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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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ob du dir darüber Sorgen machst, daß jemand dich durch deine Träume angreift, oder ob du dir wünschst, daß ein anderer Zauberer da wäre, um mit dir zusammen zu träumen.«
    Ihr Lächeln war möglicherweise nicht ganz unwiderstehlich, aber ich würde nicht darauf wetten wollen. »Weder noch. Mich wundert etwas anderes viel mehr.« Sie spielte mit dem Buch. »Ich frage mich, warum im Augenblick mein Interesse an Lokalisationszauber und an Fernmagie entfacht ist. Ich war zwar schon immer gut darin, aber erst kürzlich bin ich richtig auf den Geschmack gekommen.« Sie spielte mit einer dünnen Stahlnadel. »Wenn du dies hier in einen Heuballen stecken würdest, könnte ich dir eine gute Demon stration geben.«
    »Nein, lieber nicht.«
    Ihr Ansinnen war überhaupt nicht gut, denn als Andy damals versuchte, herauszubekommen, wo Karl sich aufhielt, hatte Andy sich verausgabt. Auch Zauberer oder Zauberinnen können nicht nach Lust und Laune ans Tor des Todes pochen. Andy wäre dabei fast wahnsinnig geworden und würde sich davon wohl nie wieder ganz erholen, sie würde lediglich lernen, es besser zu verbergen.
    Ich wechselte das Thema. »Hast du heute schon meine Frau gesehen?«
    Sie nickte. »Sie war irgendwo hier in der Nähe«, antwortete sie und gestikulierte dabei vage. »Bist du deswegen hier heruntergekommen?« fragte sie. »Was ist eigentlich los?«
    Ich hatte das Gefühl, irgend etwas zu verlieren, war mir aber nicht sicher, was es überhaupt war. »Ich habe gerade mit Ahira gesprochen. Was hältst du von einem kleinen Ausflug? Wir könnten uns dabei besser unterhalten«, fragte ich, hoffte aber, daß sie absagen würde.
    Wenn wir uns aufmachen sollten, um nachzusehen, was an der Grenze von Faerie vor sich ging, würden wir jemanden brauchen, der in der Anwendung von Magie bewandert war. Wenn ich erst Andy dazu bringen konnte, davon abzuraten, so würde es kein Pr oblem darstellen, Ahira den Aus flug auszureden. Es gab zwar noch ein halbes Dutzend weniger begabte Zauberer in Holtun- Bieme, aber sie alle wiesen die für Zauberer typisch übersteigerte Nervosität auf, wenn es darum ging, sich in Gefahr zu begeben. Ich hätte sowieso keinem von ihnen getraut. Höchstens Henrad, der frühere Lehrling von Andy, bliebe übrig. Aber Henrad war schon mit Ahira und mir auf Reisen gewesen, und ich bezweifelte, daß er noch einmal Lust auf ein weiteres Unternehmen verspürte. Die Dinge hatten sich damals etwas tumultartig entwickelt - zumindest für sensitive Leute wie Henrad und mich. Jedenfalls in dieser Angelegenheit.
    »Wohin?« erkundigte sie sich.
    »In Richtung Faerie, vielleicht bis nach Ehvenor.«
    »Wohl um die Gerüchte zu überprüfen?« fragte sie, vielleicht eine Spur zu eifrig. Als ich nickte, lächelte sie. »Das würde ich gern.« Sie griff auf ihren Arbeitstisch und befingerte eine Gemme, wobei sie diese zwischen Daumen und Zeigefinger rieb. »Als Auf wärmung könnte ich ein paar Zau bersprüche aus der Deutungsmagie ausarbeiten - einfach um zu sehen, was vor sich geht. Aber das ist eigentlich kein allzu guter Einfall, denn ich versuche, gerade in diesem Bereich etwas kürzer zu treten - und du weißt ja, wie schwer mir das fällt.«
    Es gibt ein paar Dinge, die der Mensch nicht tun sollte. Man kann sie leicht daran erkennen, daß sie entweder einem selbst oder jemand anderem schaden. Es ist noch keinem dadurch besser gegangen, daß er Heroin genommen hat, und Magie scheint auf einige Leute beinahe genauso zu wirken: sie werden davon abhängig. Gefestigtere Magier schaffen es, sich auf eine gleichmäßige Dosis einzustellen. Vielleicht hatte Andy es übertrieben, als sie versuchte, Karl zu lokalisieren. Der zusätzliche Mangel an Übung, Nahrung und Schlaf hatte alles eher noch verschlimmert, so daß sie es schließlich nicht mehr im Griff hatte.
    Doch noch immer sah sie wirklich gut aus.
    »Du fragst dich, ob ich eine Erscheinung bin«, sagte sie, wobei sie eine Hand an der Hüfte abstützte.
    »Nein.« Jedenfalls nicht, sollte sie nackt gearbeitet haben - an und für sich eine reizvolle Vorstellung. Ich wußte nicht genug über Magie, um sicher zu sein, ob sie sich über ihre eigene Erscheinung genauso täuschen konnte wie all die anderen. Aber es spielte sowieso keine Rolle. Ich kannte Andrea: sie würde nicht ohne Kleidung arbeiten, wenn sie sich am Anblick ihres wirklichen Körpers störte - und selbst wenn sie eine andere Erscheinung angenommen hätte, so ließ dieses sie nicht vergessen, wie

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