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Hüter der Flamme 02 - Das Schwert des Befreiers

Hüter der Flamme 02 - Das Schwert des Befreiers

Titel: Hüter der Flamme 02 - Das Schwert des Befreiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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seinem Beispiel. Ein Training ohne Aufwärmen forderte Muskelzerrungen und Sehnenrisse direkt heraus.
    Nachdem seine Gelenke und Sehnen sich nicht mehr widersetzten, richtete er sich auf. »Genug. Dann wollen wir anfangen.«
    Tennetty, Fialt und Aeia stellten sich ihm gegenüber auf und verbeugten sich nach japanischer Sitte. Karl erwiderte ihre Verbeugungen.
    Waren die traditionellen Riten hier überflüssig, überlegte er, und nicht zum erstenmal.
    Möglich. Durchaus möglich, daß die Riten des japanischen Dojo hier unangebracht waren. Wahrscheinlich waren sie auch zu Hause schon albern gewesen. Wahrscheinlich wäre es auch leichter, die Schläge, Tritte, Hebel und Griffe auf Erendra zu benennen.
    Aber die Tradition schien zu Hause funktioniert zu haben. Es erschien nicht sinnvoll, ohne zwingenden Grund alte Gebräuche zu verletzen.
    »Sanchin dachi«, sagte er, wobei er den rechten Fuß locker vorschwingen und eine Schulterbreite vor den linken aufsetzte, die Zehen leicht nach innen. Sanchin dachi war die beste Ausgangsstellung im Training für Handkantenschläge und Beinstöße. Im Kampf war Karl dagegen immer senkuzudachi lieber gewesen, eine auf gespreizten Beinen nach vorn gebeugte Position. Die Trainingsposition hatte aber auch den Vorteil, daß sie natürlicher wirkte und nicht zu einer feindlichen Attacke aufforderte.
    »Wir fangen mit ein paar Seiken an.«
    Chudan-tsuki, sensei?« fragte Chak, als er seine Position am Ende der Reihe neben Tennetty einnahm.
    »Gut. Fang mit der rechten Hand an.« Wie immer fing er mit einer Demonstration an. Seiken chudan-tsuki, ein harter Schlag in die Mittelpartie, fing an, indem man die nicht schlagende Hand nach außen streckte, als hätte man soeben einen Schlag abgewehrt, die Schlaghand wurde mit nach innen gedrehter Faust zurückgenommen und lag knapp unter den Rippen.
    Er bewegte sich langsam, nahm die linke Hand zurück, als er die rechte vorbrachte, drehte das Handgelenk so, daß der Handrücken nach oben zeigte, und spannte den Körper genau in dem Moment an, in dem der Schlag bei einem richtigen Gegner Körperkontakt hergestellt hätte.
    »Und nun die linke.« Er führte es vor, ließ dann die Hände sinken. »Jetzt... auf mein Kommando — seiken chudan-tsuki, in Vierergruppe.« Er ging näher heran. »Eins — langsam ausführen, im Takt bleiben. Zwei — besser, besser. Drei — Vier! Jetzt etwas schneller! Eins, zwei, drei, vier! Volle Pulle jetzt, als wäre es echt. Eins-zwei-drei-vier! Weitermachen!«
    Chak machte es wie üblich richtig. Er stand locker da, schlug rhythmisch; seine Arme bewegten sich wie gut geölte Kolben.
    Karl ging an dem kleinen Mann vorbei, um Tennetty zu helfen. »Nein, das Handgelenk gerade!« sagte er und korrigierte ihre Handhaltung. »Mmmm ... besser! Etwas mehr die Bauchmuskeln anspannen, wenn du zuschlägst. Nicht auf die Fußballen! Auf flachen Sohlen hat der Schlag mehr Kraft.« Er ging weiter zu Fialt.
    Fialt nahm immer noch die Schulter mit, wenn er zuschlug.
    Karl stellte sich vor ihn und packte die Schultern. »Versuch es jetzt. Kümmere dich nicht um mich.« Bei Karls längerer Reichweite würde Fialts Schlag nicht landen.
    Fialt schlug in die Luft und schob die Schulter gegen Karls Hand. »Stimmt nicht. Du mußt die Schulter still halten. Chak?«
    »Nicht wieder die Messer!« Der Kleine verzog das Gesicht.
    »Die Messer! Tennetty, Aeia - weitermachen!«
    Chak ging zum Baum, wo seine Sachen hingen, und holte zwei Gürtelmesser heraus, die er Karl mit dem Griff zuerst hinwarf. Karl nahm sie und berührte mit den Messerspitzen Fialts Schultern.
    »Versuch's jetzt!«
    Fialt blickte finster drein und schlug zaghaft zu.
    »Das war schon besser. Wenigstens haben sich deine Schultern nicht bewegt.« Karl verstärkte den Druck der Messerspitzen. »Aber es war keine Kraft hinter dem Schlag. Damit hättest du keine Fliege erschlagen. Mach's jetzt richtig.«
    Wieder ein zaghafter Schlag.
    »Schlag richtig zu, oder ich stech zu!« brüllte er, wie sein Karate-Lehrer ihn früher angebrüllt hatte. Eine Sekunde lang überlegte Karl, ob Mr. Katsuwahara ihn belogen hatte, wies aber diesen Gedanken als gotteslästerlich weit von sich.
    Diesmal schlug Fialt richtig zu. Die Schultern unbeweglich wie Felsen, der Körper angespannt beim Aufschlag.
    »Prima.« Karl nickte und gab die Messer zurück an Chak. Er wandte sich jetzt Aeia zu und ...
    Fialt schlug zu, einen perfekt ausgeführten seihen chudan-tsuki, der knapp unterhalb von Karls

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