Hueter Der Macht
einsammelten, goss d’Arc Thomas einen großen Krug Bier ein, lehnte sich in seinem Stuhl zurück, dem einzigen im Haus – sonst gab es nur Schemel oder Bänke – und seufzte.
»Wir leben in schlechten Zeiten, Bruder Thomas«, sagte d’Arc.
Zabillet, die in Gegenwart des Dominikaners wesentlich schüchterner und zurückhaltender war als Jeannette, stellte einen Teller mit Äpfeln und Ziegenkäse auf einen Schemel zwischen die beiden Männer und scheuchte dann ihre Töchter in eine Ecke des Hauses, wo sich die drei an Flickarbeiten machten. Die beiden Jungen waren wieder hinausgegangen, wahrscheinlich um die Tiere der Familie in die Ställe zu bringen.
»Ich habe gehört, es wird Krieg geben«, sagte Thomas, in der Hoffnung, dass d’Arc Neuigkeiten von den Engländern gehört hatte, und betete gleichzeitig darum, dass sein Französisch nicht seine englische Herkunft verriet.
D’Arc knurrte. »Schlimmer als das«, sagte er. »Überall im Land verbreiten sich Gerüchte darüber. Vor einer Woche kam ein Hausierer vorbei, der sagte, König Johann sei mit seiner Armee zu einem Ort namens Poitiers unterwegs.«
D’Arc klang unsicher, als er den Namen aussprach, und Thomas nickte, um ihn zum Weitersprechen zu ermutigen. Zweifellos hatte d’Arc noch nie zuvor von Poitiers gehört, einer Stadt weit im Südwesten, geschweige denn, sie besucht.
»Nun«, fuhr d’Arc fort, »Johann marschiert mit seiner Armee auf Poitiers zu und dieser englische Bastard, der dunkle Höllenprinz, treibt seine Armee genauso schnell voran. Es heißt, dass es eine große Schlacht geben wird.«
D’Arc spuckte ins Feuer. »Der Teufel möge die Engländer holen! Ich hoffe, König Johann spießt sie alle auf gute französische Lanzen auf!«
Thomas kämpfte gegen den Drang an, zu seufzen. Der englische König, Eduard, sollte seinen Anspruch auf den französischen Thron lieber vergessen und sich stattdessen um ein gutes und gottesfürchtiges Königreich in seiner Heimat kümmern.
Schlimmer noch als Eduards starrsinniges Beharren auf dem französischen Thron war die Tatsache, dass der Krieg Thomas’ Aufgabe erschweren würde. Mehr als alles andere wollte Thomas Wynkyn de Wordes Buch finden, bevor die Dämonen ihre Furcht davor überwanden und es ihm vor der Nase wegschnappten. Jede Verzögerung, sei es nun, dass er einen halben Tag auf eine Fähre warten musste oder dass sich ihm ein blutiger Krieg in den Weg stellte, kam ihm höchst ungelegen.
»Zumindest müsst Ihr Euch so weit im Norden nicht vor den Auswirkungen des Krieges fürchten«, sagte Thomas.
»Ach was! Die Steuern wurden jetzt schon um das Dreifache angehoben, damit Johann seine Armee bezahlen kann. Bruder Thomas…«
D’Arc beugte sich vor und sah Thomas in die Augen.
»… ich bin dafür verantwortlich, die Steuern einzutreiben. Und diese Steuern sind inzwischen so hoch, dass ich fürchte, die Existenz meiner Nachbarn zu zerstören, wenn ich ihnen ihr schwerverdientes Getreide, ihre Wolle und ihren Wein abnehme!«
»Und ich fürchte um meinen Mann«, warf Zabillet aus ihrer Ecke leise, fast entschuldigend ein, »denn unsere Nachbarn betrachten die Steuern inzwischen mit einer solchen Abscheu, dass sie meinen Jacques mit Hass in den Augen ansehen.«
Thomas blickte in ihre Richtung und stellte beunruhigt fest, dass Jeannette ihn anstarrte und nicht einmal vorgab, sich um die Löcher in der abgetragenen Socke zu kümmern, die sie in den Händen hielt.
Ihr Mund verzog sich zu einem kleinen, wissenden Lächeln, dann senkte sie den Kopf wieder über ihre Flickarbeit.
»Ach«, sagte d’Arc, seine Stimme klang nun etwas beherrschter, »so ist es eben. Aber Ihr habt Eure eigenen Sorgen, nicht wahr?«
Thomas stockte der Atem. Was? War d’Arc etwa ein Dämon, dass er um seine Sorgen wusste?
»So wie die Engländer sich mit unserem König im Krieg befinden«, fuhr d’Arc fort, »hat sich auch unsere geliebte Kirche in zwei Lager gespalten.«
Thomas runzelte die Stirn und dachte zum ersten Mal, dass er sich mehr darum hätte bemühen sollen, die neuesten Nachrichten in Erfahrung zu bringen. »Was meint Ihr damit?«
»Habt Ihr noch nichts davon gehört?«, fragte d’Arc. »Bruder Thomas, wo seid Ihr denn in der letzten Zeit gewesen?«
Thomas zuckte hilflos mit den Achseln und wünschte sich, sein Gastgeber würde weitersprechen.
»Ich war unterwegs, Jacques, unterwegs. Was ist geschehen?«, fragte Thomas.
D’Arc warf seiner Frau einen ungläubigen Blick zu und sah
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