Hüter der Flamme 03 - Die Krone des Siegers
Flasche mit Heiltrank, beugte sich über ihn, schüttelte aber den Kopf und machte die Flasche wieder zu.
So klappte es nicht. Die Holts sind so in Überzahl, und Valerans Leute sind an diese Art zu kämpfen nicht gewöhnt.
Es mißfiel Karl zwar sehr; aber er mußte sich damit begnügen, Tennetty rauszuholen und das Sklavenhändlerpulver zu vergessen.
»Zurückziehen!« rief er. »Alles zurück - ich meine alle!
Er schrie so laut er konnte, damit Tennetty ihn hörte. Da sah er, daß ein Holt sie entdeckt hatte und auf sie anlegte.
Karl nahm sein Gewehr und schoß. Er traf die Brustplatte des Holt. Der fiel nach hinten. Sein Schuß ging in den Himmel hinauf. Tennetty sprang sofort in Deckung.
»Zurückziehen!« rief Karl nochmals. »Chak, Piell - bestätigt, verdammt noch mal!«
Ein Ruf gab Piells Standort an; aber wo, zum Teufel, war Chak? Na ja, wenn Karl ihn nicht entdecken konnte, konnten es die Holts vielleicht auch nicht.
Da tauchte Chak neben dem zweiten Wagen auf. Er erledigte mit der Schrotflinte einen Soldaten, der ihn aufhalten wollte, und verschwand mit einem Wasserschlauch im Wagen.
Was, zum Teufel, hat er jetzt wieder vor? Karl hatte den Befehl zum Rückzug gegeben.
Drei Holt-Soldaten folgten Chak in den Wagen. Das war ihr Fehler. In dem engen Wagen würden sie sich nur behin dern. Aber was will er mit dem Wasserschlauch?
»Nein!«
Der Wagen explodierte. In der Rauch- und Dampffontäne wirbelten Teile des Wagens, der Soldaten und Pferde durch die Luft. Das war für die unverletzten Holts zuviel. Manche bestiegen ihre Pferde, andere rannten einfach so los.
Valeran packte Karls Arm. »Was ist passiert?«
»Chak. Er ... hat ihr Pulver vernichtet. Lord Gyren wird zufrieden sein«, sagte er. Seine Stimme klang selbst für seine eigenen Ohren merkwürdig teilnahmslos. »Wir haben Enkiars Neutralität bewahrt.«
»Einige Holts leben noch.«
Karl ließ sein Gewehr fallen, zog mit der rechten Hand sein Schwert und nahm in die linke eine Pistole. »Nicht mehr lange. Folgt mir!«
Nichts ist so häßlich wie ein Schlachtfeld bei Tageslicht. Nachts kann man die vers treuten Stücke von Fleisch, Kno chen und Blut ignorieren, die alle einmal zu menschlichen Wesen gehörten.
Karl stand da und schaute auf das blutige Ergebnis des Morgens.
Valeran räusperte sich. Als Karl sich umdrehte, stand Tennetty neben dem Hauptmann.
»Karl ...« Dann versagte ihr die Stimme. »Wir haben ... keine Spur von ... Chak gefunden. Könnte er ...«
»Nein.« Karl schüttelte den Kopf. »Der Wagen hatte nur eine Tür. Er muß den Wasserschlauch auf ein Pulverfaß gelegt und dann mit der Pistole reingeschossen haben.«
Er konnte es direkt vor sich sehen: Die drei Holts, froh, Chak erwischt zu haben, Chak boshaft grinsend, ehe er feuerte. Die Kugel drang durch den Schlauch ins Faß, das Wasser gelang zum Pulver und dann ...
Er schaute Tennetty ins Gesicht. Wenn sie sich nur an seine Befehle gehalten hätte, wäre das alles nicht geschehen. Karl hätte lieber die Ladung durchgelassen, als bei so ungünstiger Ausgangs position anzugreifen.
Und Tennetty wußte das. Soll sie mit der Schuld leben.
Warum, Chak? Verdammt, warum?
»Tennetty!«
»Ja, Karl.« Sie stand mit gesenktem Kopf vor ihm und machte keine Bewegung zum Schwertgriff, um sich zu verteidigen.
»Wir ziehen ab.« Er sprach sehr leise. Er wußte, wenn er anfing zu brüllen, würde er völlig die Kontrolle verlieren. »Ich möchte, daß du heute abend mit Valeran und seinen Leuten Schießen trainierst, sobald wir lagern. Wenn wir Bieme erreichen, müssen sie mit den Gewehren umgehen können. Sobald Slowotski mit seinen Leuten zu uns stößt, überläßt du ihm die Ausbildung.«
»Jawohl, Karl. Ich weiß zwar nicht, was wir mit so wenig Leuten ausrichten können gegen ...«
Er packte sie an der Kehle. Seine Finger hatten die Luftröhre fest im Griff. Er brauchte nur zuzudrücken.
Aber würde das Chak zurückbringen? »Halt dein Maul!« sagte er und zog die Hand zurück. »Wenn ich deine Meinung hören will, werde ich fragen.«
Sie wollte weggehen.
»Noch eins, Tennetty.« Er griff sie am Arm und zog sie zurück. »Ich will nicht, daß du umkommst. Du sollst lange leben, hörst du mich? Und jeden Tag sollst du daran denken, daß du Chak getötet hast. Ebensogut hättest du ihm ein Messer zwischen die Rippen stoßen können. Wenn du nicht deinen eigenen Kopf hättest durchsetzen wollen, wäre das alles nicht geschehen.«
»Wenn du mich gelassen hättest;
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