Hüter der Flamme 02 - Das Schwert des Befreiers
getan habe, weil ich ihn dabeihaben wollte, oder ob ich euch beiden nur nicht genug getraut habe, ihn hierzulassen. »Ich glaube, ich werde Ahira fragen. Der will bestimmt mit. Er ist im Kampf so gut wie ich ...«
*Besser.*
»... und er hat eine Begabung für Strategie. Seine Fähigkeit, im Dunkeln zu sehen, könnte auch sehr nützlich sein. Darin ist er sogar besser als Ellegon.«
»Wie wird er das hinnehmen, daß du den Befehl führst, Karl?«
»Was? Wer hat denn gesagt ...«
»Wie Walter immer sagt: denk eine Sache durch! Du hast immer gedacht, Ahira sei zu konservativ, immer darauf bedacht, einem Kampf auszuweichen. Und jetzt willst du ihm den Befehl überlassen, wenn du darauf brennst, Ärger zu bekommen?«
Leicht verärgert meinte Karl. »Da werden wir uns schon einigen. Unser Vorhaben ist zu wichtig, als daß wir es uns durch dieses Wer-hat-das-Sagen-Spielchen versauen lassen. Und dann ...«
»Und dann? Ich erinnere mich nicht, meinen Namen gehört zu haben.«
»Sei doch nicht albern!« wies er sie zurück.
»Albern?«
»Jetzt ist nicht die Zeit für eine pseudofeministische Diskussion. Wir sind wenigstens sechs Monate unterwegs. Wenn du denkst, ich lasse eine schwangere Frau auf einem Pferd mithoppeln, dann denk noch mal scharf nach. Der Fall ist erledigt! Du bleibst hier, wo es sicher ist.«
»Du bist immer so diplomatisch, Karl.« Sie winkte ab. »Aber vielleicht hast du recht. Nur du, Chak und Ahira also?«
»Von den neuen Leuten kann ich in einem Kampf nicht viel erwarten. Fialt ist am besten; aber gegen einen guten Schwertkämpfer hält er keine zehn Sekunden stand. Andererseits versucht er wirklich, es zu lernen. Wenn er mit will, von mir aus. Chton, Kirah und Ihryk sind hier glücklich. Tennetty dagegen ...«
»Tennetty wäre nirgends glücklich.«
»Genau. Aber sie brennt darauf, Sklavenhändler zu töten. Das verstehe ich. Wenn sie will, kann sie mit.«
»Sind das alle?« Andrea runzelte die Stirn. »Scheint eine furchtbar kleine Gruppe zu sein.«
»Ist es. Aber die beste. Im Augenblick.« Am besten, ich bringe es hinter mich. »Wir nehmen noch jemand mit, Andy.«
»Nein, Karl, nicht Aeia!«
»Wir bringen sie nach Hause. Wir können einen Abstecher durch Melawei machen. Müßte ein gutes Jagdgebiet sein. An der ganzen Küste waren Sklavenüberfälle.« Laut Chak allerdings hauptsächlich vom Meer aus. Soweit er wußte, war Orhmyst der einzige Sklavenhändler gewesen, der die schwierige Route über Land unternommen hatte.
Frage: Wie kämpft man gegen ein Sklavenhändlerschiff?
*Antwort: Sehr vorsichtig. Hast du noch mehr dämliche Fragen?*
Nein.
»Nein!« sagte Andy-Andy wie ein Echo auf Ellegons Antwort. »Das kannst du nicht tun! Sie hat sich schon etwas bei uns eingewöhnt. Das wird schon werden, wenn ich mich um sie kümmere.«
»Wir sind nicht ihre Familie, Andrea. Sie ist durch die Hölle gegangen. Das solltest du eigentlich besser als ich wissen. Wir wollen sie in ihrem eigenen Land bei ihrer Familie aufwachsen lassen.«
Andy-Andy setzte sich auf und wickelte wütend die Decke um sich. »Was haben die schon für sie getan? Kannst du mir das sagen? Ihre Familie hat zugelassen, daß Sklavenhändler sie geraubt und vergewaltigt haben! Karl, du kannst sie nicht mitnehmen. Das werde ich nicht zulassen!«
Er versuchte, ihr die Hand auf die Schulter zu legen; aber sie schüttelte sie ab.
»Wollen wir es ihr überlassen?« schlug er vor.
»Sie ist zu jung, um das zu entscheiden. Sie braucht jemand, der sich um sie kümmert.« Sie sah hinunter, wo Aeia schlief.
»Dich zum Beispiel?«
»Ja!« zischte sie ihn an. »Mich zum Beispiel. Glaubst du, ich bin zu blöd, um mich um sie zu kümmern? Glaubst du das?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, bestimmt nicht.«
Ihr Kopf drehte sich zu ihm. »Du Bastard!« Tränen standen in ihren Augen.
»Andy, das hat überhaupt nichts mit deinen Fähigkeiten zu tun. Sie ist ein kleines Mädchen. Irgendwo hat sie eine Familie. Die vermissen sie so, wie sie ihre Leute vermißt.«
»So wie unsere Familien zu Hause uns vermissen,ha? Darüber hast du dir aber bisher nicht den Kopf zerbrochen!«
»Das ist ein anderer Fall. Erstens sind wir Erwachsene und können unsere eigenen Entscheidungen treffen. Zweitens ist der Zeitunterschied zwischen hier und daheim so, daß noch kein Mensch unser Fehlen bemerkt hat. Für die zu Hause sind wir kaum ein paar Stunden weg.
Aber du lenkst vom Thema ab. Überleg mal: Wenn dir jemand die kleine
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