Hüter der Flamme 02 - Das Schwert des Befreiers
Extra-Armbrust brauchen. Wie ich höre, gibt es auf der Zirrischen See ein bißchen Ärger.« Das war eine kühne Lüge. Karl hatte überhaupt nichts Derartiges gehört. Wenn aber die Sklavenhändler Melawei überfielen, war es nicht abwegig, anzunehmen, daß sie auch ein paar Kaufleute berauben würden. Und falls Ganness in Erwägung zog, sie überzusetzen, hatte er natürlich davor Angst.
»Das stimmt allerdings.« Ganness stand still da. »Seid Ihr sicher, daß Ihr hier nicht gesucht werdet? Ich will nicht, daß mir noch ein Hafen verschlossen wird.«
Karl klopfte auf den Schwertgriff. »Ich bin sicher. Ich schwöre es hier drauf, wenn Ihr wollt.«
Ganness nickte. »Also gut. Ich kann die Pferde in den Frachtraum stecken; aber sonst habe ich nur Deckpassagen — außer Ihr wollt bei Euren Tieren schlafen.«
»Nein, danke.«
»Also abgemacht. Das macht sechs Gold für jeden Menschen, fünf für den Zwerg, zwei pro Pferd. Einfach. Zahlbar jetzt.« Er streckte die Hand aus.
Karl zog eine Augenbraue hoch. »Auf dem Kahn? Das sind fast zehn Platin. Dafür kann ich den Eimer kaufen.«
»Nein, könnt Ihr nicht, weil ich sie nicht verkaufe.« Er lächelte. »Außerdem ist die Warzenschwein schneller als sie aussieht. In mancher Beziehung ist sie besser als die Stolz. «
Karl mußte ein Lachen unterdrücken. Die Ganness' Stolz war eine schlanke, formschöne Schaluppe gewesen, kein schwimmendes Leck. Der einzige Vorteil dieses Kutters war, daß es Ganness weniger weh tun würde, ihn zu verlieren. »Na ja, sie ist wenigstens hier.«
Eine Hand in die Hüfte gestemmt, die andere ausgestreckt, verlangte Ganness: »Münzen, wenn Ihr so gut wärt.«
Karl hob den Beutel. »So viel habe ich nicht dabei.« Sollten sie wirklich die Fahrt mit Ganness machen? Vielleicht wäre es besser, auf das nächste Schiff zu warten.
Nein. Es konnte lange dauern, ehe ein anderes Schiff nach Melawei auslief. Wenn er Ganness ablehnte, könnte der Kapitän versucht sein, herumzuerzählen, daß hier ein gesuchter Mann wäre, für dessen Kopf Pandathaway viel bezahlen würde. Die Drohung steckte unausgesprochen in dem hohen Preis, den Ganness für die Überfahrt verlangte.
Karl öffnete den Beutel und zählte sechs Goldstücke heraus. »Das könnt Ihr als Anzahlung nehmen. Den Rest habe ich, wenn wir segeln.«
»Einverstanden. Dann sehe ich Euch wieder.«
Karl wollte gehen, aber Ganness hielt ihn auf.
»Halt! Habt Ihr nicht etwas vergessen?« fragte Ganness.
»Was denn?«
Der Kapitän deutete auf Karls Schwert. »Ich glaube, ein bißchen Schwören fehlt noch. Auf Euer Schwert, wenn Ihr die Güte hättet. Falls Ihr die Passage wirklich wollt.«
Karl zögerte.
»Wirklich«, versicherte Ganness, »sie ist ein gutes Schiff, seetüchtig und schnell.«
»Natürlich.« Karl zog sein Schwert langsam heraus, balancierte es auf den Handflächen. Am besten ich bringe es schnell hinter mich. Wer weiß, als nächstes erzählt er mir noch, sie hat das Blaue Band gewonnen.
Ahrmin hing an einer der Strickleitern, die am Dock festgemacht waren und zitterte.
Der Zirrische See war nachts kalt; aber die Dunkelheit gab Ahrmin und seinen zehn Männern gute Deckung. Er hatte mehrere Stunden überlegt, wie viele der vierzig Männer von der Geißel er mitnehmen sollte. Eine zu kleine Gruppe würde Cullinane und seine Freunde nicht überwältigen können; eine zu große würde er nicht verbergen können. Das Überraschungsmoment war immer ein riesiger Vorteil, und Ahrmin wollte jeden möglichen Vorteil haben.
Man brauchte schon scharfe Augen, um die Köpfe der elf Männer und die Ansätze der Stricke an der Seite des Docks zu entdecken. Das Dock war kräftig und dick und erhob sich höher als zwei Köpfe über das glatte, schwarze Wasser.
In der Nähe des Schiffs klapperten Sandalen auf Holz und Befehle wurden gegeben, als die Mannschaft die letzten Vorbereitungen zum Ablegen der Warzenschwein traf.
Neben Ahrmin hing Jheral an der Leiter. Er stieß ihn an und flüsterte: »Solltest du nicht die Kugel noch mal überprüfen? Oder hast du Angst, sie zu verlieren?« Jheral schüttelte den Kopf, um das Wasser aus dem Gesicht und seinen langen spitzen Ohren zu entfernen.
Ahrmin warf ihm einen finsteren Blick zu. Der verdammte Elf machte mehr Ärger als er wert war. Jheral war Sklavenhändlergeselle seit über zwanzig Jahren und machte keinen Hehl daraus, daß er Ahrmins Beförderung zum Meister zutiefst verabscheute.
Dabei hatte der Zunftmeister Yryn keine
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