Hüter der Flamme 03 - Die Krone des Siegers
Stoß, schon explodierte es. »Irgendwelche besonderen Anweisungen für die Zündkapseln?«
»Eigentlich nicht, Karl. Man soll die Zündkapseln erst in die Granaten einführen, oder in der Nähe der Granaten aufbewahren, wenn du sie anzünden willst.«
»Anzünden?«
Sie lächelte. »Er hat sich gedacht, daß dich das beeindruckt. Riccetti hat einen Zünder mit Schwefelspitze gemacht. Du reibst den Zünder gegen eine rauhe Fläche, bis er Feuer fängt, dann wirfst du.« Sie hob aber warnend den Zeigefinger. »Aber es gibt keine Garantie, daß das Ding nicht beim Einschlag explodiert.«
Sie grinste.
Überraschung, Überraschung! »Wenn unten alles gutgeht, werde ich in Furnaels Burg etwas Platz für ein Munitionslager brauchen - hmm, mehrere Magazine.« Am besten verteilte man die Granaten; wenn sich eine selbst entzündete, würde sie die anderen auch in die Luft jagen. »Kümmere dich darum - sprich mit Aveneer und Frandred wegen Wachposten.
»Jawohl, Karl.«
Hufeklappern wurde auf dem Weg laut. Erek fiel fast von seinem Pony herunter. »Aveneer ... meldet«, keuchte er hervor.
»Ärger?«
Erek schüttelte den Kopf. »Nein, er sagt ... daß alles klar ist. Walter ... Slowotski läßt ausrichten, daß der Baron ... Euch sehen will.«
»Andy, könntest du Erek etwas Wasser bringen?« Er klopfte dem Jungen auf die Schulter. »Ruh dich erst mal aus, Erek. Ich werde vorläufig keinen Läufer brauchen.«
»Ja ... Karl.«
Karl winkte Thomen zu sich. »Jetzt wollen wir dich mal zu deinem Vater bringen, Junge.«
Baron Furnael erwartete sie mit fünfzig Mann am Haupttor. Beinahe hätte Karl den Baron gar nicht erkannt. Die Zeit war mit Zherr Furnael nicht wohlmeinend umgesprungen. Die Ledertunika hing viel zu weit um den früher etwas korpulenten Mann.
Tiefe Linien hatten sich in sein Gesicht gegraben. Sein linkes Auge zuckte nervös, als würde er ständig jemandem zublinzeln. Ein Rest seiner früheren Stärke war aber spürbar, als er die Arme um Karls Schultern legte. »Seid gegrüßt, Karl Cullinane. Es ist lange her.« Furnaels Stimme war auch brüchiger geworden.
Karl stieg ab und übergab einem von Furnaels Männern die Zügel. Er war nicht sicher, was Furnael ihm gegenüber empfand; würde er ihm die Schuld am Tod seines Sohnes Rahff geben?
Furnael ließ Karl los und rief nach seinem Pferd. »Wir müssen viel besprechen, Karl Cullinane. Würdet Ihr mit mir reiten?«
»Selbstverständlich, Baron. Ich stehe Euch zu Diensten.« Jetzt brauchte Karl Furnaels Hilfe ebenso, wie dieser ihn bei der Belagerung gebraucht hatte.
Der Anflug eines Lächelns huschte über die ernsten Züge des Barons.
Als Furnael vor sechs Jahren Karl seinen Sohn Rahff als Lehrling übergeben hatte, waren sie auch diese Straße von der Burg zu den kleinen, sauberen Katen geritten, die Furnael als Quartier für seine Erntesklaven benutzte.
Obwohl auch damals die Frage, ob die Nacht mit Blutvergießen enden würde, über ihnen geschwebt hatte, war es ein angenehmer Ritt gewesen. Üppige Getreidefelder hatten sich im Wind flüsternd gewiegt. Sie hatten sich angeregt unterhalten.
Jetzt war alles anders. Zu beiden Seiten der tief gefurchten Straße lagen die Felder verwüstet da, die Maisstauden von Stiefeln und Hufeisen niedergetrampelt. Die Holts wollten keine Maisstauden, die ihnen die Sicht versperrten oder in denen sich ein Feind verstecken konnte. Was sie nicht für den eigenen Bedarf geerntet hatten, war verbrannt oder zertrampelt, so wie ein Schakal die Reste einer zu reichlichen Mahlzeit mit Erbrochenem bedeckt.
Furnael zog die Zügel seines braunen Wallachs an und stieg ab. Er forderte Karl auf, ebenfalls abzusteigen.
»Nicht ganz so wie beim letzten Mal, was, Karl Cullinane?« Der Baron musterte ihn, ohne zu zucken. »Ihr seht älter aus.«-
»Ich fühle mich auch älter, um etwa eine Million Jahre, aber kaum weiser.«
»Ja«, sagte Furnael. »Ich kenne das Gefühl. Erinnert Ihr Euch noch an Euer Angebot, die Aershtyn-Räuber zu erledigen, wenn ich alle Sklaven in meiner Baronie freiließe?
Karl nickte. »Vielleicht hätte ich damals hartnäckiger sein sollen. Ich habe oft darüber nachgedacht.«
»Nein.« Furnael schüttelte den Kopf. »Ich war damals ... nicht bereit, Euch zu glauben. Erst als ich von Euren Heim-Reitern hörte. Viele gute Männer mußten sterben, weil ich Euch nicht glaubte, auch Rahff ...« Der Baron schwieg. »Wußtet Ihr, daß mein bester Freund vor einem Jahr getötet wurde?«
»Nein.« Karl
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