hör zu, du Narr. Du sollst keinen Drachen jagen — du und ich haben gemeinsamen Groll gegen den, der unseren Kloakendrachen befreit hat. Er soll verantwortlich sein für den Tod zweier Männer: Blenryth aus meiner Zunft und Ohlmin aus deiner!«
Ohlmin? Das würde heißen — nein! Das war unmöglich. »Aber Karl Cullinane muß tot sein oder zumindest aus der Gegend geflohen, Herr. Keiner von euch Magiern konnte ihn
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