Hüter der Flamme 02 - Das Schwert des Befreiers
zurückkehren wollte.« Er schüttelte den Kopf. »Ich werde dir ihr Zimmer zeigen, wenn du willst.
Aber wie ich schon sagte, die Fehde hörte langsam zu Zeiten meines Vaters auf, aber alte Gefühle sitzen tief. Es gibt auf vielen meiner freien Bauernhöfe noch Familiengräber mit Grabsteinen auf denen steht ›ermordet von dem Schwein Adanhan.‹ Ich hatte gehofft, daß die nächste Generation ...« Er brach ab. »Aber ich rede zuviel. Ich hoffe, du verzeihst mir, Karl, aber ich habe so selten jemand um mich, der nicht einer meiner Leibwächter oder Sklaven oder ein Fremder ist, der für sein Geld ein paar Extraladungen Getreide herausschlagen will. Es ist eine Freude, frei sprechen zu können.«
»Ich ... fühle mich geehrt, Zherr.« Karl glaubte nicht eine Sekunde, daß Furnael freimütig sprach. Der Baron versuchte, sein Mitgefühl zu gewinnen. Warum? Hatte Furnael nur die Idee aufgegeben, Karl so einzuschüchtern, daß er die Aufgabe übernehmen würde, die er ihm vorschlagen würde? Oder war da noch mehr?
Sie näherten sich den kleinen Holzhütten. Da ging die Tür der ersten auf, und eine Frau mit drei Kindern trat heraus, die lächelten und ihnen Grußworte zuriefen.
Kinder war vielleicht nicht ganz richtig. Das Größte war ein dunkelhaariger, etwa sechzehnjähriger Junge und sah wie eine jüngere Version Furnaels aus. Allerdings trug er, wie die anderen Kinder, einen leinenen Bauernkittel und Hosen, die mit einem Strick statt eines Gürtels zusammengehalten wurden. Er rannte herbei und nahm die Zügel von Furnaels Pferd in eine Hand und die von Karotte in die andere.
Furnael stieg ab und forderte Karl auf, ihm zu folgen. »Karl Cullinane, es ist mir eine Ehre, meinen ältesten Sohn vorzustellen: Rahff, der zukünftige Baron Furnael. Rahff — das ist Karl Cullinane. Ja, Sohn, der Karl Cullinane.«
Was tat der Sohn und Erbe eines Barons in den Sklavenunterkünften, wie ein Bauer gekleidet, das Gesicht von Schweiß und Dreck verschmiert, mit Blasen an den Händen?
Karl fragte nicht. Wenn Furnael soweit war, würde er Karl schon sagen, was er ihn wissen lassen wollte.
Rahff verbeugte sich steif mit großen Augen und offenem Mund.
»Der Gesetzlose? Wirklich?« Hochachtung zeichnete sich auf Rahffs Gesicht ab.
Karl war nicht wohl in seiner Haut. Bisher hatte er noch nie mit Heldenverehrung zu tun gehabt. »Das hängt von deiner Definition von Gesetzlosem ab«, sagte Karl. »Aber wahrscheinlich bin ich der, den du meinst.«
»Es ist ... mir ein Vergnügen, Euch kennenzulernen, mein Herr«, sagte Rahff. Die Förmlichkeit seiner Manieren bildete einen komischen Gegensatz zu seiner ärmlichen Kleidung und seinem schmutzigen Gesicht.
Das kleinste Kind, ein Junge, etwa ein Jahr jünger als Aeia und etwas kleiner, rannte zu Furnael und schlang die Arme um ihn. Mit liebevollem Lächeln strich ihm der Baron durch die Haare. »Und das ist Rahffs Bruder, mein Sohn Thomen. Mach dir nichts aus seinem Schweigen. Er ist bei Fremden immer so scheu.«
»Natürlich, Baron. Ich freue mich, dich Rahff und dich Thomen kennenzulernen.«
»Nicht ›Baron‹ - Zherr, bitte«, sagte der Baron und nahm Thomen auf den Arm. »Das ist keine förmliche Sache hier.«
»Zherr.«
Die Frau kam herüber. Sie sah auch wie eine etwas jüngere Ausgabe Furnaels aus, mit den gleichen hohen Backenknochen, allerdings war ihre Mundpartie runder. Ihr Haar war ebenso rabenschwarz.
»Karl Cullinane«, sagte Furnael, »das ist meine Kusine, meine Frau und die Mutter meiner Söhne: Beralyn, Lady Furnael.« Furnaels Stimme klang jetzt etwas kühler, vielleicht auch verächtlicher oder verärgert.
»Karl Cullinane«, sagte sie und nahm mit beiden Händen seine Hand. Im Licht, das durch die offene Tür strömte, sah Karl, daß ihre Hände rot und geschwollen waren; einige Blasen waren aufgeplatzt. »Ich hoffe, Ihr vergebt mir, daß ich Euch nicht in unserem Heim begrüße.«
»Selbstverständlich, Lady Furnael.« Er deutete einen Handkuß an. »Selbstverständlich.« Was, zum Teufel, tut eine Baronesse hier?
Furnael warf ihr einen tadelnden Blick zu und fuhr fort: »Und das hier, der Junge, der dein Pferd hält, ist Bren Adahan, Sohn und Erbe Baron Vertum Adahans, von dem ich dir schon erzählt habe.« Furnael setzte Thomen ab, ging hinüber und klopfte Bren auf die Schulter. »Schön, dich zu sehen, Bren. Geht es dir gut?«
»Sehr gut, Baron.« Fragend schaute er zu Karl. Als dieser nickte, streichelte er Karottes Hals. »Ein feines Pferd,
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