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Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht

Titel: Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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sehnig und zäh ist.«
    Die Dorfbewohner waren schon bei ihrer Ankunft verschwunden gewesen; zweifellos verbargen sie sich irgendwo in den Bergen und warteten darauf, daß die Sklavenjäger wieder abzogen.
    Ahrmin hatte auch gar nicht den Versuch gemacht, sich dem Dorf heimlich zu nähern; er war mit den Schiffen die Küste entlanggesegelt, so daß den Melawi Zeit genug blieb, sich in Sicherheit zu bringen. Der Zweck ihrer Reise bestand diesmal nicht darin, die wegen ihrer Widerborstigkeit berüchtigten Melawi einzufangen und als Sklaven abzurichten, sondern Ahrmin hatte es auf ihn abgesehen. Bei einem Zusammentreffen mit den Dörflern hätte sich vielleicht die Notwendigkeit ergeben, einige der teuer eingekauften magischen Verteidigungshilfen einzusetzen - die einzigen Zaubermittel, die die Sklavenjäger mit sich führten, da kein Gildemagier es riskieren wollte, einem Karl Cullinane gegenüberzutreten, dem auch noch die Macht von Arta Myrdhyns Schwert zu Gebote stand.
    Einfacher war es, die Melawi zu verscheuchen, obwohl es Ahrmin und seinem ersten Landungstrupp gelang, ein Dutzend oder so von ihnen gefangenzunehmen. Die Männer wurden getötet, weil sie sich als zu aufsässig für eine schnelle Dressur erwiesen, die sieben Frauen wurden zum Dienst in einer Hütte gezwungen, die die Männer als Bordell benutzten - eine Belohnung, die bei mangelhafter Pflichterfüllung gestrichen wurde.
    Jason war auf den Ausweg verfallen, sich im Umgang mit dem Gewehr der Sklavenjäger besonders tölpelhaft zu gebärden; wenn er auc& gegen die nächtlichen Schreie nichts unternehmen konnte, brauchte er wenigstens nicht an der Belustigung teilzunehmen.
    Dieses tatenlose Zusehen belastete ihn nicht wenig. Aber was sollte er tun? Es als einsamer Rächer mit mehr als hundert Männern aufnehmen?
    Das war zuviel verlangt. Ohnehin empfand er es als eine zu schwere Aufgabe, gestellt von einem zu anspruchsvollen Universum, Ahrmin zu töten, um seinen Mut zu beweisen und zu verhindern, daß sein Vater getötet wurde. Sich außerdem noch die Verantwortung für ein paar Melawifrauen aufzubürden, die er nicht einmal kannte, erschien ihm lächerlich.
    Er würde nicht versuchen, sie zu befreien; er fühlte sich nicht dazu verpflichtet. Nicht wirklich.
    Einige Pfeilschußweiten vom Ufer entfernt dümpelte die Ziemer träge auf den Wellen. Die Geißel kreuzte irgendwo hinter dem Horizont, um Karl Cullinanes Schiff abzufangen, falls er auf dem Seeweg nach Melawei zu gelangen versuchte, oder um ein Entkommen zu vereiteln, falls es ihm doch gelang, unbemerkt vorbeizuschlüpfen - vorausgesetzt er fand einen Kapitän, der Narr genug war, ihn an Bord zu nehmen. Die meisten Wetten waren allerdings darauf abgeschlossen, daß er den Landweg einschlug; in dem Fall dauerte es mindestens noch einen Zehntag, bevor er in Ahrmins Falle tappte. Gestern hatte Ahrmin bekanntgegeben, daß Karl Cullinane sich wahrhaftig auf dem Weg nach Melawei befand, und daß man Tag und Nacht nach ihm Ausschau halten sollte.
    ]ede Menge Zeit, dachte Jason.
    Alles, was er brauchte, war eine Chance. Die Chance, entweder mit einem geladenen Gewehr oder schußbereiten Bogen nahe genug an Ahrmin heranzukommen, um das Problem, das er darstellte, aus der Welt zu schaffen.
    Diese Chance hatte sich bis jetzt noch nicht geboten. Während der Überfahrt waren Jason und Doria an Bord der Ziemer gewesen; während Ahrmin auf der Geißel voraussegelte, einer schnelleren, weniger ausladenden Schaluppe, demselben Schiff, das jetzt im Westen vor der Küste lag und darauf wartete, einen Reiter an Land zu setzen, um zu berichten, daß Karl gesichtet worden war, oder aber vom Ufer das Signal zu erhalten, unter Segel zu gehen und die Pandathaway-Truppen in Eriksen zu entsetzen.
    Ich kriege ihn, Vater, dachte er.
    Er mußte den richtigen Zeitpunkt abpassen - irgendwann vor dem Eintreffen seines Vaters, und außerdem wollte er auch noch Gelegenheit haben, Doria in Sicherheit zu bringen. Jason fühlte sich für sie verantwortlich und wußte genau, daß sie sich ihrerseits für ihn verantwortlich fühlte. Seine Fähigkeiten als Waldläufer waren gut; mit Messer und Bogen konnte Jason sie beide auf der Flucht über Land ernähren.
    »Tiefschürfende Gedanken, was, Junge?« erkundigte sich Vikat. Der kräftige blonde Bursche war nur etwa ein Jahr älter als Jason, doch in seiner Eigenschaft als Juniorgeselle der Gilde der ranghöchste der Truppe, ausgenommen Hervian, den Altgesellen. »Taren, Taren, ob du

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