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Hüter der Flamme 02 - Das Schwert des Befreiers

Hüter der Flamme 02 - Das Schwert des Befreiers

Titel: Hüter der Flamme 02 - Das Schwert des Befreiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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bin aber nicht trainiert für so was; deshalb schaffe ich es nie. Wenn ich einen Funken verstand hätte, würde ich das nicht machen.
    Dreißig. Habe ich die Wahl?
    Fünfunddreißig. Nicht, wenn ich das Schwert sehen will. Ach was, zum Teufel. Er begann heftig zu atmen und preßte die Luft in die Lunge und wieder heraus. Dann holte er so tief Luft wie möglich, schätzte die Entfernung zwischen Felsen und Strudel, rannte los und tauchte hinab. Unwillkürlich hatten seine Hände sich zu Fäusten geballt.
    Die Luft hing an ihm wie ein Gummituch. Die drei Sekunden des Fallens kamen ihm wie eine Stunde vor.
    Er schlug auf.
    Das Wasser war wie eine Ziegelmauer und preßte ihm die Luft aus der Lunge. Er sank in den Tunnel, kratzte sich nur leicht die rechte Schulter an einem Felsen auf. Einen Augenblick lang überlegte er, ob er an die Oberfläche zurückkehren und es später noch einmal versuchen sollte. Aber er wußte, wenn er sich jetzt drückte, würde er sich nie wieder trauen.
    Also schwamm er hinunter ins schwarze Wasser. Der Druck in seiner Brust wurde größer, in seinen Lungen brannte ein grauenvolles Feuer. Als er dachte, sein Kopf und seine Brust würden platzen, erschien neben ihm ein breiter Kanal, an dessen Ende Licht schimmerte. Karl schwamm auf das Licht zu.
    Eine Hand griff nach seinem Arm. Karl verließen die Kräfte. Wohtansen schleppte ihn durch den horizontalen Tunnel und dann durch einen vertikalen nach oben.
    Zwei Yard über ihm kräuselte sich einladend die Oberfläche. Verzweifelt stieß er sich von Wohtansen ab und streckte den Kopf über Wasser.
    Der erste Atemzug war der herrlichste, den er je getan hatte. Karl zog sich aus dem Wasser und warf sich keuchend auf den felsigen Boden.
    Wie ein Seehund glitt Wohtansen aus dem Wasser und gab Karl eine dicke, weiche Decke. »Hier. Trockne dich ab. Es ist kalt hier drinnen.« Dann nahm der Mel eine andere Decke und befolgte seinen eigenen Ratschlag.
    Beim Abtrocknen schaute Karl sich um. Sie befanden sich in einem kleinen, beinahe kugelförmigen Raum. Der Steinboden war konkav, so daß sich in der Mitte ein Teich bildete. Die Wände gingen etwa fünf Yards hinauf. Schimmernde Kristalle glitzerten an den Wänden.
    Genau wie die Kristalle in der Höhle des Drachen. Es lief ihm eiskalt über den Rücken. Er rieb sich kräftiger ab; aber der Schauder blieb.
    An der Decke zog sich ein langer, gezackter Spalt dahin, durch den die Strahlen der Mittagssonne eindrangen.
    Die Wand konnte nicht dicker sein als ein paar Zoll. Es wäre bestimmt nicht schwer, einen Eingang hindurchzumeißeln. Aber er konnte verstehen, daß die Mel keinen leichteren Zugang zur Höhle geschaffen hatten. Wenn hier die Quelle ihrer Magie lag, mußte sie wohl verborgen bleiben. Auf der anderen Seite der Höhle bildete ein Tunnel noch einen Ausgang neben dem im Teich.
    Wohtansen half Karl auf die Beine, und dann gingen sie auf diesen Tunnel zu. Er war so niedrig, daß Karl sich bücken mußte. Nach nur zehn Fuß öffnete er sich zu einer weiteren Höhle. »Du wirst zwar nicht die magische Schrift auf der anderen Seite sehen; aber das dürfte dir gefallen.«
    Karl zuckte zusammen. Auf der Wand neben ihm war ein riesiges Aussichtsfenster, durch das er auf den See schaute.
    Fenster? Wie kann hier ein Fenster sein? Sie waren in einem Berg auf einer Insel. Es war auch kein Gemälde. Auf einem Bild kräuselten sich nicht die Wellen, bewegten sich auch keine Wolken.
    »Das ist doch nicht möglich. Wir sind auf Höhe des Wasserspiegels.«
    Wohtansen lächelte. »Erinnerst du dich an das ›Auge‹, das du oben gesehen hast. Arty Myrdhyn hat es dort angebracht und dies hier unten, damit wir nie diesen Ort verlassen müssen, ohne zu wissen, was draußen vor sich geht.«
    Karl ging neben Wohtansen zum Fenster und strich mit den Fingern über das kühle Glas.
    Die Perspektive veränderte sich.
    »Vorsichtig«, sagte Wohtansen und zog Karls Arm vom Glas zurück. Dann drückte er ganz kurz und sanft gegen die linke Seite der Scheibe.
    Wie bei einem Kameraschwenk bewegte sich das Bild nach links. Jetzt zeigte sich in der Ferne der Strand, wo etwa ein Dutzend Leute standen.
    »Die Eriksens scheinen am Strand eingetroffen zu sein«, sagte Wohtansen. Er drückte auf das Zentrum der Scheibe und ließ sie dort. Das Gesichtsfeld wurde enger, wie durch eine Kamerfahrt rückten die Gestalten näher, bis schließlich vier Figuren den gesamten Bildschirm füllten. Sie wirkten flach, wie durch ein Fernglas.
    Ahira

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