Hüter der Flamme 03 - Die Krone des Siegers
Strauch und Stein, Junge; aber wir haben Krieg. Ich will nicht deinem Vater sagen müssen, daß sein zweiter Sohn getötet wurde, während er bei mir war, verstanden?« Er wandte sich an Ahira und sagte auf englisch: »Slowotski ist unten. Sprich dich mit ihm ab. Halte das Kind am Leben, ja?«
»Alles klar, Karl.« Der Zwerg hob seine Streitaxt. »Es ist schön, wieder im Geschäft zu sein.«
Karl schnaubte. Dann ging er zum Korb und holte drei Decken heraus, die er sich über die Schulter warf. Wortlos nahm er Andy-Andy in die Arme und trug sie davon.
Wenn ich mich recht erinnere, gibt es eine kleine Lichtung nicht weit von hier. Schalte uns aus und sieh zu, daß man uns in Ruhe läßt.
* Alles klar, Karl. Viel Vergnügen.*
»Karl!« Sie zappelte und wehrte sich gegen seinen Griff. »Was fällt dir ein?«
»Das ist doch eindeutig, Andrea. Hast du etwa vor, mich daran zu hindern?«
»Und wenn ich das tue?«
»Dann kann ich auch nichts machen.«
»Dann ist es gut.« Sie legte den Kopf an seine Brust. »Solange ich nur die Wahl habe. Du hast mir auch schrecklich gefehlt.«
»Nicht reden, zeigen!«
Andy-Andy schaute über seine Schulter. »Wir sind außer Sicht, Karl. Du kannst mich abstellen«, sagte sie in geschäftsmäßigem Tonfall.
Er ließ ihre Füße zum Boden hinunter. »Dann hast du meinen Auftritt durchschaut?«
Sie nickte. »Ich kenne dich viel zu gut. Der Pseudoma cho-Auftritt hat außer Ahira alle überzeugt; aber ich verstehe nicht, warum du diesen Quatsch machst.«
»Muß doch meinem Image treu bleiben, Liebste.« Er seufzte. Um das zu erledigen, was er sich vorgenommen hatte, mußten ihm andere folgen, und das hing auch von seinem Bild in der Öffentlichkeit ab. Aber da war noch etwas: Es war schon schlimm genug, seine Freunde in den Tod zu schicken; aber sich öffentlich reuevoll an die Brust zu schlagen, half auch nicht - aber jetzt war es ja nicht öffentlich.
Er schluckte. »Ich sag's dir ohne Umschweife: Chak wurde vor Enkiar getötet.«
Sie hielt den Atem an. »Wie?«
»Er ... beschloß, daß es wichtiger war, das Pulver der Sklavenhändler zu vernichten, als sein Leben zu retten.« Karl schlug mit der Faust gegen einen Baumstamm. »Das dumme Schwein ...«
Dann ging er in die Knie. Sie setzte sich neben ihn. Er vergrub sein Gesicht an ihrer Brust und ließ endlich die Tränen fließen.
Nach einer Weile holte sie aus der Innentasche ihres Gewandes ein Tuch. »Hier, putz dir die Nase und gib deinen Augen eine Chance zu trocknen, Held«, sagte sie, wobei ihre Stimme sehr viel liebevoller als ihre Worte war.
»Danke.« Er zwang sich zu einem sachlichen Ton. »Und jetzt erzähle mir mal: Was, zum Teufel, ist eigentlich zu Hause los? Hat Ahira absichtlich die Abstimmung verloren oder war Chton zu gut für ihn?«
»Ich glaube, er hat absichtlich verloren. Gwellin hat sich endlich entschlossen, doch nach Endell zurückzugehen und ...«
Sie hob eine Augenbraue. »Bist du nicht überrascht?« »Nein. Das hat er mir schon vor einiger Zeit gesagt.« »Er hat Ahira eingeladen, mitzukommen. Ahira hat zwar abgelehnt; aber ... danach hat er sich mit allen Leuten angelegt und sich jede Menge Feinde gemacht. Ich habe noch versucht, die Wogen zu besänftigen; aber bei der Versammlung hatte Ahira nicht genug Stimmen.«
»Und wie hast du es geschafft, daß die Anhänger für Riccetti als Bürgermeister stimmten? Magie?«
»Viel besser.« Sie grinste. »Hinterlist. Ich habe Riccetti einem der Anhänger erklären lassen, daß die Ingenieure überhaupt keinen Handel mit den Therranji treiben würden, wenn Chton Bürgermeister würde. Offensichtlich meinte Chton, daß Khoral das wohl nicht allzu wohlwollend aufnehmen würde, und wollte uns übers Ohr hauen, indem er Riccetti nominierte. Geschickter Schachzug, wirklich. Khoral ist zufrieden, weil er mit Riccetti direkt verhandeln kann, und Chton ist zufrieden, weil er damit einen Keil zwischen uns und Lou treiben kann.«
»Aber Chton müßte doch wissen, daß das nicht klappt. Lous Loyalität steht außer Frage.« Steht sie das wirklich?
»Na ja, nicht mehr.« Sie hauchte ihre Fingernägel an und polierte sie an der Brust. »Weißt du ... anscheinend hat Riccetti schon lange eine entsetzliche Schwäche für mich und hat auch in deiner Abwesenheit Annäherungsversuche gemacht. Und als man belauschte, daß ich ihm sagte, er solle seine dreckigen Pfoten von mir wegnehmen ...«
Prima. Chton hatte diese angeblich verfängliche Situation ausgenutzt,
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