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Hueter Der Macht

Hueter Der Macht

Titel: Hueter Der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
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denen des Ordens unterzuordnen.
    Thomas ging in den Aufzeichnungen noch weiter zurück und brachte vor Erregung die Pergamente so durcheinander, dass er mit Sicherheit ein wütendes Zischen vom Bibliothekar geerntet hätte, wäre dieser anwesend gewesen.
    Der Mönch hatte gegen Ende des Jahres 1295 Sant’ Angelo zum ersten Mal betreten.
    Thomas breitete noch mehr Rollen aus, so lange, bis er den letzten Hinweis auf den Mönch fand.
    1348. Der Mönch war angeblich an der Pest gestorben, welche die ganze Christenheit in diesem Jahr heimgesucht hatte.
    Thomas streckte sich und dachte über das nach, was er erfahren hatte.
    Etwa dreiundfünfzig Jahre lang war dieser Mönch zweimal im Jahr ohne eine Erklärung oder Erlaubnis des Priors aus Sant’ Angelo verschwunden.
    Während dieser dreiundfünfzig Jahre waren fünf Klostervorsteher gestorben und jeder nachfolgende Prior – als letztes Prior Bertrand 1345 – hatte den Mönch in seine Zelle bestellt, um ihn um eine Erklärung zu bitten und ganz sicher auch, um ihm seine Strafe zuzumessen.
    In allen fünf Fällen ging die Unterredung jedoch stets gleich aus: Der Mönch durfte kommen und gehen, wann er wollte, selbst wenn er dem Kloster damit Unannehmlichkeiten bereitete.
    Thomas fragte sich, welche Drohungen in diesen fünf Unterredungen wohl ausgesprochen worden waren.
    Schließlich, nachdem er die Pergamente sorgfältig wieder zusammengerollt und sie an ihren Aufbewahrungsort zurückgelegt hatte, ging Thomas zu Prior Bertrand.
    Er war von Neugier und Unbehagen erfüllt, und er wusste, dass er auf etwas unerhört Wichtiges gestoßen war.
     
     
    Prior Bertrand hatte sich gerade vor dem Kreuz in seiner Zelle niedergekniet, als es an der Tür klopfte.
    Mit einem Seufzen erhob er sich steif und stützte sich dabei mit einer Hand auf dem Bett ab. »Herein.«
    Bruder Thomas trat ein und verbeugte sich leicht vor Bertrand.
    »Bruder Thomas, was kann ich so spät am Abend für Euch tun?«
    »Ich möchte Euch um einen Gefallen bitten, Bruder Prior.«
    »Ja?«
    »Ich möchte Euch ein paar Fragen über Bruder Wynkyn de Worde stellen.«
     
     
    Bertrand starrte ihn an, einen Moment lang unfähig, etwas zu sagen oder zu tun.
    Wynkyn de Worde! Er hatte so inbrünstig darum gebetet, dass er diesen Namen nie wieder hören musste!
    Thomas betrachtete den Prior neugierig.
    »Bruder Prior? Geht es Euch nicht gut?«
    »Doch… doch. Nun, Bruder Thomas, wollt Ihr Euch nicht setzen?«
    Thomas ließ sich auf dem Schemel nieder, wie in der Nacht seiner Ankunft, und Bertrand setzte sich auf das Bett. »Darf ich fragen, Bruder Thomas, warum Ihr Euch nach Bruder Wynkyn erkundigt?«
    Thomas zögerte, und Bertrand rutschte unbehaglich hin und her.
    »Ich habe mir die Chroniken von Sant’ Angelo angesehen, Bruder Prior, und mir scheint, dass Bruder Wynkyn einen überaus störenden Einfluss auf den Frieden dieses Konvents ausgeübt hat. Ich hätte gern gewusst, warum dieser Bruder sein Verhalten über fünfzig Jahre lang beibehalten durfte, ohne auch nur einmal von einem Prior bestraft worden zu sein. Ich…«
    »Seid Ihr hier, um mich zu verhören, Bruder Thomas?«
    »Natürlich nicht, Bruder Prior, aber…«
    »Wollt Ihr Rechtfertigungen von mir, Bruder Thomas?«
    »Nein! Ich möchte lediglich…«
    »Meint Ihr, ich sei dazu da, um Eure Neugier zu befriedigen?«
    »Bruder Prior, ich bitte um Verzeihung, falls ich…«
    »Eure Stimme klingt weder um Verzeihung bittend noch höre ich Bedauern heraus, Bruder Thomas. Ich bin zutiefst erschüttert, dass Ihr glaubt, Ihr hättet das Recht, von mir eine Erklärung zu verlangen! Bruder Thomas, Ihr seid nicht mehr der Mann, der Ihr einst wart! Wie könnt Ihr es wagen, Euch Einlass zu erzwingen…«
    »Ich habe mir keinen Einlass erzwungen!«
    »… während meiner Andacht, um Eure Neugier zu stillen.«
    »Es ist keine Neugier, Bruder Prior«, Thomas beugte sich mit wütendem Blick auf seinem Schemel vor, »sondern der Wunsch, zu verstehen, warum ein so außerordentlicher Verstoß gegen die Disziplin so lange geduldet wurde!«
    Bertrand schwieg einen Moment. »Ich glaube, Ordensgeneral Thorseby hatte recht, was Euch betrifft, Thomas. Vielleicht seid Ihr tatsächlich nicht geschaffen für die strenge Disziplin des Ordens.«
    Thomas lehnte sich zurück, erstaunt und verstört über die heftige Reaktion. Er wollte gerade zu einer wütenden Erwiderung ansetzen, beherrschte sich jedoch und neigte reumütig den Kopf.
    »Ich möchte mich in aller Form

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