Hüter der Flamme 03 - Die Krone des Siegers
ist. Ihr könntet mich zwar festnehmen; aber ich habe Freunde. Das würde ich zuerst mit Eurem Lord bespr echen.«
Der Hauptmann lächelte ihn beinahe liebevoll an. »Das werde ich. Angenommen, daß er Euch nicht vergiften lassen will, würdet Ihr mit mir zu Abend essen?« »Und wenn er mich vergiften lassen will?« »Würdet Ihr trotzdem mit mir essen?« Er lächelte immer noch.
»Mit Vergnügen, Hauptmann«, sagte Karl lachend.
»Ta herat va ky ›der letzte Ansturm‹, ka Haptoe Valeran«, sagte Karl. Es wird ›der letzte Ansturm‹ genannt, Hauptmann Valeran. »Damit soll ausgedrückt werden, daß unsere Leben sehr teuer sind.«
Ein Diener brachte noch eine Flasche Wein. Valeran streifte die Ärmel zurück, ehe er sie entkorkte, goß etwas Wein zuerst in sein Glas, dann in Karls und in Chaks.
Valeran trank zuerst. »Nicht übel. Er wird Euch schmecken. Ja, von Eurem letzten Ansturm habe ich gehört. Erinnert an alte Zeiten, was, Halvin?« Er lächelte dem schweigenden Soldaten an der Tür zu. »Da macht es keinen Spaß mehr, Euch und Eure Leute als Gesetzlose zu behandeln, nehme ich an.« Er nickte nachdenklich und seufzte. »Nicht meine Art Leben, nicht mehr; aber es ist bestimmt interessant.«
Karl lachte kurz. »In meiner Heimat gibt es einen alten Fluch: ›Mögest du in interessanten Zeiten leben.‹ Wenn ich die Wahl hätte, würde ich mir allerdings etwas anderes aussuchen. Ihr kommt ursprünglich aus Nyphien?«
»Auch alle meine Männer. Zuerst wurden wir in den Bergkriegen gegen die Katharhds eingesetzt.« Er blickte zu Chak hinüber. Es lag eine Spur von Feindseligkeit in Valerans Stimme, obwohl diese Bergkriege zwischen Nyphs und Katharhds schon seit fünfzehn Jahren beendet waren. »Ich bin immer lieber Kommandant einer Garnison gewesen, als im Feld.«
»Meine Familie war während der Bergkriege im Norden, Hauptmann Valeran«, sagte Chak. »Mein Vater ist im Kampf gegen die Therranji und ihre Zwerg-Söldner g efal len. Verdammt blutige Sache, Hauptmann, genauso blutig wie die Bergkriege.«
»Ja«, gab Valeran ihm recht. »Es war blutig ... Ich muß zugeben, daß ich es ab und zu vermisse. Es lag ein gewisser Kitzel darin.«
Karl schüttelte den Kopf. »Nein, wenn ich es mir so überlege, dann wäre ich lieber in Phil ... ich würde mich lieber langweilen.«
»Darf ich mir erlauben, Euch einen Vorschlag zu machen? Warum übernehmt Ihr nicht ein ganz langweiliges Kommando irgendwo im Erengebiet? Lord Mehlen aus Metreyll käme vielleicht nicht in Frage, und Enkiars Neutralität macht es meinem Lord schwer, Euch anzustellen, aber ich könnte gern mit Lord Gyren reden?«
»Ich möchte kein Lehensmann werden.«
Chak lachte, schwieg aber sofort, als Karl ihn tadelnd ansah. »Das sollte keine Beleidigung sein; aber in meinem Vaterland würde Eure Position hier nicht als soldatisch betrachtet werden.«
»Nein?« Valeran zog die Brauen hoch und trank einen Schluck Wein. »Wie würde man mich bezeichnen - männliche Nutte?«
»Aber keineswegs«, widersprach Karl. »Eher ›Polizist‹ - da Ihr ja hauptsächlich für die innere Ordnung zu sorgen habt und Enkiar nicht gegen Feinde von außen schützt.«
Karl gefiel der Hauptmann. Er hatte etwas an sich, das Karl davon überzeugte: für diesen Mann war Ehre nicht nur ein Wort.
»Ihr habt recht; aber das muß ein seltsames Land sein, aus dem Ihr stammt, Karl Cullinane, wo man solche Unterschiede für wichtig hält.«
Karl lachte. »Wir hatten dort viele merkwürdige Unterscheidungen. Zum Beispiel die Hautfarbe. Meine Freundschaft mit Ch'akresarkandyn würde als unmöglich angesehen werden ...«
»... wie hier! Wir mögen die Katharhds auch nicht. Das soll aber keine Beleidigung sein«, fügte er hinzu und neigte kurz den Kopf in Chaks Richtung. »Seid Ihr sicher, daß Ihr nicht doch etwas essen wollt?«
»Ich kann einheimische Speisen nicht vertragen«, sagte Chak und warf Karl einen wütenden Blick zu, der sagte: Könntest du nicht ein einziges Mal der mit der empfindlichen Verdauung sein?
»Ihr sprecht gerade von Eurem Land und warum man dort Eure Freundschaft seltsam finden würde.«
»Wegen Chaks Hautfarbe oder wegen meiner. Je nach Standpunkt wäre er zu dunkel oder ich zu hell. Das war unsere Version des Rassenvorurteils.«
»Rassen? Aber er ist doch ebenso ein Mensch wie Ihr oder ich? Er ist schließlich kein Zwerg oder Elf.«
»In meiner Welt gibt es keine Zwerge, auch keine Elfen. Wir müssen uns mit ... anderen Unterschieden
Weitere Kostenlose Bücher