Hüter der Flamme 03 - Die Krone des Siegers
»Ich schulde dir einen Gefallen, Walter. Wenn du das nächste Mal badest, wärme ich dein Badewasser. Einverstanden?«
»Einverstanden.« Slowotski traf keinerlei Anstalten zu gehen, sondern ließ sich auf dem Rand des Bottichs nieder. »Ich muß mit dir reden, Karl.« Er machte den Mund auf, schloß ihn aber gleich wieder.
»Na, was ist? Hemmungen mit zunehmendem Alter?«
»Nein. Es ist nur ... wie lange werden wir deiner Meinung nach hier noch brauchen?«
Karl zuckte mit den Schultern. »Na ja, ich schätze, daß wir in drei Wochen zum Aershtyn marschieren. Dort dürfte es nicht allzulange dauern. Ich will aber diesen verdammten Krieg abschließen - wie lange das dauert ...«
»So lange, wie du dich darum bemühst, ehe du aufgibst.« Slowotski nickte. »So wird's laufen, Karl. Du müßtest mal Furnaels Leute hören. Die wollen nicht nur Frieden, die wollen Rache.« Er zuckte mit den Achseln. »Ich kann's ihnen irgendwo nicht übelnehmen; aber darum geht es jetzt nicht.«
»Willst du wissen, wie lange dieser Krieg noch dauert?«
Slowotski sah ihm nicht in die Augen.
»Walter, nun rede schon!«
Keine Antwort.
»Geht's darum, daß du mit Kirah, Janie und Ahira nach Endell willst?«
Walter fiel der Unterkiefer herunter. »Du weißt es?«
»Andy ist draufgekommen.«
Karl stieg aus der Wanne, trocknete sich ab. Dann zog er sich an. »Was willst du von mir, Walter? Meine Erlaubnis? Die brauchst du nicht.« Er legte das Amulett an und gürtete sein Schwert um.
Slowotski schaute ihn an. »Vielleicht ... vielleicht habe ich manchmal das Gefühl, Karl, als würde ich sie brauchen. Mir geht alles hier so auf die Nerven. Ich kann mich noch an die Zeit erinnern, als es meine grausamste Tat war, einem Quarterback ein Bein zu stellen ... Ich weiß auch nicht, wie ich es sagen soll.«
Er drehte sich um und wollte gehen. Karl hielt ihn fest
»Hör mal zu, Walter. Du brauchst meine Erlaubnis nicht; aber wenn du meinen Segen willst, den hast du. Wir haben eine Menge zusammen durch gemacht, Walter, und ich liebe dich wie einen Bruder. Wenn du ein paar Jahre Ruhe brauchst, dann nimm sie dir! Das ist ein Befehl - kapiert?«
»Kapiert.« Slowotski lächelte gequält. »Wer weiß, vielleicht kommt's auch nicht dazu. Vielleicht werde ich am Berg Aershtyn getötet.«
»Immer optimistisch, was?«
»Immer.«
Sie traten hinaus in die goldene Abendsonne.
Walter streckte ihm die Hand hin. »Danke, Karl.« Er wollte noch mehr sagen.
*Alarm! Gefahr! Warnung!* ertönte die Stimme aus der Ferne.
Karl schaute hinauf. Sonst reagierte niemand.
»Was ist los, Karl?«
»Ellegon - kannst du ihn nicht auch hören?«
Slowotski schüttelte den Kopf.
Ellegon, was ist los?
Er spürte, daß Ellegon versuchte zu antworten; aber er konnte ihn nicht hören. Der Drache mußte extrem weit weg sein. Nur Karl konnte seine Worte, wenn auch bruchstückhaft, empfangen.
»Da ist etwas faul«, sagte Karl. Er hielt die Hände vor den Mund und rief zum Wächter hinauf. »Gib Alarm!«
Der Krieger begann rhythmisch auf den Alarmgong zu schlagen.
»Walter, deine Abteilung soll sich bewaffnen und die Mauer besetzen. Du übernimmst dort das Kommando. Erek! Wo, zum Teufel, steckt ...« Der Junge rannte schon zu ihm. »Nachricht an Piell und Aveneer: Ellegon hat Alarm gegeben. Grund unbekannt. Männer bewaffnen lassen und sich bei mir über Läufer melden. Ende. Nachricht an Valeran: Satteln. Männer und mein Pferd ans Haupttor bringen. Ende. Nachricht an Baron Furnael: Ärger. Bin am Haupttor. Wenn Ihr wollt, kommt mit Hauptleuten hin. Ende. Lauf!«
*Karl!* Die Stimme war jetzt etwas klarer. "Kannst du mich hören?*
Ja, verdammt. Ich habe Alarm gegeben. Was ist denn los?
Der Drache stürzte über die Mauer in den Burghof hinab. Dicke Staubwolken wirbelten auf. *Ich bin nicht sicher. Wollen wir, daß etwa fünfhundert holtische Kavalleristen einen halben Tagesritt östlich von hier auf der Prinzenstraße dahintraben?*
»Nein ... hast du östlich gesagt?« Das ergab doch keinen Sinn. In der Richtung lag Biemestren. Wie waren die Holts so weit nach Bieme eingedrungen und warum? Es war auch taktisch nicht zu ver stehen, nachdem Karl die Belagerung beendet hatte.
Sie konnten in Marsch gesetzt worden sein, als die Belagerung noch stattfand. Aber selbst wenn sie als Entsatztruppen kämen, wären sie aus dem Westen gekommen, durch Holtun.
Es ergab wirklich keinen Sinn, es sei denn ... »Ellegon, sieh mal, was auf der westlichen Straße los ist.
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