Hüter der Flamme 03 - Die Krone des Siegers
daß der, der dich verraten hat, einer aus Bieme ist, vielleicht aus Biemestren?«
Karl nickte. »Angenommen, daß ich recht habe, angenommen, daß ein großer Teil der holtischen Armee auf dem Wege hierher ist - wem würde das nützen?«
Furnael zuckte mit den Schultern. »Den Holts, natürlich, wenn sie die Burg nehmen können.«
»Unsinn! Die Holts hatten die Burg praktisch schon in der Hand. Sie hätten sie wie ein Ei geknackt, wenn sie aus dem Norden noch mehr Leute abgezogen hätten. Aber das haben sie nicht getan, oder?«
Furnael runzelte die Stirn. »Nein, aber ...«
»Wer kommt denn noch als Nutznießer in Betracht? Wer hatte die Baronie Furnael schon abgeschrieben? Wer würde nur allzu gern ein paar tausend Holts samt ihren Sklavenhändler-Verbündeten nach Süden schicken?«
»Warte!«
»Und wer würde davon profitieren, wenn die Holts im Norden geschwächt würden? Wer könnte einen Gegenangriff planen? Sagt mir, Baron, wer?«
»Dieser Hurensohn Pirondael!« rief Walter Slowotski. »Von seinem Standpunkt aus betrachtet, ist die Gelegenheit zu diesem Verrat ein Geschenk des Himmels. In Enkiar wußten alle, daß Ahrmin irrational handelt, wenn es um dich geht - genau wie du, wenn es um ihn geht -, warum sollte Pirondael das nicht auch gewußt haben? Er rechnet damit, daß der Dreckskerl mit allem, was er hat, hinter dir herjagt.«
Er schob den Stuhl zurück und lief hin und her. »Scheiße, Karl. Das ändert alles. Wir haben keine Rückzugmöglichkeit mehr. Selbst wenn wir uns irgendwie durch die holtische Kavallerie vor unserer Hintertür schlagen könnten, wäre es unmöglich, Hunderte von Kriegern durch Bieme zu schmuggeln.«
Furnael richtete sich hoch auf. »Bieme ist nicht euer Feind, auch nicht wenn ...«
»Blödsinn, Baron«, mischte Andy-Andy sich ein. »Wenn Euer Prinz Karl verraten hat, weiß er das auch und hat tödliche Angst vor meinem Mann - mit Recht.« Sie schaute zu Karl auf.
Furnael schüttelte den Kopf. »Ich kann es einfach nicht glauben. Mein Prinz würde seine Krone nicht derartig entehren.«
»Du verwechselst den Mythos mit der Realität, Zherr. Eine Krone auf dem Kopf macht noch keinen Ehrenmann.« Karl wandte sich an Slowotski. »Walter, wie viele Männer könntest du an den Holts vorbeischmuggeln?«
»Kann ich nicht sagen. Willst du mich nach Biemestren zurückschicken?«
Karl nickte.
»Na ja, und was soll ich dort machen?«
»Stell fest, ob Pirondael uns tatsächlich verraten hat. Wenn ich mich täusche, ist es leicht: Dann überrede ihn, uns Verstärkung zu schicken.«
»Wenn du das für leicht hältst, was ist dann bitte schwer?«
»Sollte ich recht haben, ist es an der Zeit, einen neuen Prinzen unter Pirondaels Krone zu setzen. Und dann sorge dafür, daß der neue Prinz uns Verstärkung schickt.«
»Wen?« fuhr Furnael auf. »Beide Söhne meines Prinzen sind in diesem verfluchten Krieg gefallen. Evalyn ist schon viel zu alt, um noch ein Kind zu gebären. Die Nachfolge ist unsicher. Den größten Anspruch hat wahrscheinlich Baron Tyrnael.«
»Nicht, wenn wir die Krone auf dein Haupt setzen, Zherr.« Karl blickte dem Baron lange in die Augen. »Nicht, wenn wir Pirondael ... überreden, zu deinen Gunsten abzudanken.«
Furnael blickte zurück. »Forderst du mich zum Verrat auf, Karl Cullinane?«
»Aber wenn ich nun recht habe? Wenn er dich, deine Baronie und deinen Sohn verraten hat?« Karl zeigte auf Thomen. »Er wird hier so sicher wie wir alle sterben.«
Furnael lehnte sich zurück und schloß die Augen. »So weit ist es nun gekommen.« Er schüttelte den Kopf. »Nein! Wie kann ich herausfinden, ob Pirondael schuldig ist, wenn ich hier meine Burg verteidigen muß? Ich kann nicht an zwei Orten zu gleicher Zeit sein.«
»Das kannst du nicht; aber du kannst mit Slowotski gehen und dir selbst ein Urteil über Pirondael bilden.« Langsam zog Karl sein Schwert heraus und balancierte es auf den ausgestreckten Handflächen. »Wir verschanzen uns hier. Ehe Ellegon nicht wieder gesund ist, kann ich nir-gendwohin. Ich werde die Burg Furnael nach besten Kräften verteidigen. Darauf hast du das Wort von Karl Cullinane.«
Furnael überlegte, nickte aber dann. »Einverstanden.«
»Gut.« Karl steckte das Schwert wieder in die Scheide.
»Walter, am besten reitest du vor Sonnenaufgang. Wie viele willst du mitnehmen? Dreißig, vierzig?«
»Quatsch! Das wäre glatter Selbstmord. Nur eine ganz kleine Gruppe hat eine Chance durchzukommen und sich in die Burg zu
Weitere Kostenlose Bücher