Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)
Sophia, als sie ein weiteres Mal abgebogen waren.
Die Werkstätten schienen bereits geschlossen zu sein. Glücklicherweise gab es jedoch neben jeder Eingangstür ein Schaufenster mit Auslagen. Emily drückte sich neugierig die Nase an einer der Scheiben platt. Die Mechaniken, die dahinter lagen, kannte sie aber alle nicht. Sie sahen sehr abenteuerlich aus. Emily dachte an die Mechanik, die sie zu Hause auf dem Dachboden gefunden hatte. Bestimmt war sie in einer dieser Werkstätten gebaut worden. Wenn sie Glück hatte, konnte ihr endlich jemand sagen, wozu die Mechanik gut war, und sie vielleicht sogar reparieren.
In der nächsten Querstraße kamen sie an einem größeren Gebäude vorüber. Neben dem Eingang standen die Skelette einiger seltsamer Tiere.
„Und was ist da drin?“, wollte Emily wissen.
„Oh, das ist das paläontologische Museum“, antwortete Sophia. „Da gibt es die Skelette von verschiedensten Tieren, die man gefunden hat. Solche von Schieferstachlern zum Beispiel.“
„Schieferstachler?“, fragte Emily.
Sophia lächelte. „Ziemlich wilde Wesen. Gerade vor einigen Wochen ist einer nach Arcanastra gebracht worden, ins Bestiarium. Das befindet sich gleich dort vorne.“ Sophia zeigte auf ein schmiedeeisernes Tor, das auf ein riesiges Gelände mit großen Käfigen führte. Allerdings war es zu dunkel… Emily konnte keines der Tiere darin erkennen. Bestiarium , stand über dem Tor.
„Die meisten Tiere werden unterirdisch gehalten“, erzählte Sophia. „Weil sie etwas… nun ja… unberechenbar sind. Der Schieferstachler befindet sich aber in einem der oberirdischen Käfige. Du kannst ihn dir bestimmt einmal anschauen.“
Sie erreichten eine Allee, in der sich sehr viele Menschen drängten, und gelangten zu einem gepflasterten Platz, über dem mehrere riesige Luftschiffe schwebten. Eines davon stieg gerade in den nächtlichen Himmel hoch. Emily bemerkte, dass der Antrieb dem der Kutsche glich.
„Der Luftschiffhafen“, erklärte Sophia. „Diese Gefährte sind sehr praktisch, wenn man schnell in die anderen Städte gelangen will. Ich mag es, mit ihnen zu reisen.“
Gemeinsam mit ihrer Großnichte schaute sie dem beeindruckenden Luftschiff nach, das gemächlich über den Dächern der Stadt entschwebte.
Gleich neben dem Luftschiffhafen befand sich ein winziger Bahnhof. Gerade rumpelte eine Straßenbahn um die Ecke und hielt dort. Auch sie besaß denselben Antrieb wie die Kutsche und die Luftschiffe.
„Schnell jetzt“, rief Sophia.
Sie eilten zur Bahn und kaum das sie sich hineingesetzt hatten, fuhr diese auch schon los. Emily schaute interessiert aus den schmalen Fenstern. Glücklicherweise waren die nicht mit schwarzer Farbe übermalt, so dass sie die Stadt in Ruhe betrachten konnte. Die Fahrt ging durch die steilen Straßen immer weiter nach oben. Sie dauerte ziemlich lange, doch Emily fand die Aussicht aus dem Fenster so spannend, dass sie am liebsten noch viel länger unterwegs gewesen wäre.
„Die Bahn im Moor hatte keinen solchen Antrieb wie diese“, stellte sie irgendwann fest. „Warum wird sie von Pferden gezogen?“
„Ach.“ Sophia strich ihren Morgenmantel glatt. „Es gibt Wesen im Moor, die etwas empfindlich sind…“
„Die Irrlichter?“, fragte Emily.
„Zum Beispiel“, nickte Sophia. „Was du im Moor erlebt hast, hätte nicht passieren dürfen. Eigentlich ist es die Aufgabe der Irrlichter, Arcanastra zu beschützen … und nicht, seine Bewohner anzugreifen… oh, hier müssen wir aussteigen.“
Sie hatten die Hügelspitze in der Mitte der Stadt erreicht und verließen die Bahn. Eine hohe, dicke Mauer ragte vor ihnen auf. Neben dem Eingangstor standen zwei Pferde mit Reitern, die einen roten Umhang trugen. Sie sahen genauso aus wie der Reiter, der das Mädchen aus dem Moor gerettet hatte.
Sophia ging auf das Tor zu. Etwas zögernd folgte Emily ihr. Jeden Moment rechnete sie damit, von den Reitern aufgehalten zu werden, doch die schauten nur kurz von Sophia zu Emily und nickten ihnen zu, dann richteten sie den Blick auf den nächsten Passanten. Erleichtert hastete Emily durch das Tor und holte ihre Großtante wieder ein. „Irgendwie sind sie sehr unheimlich, oder?“, fragte Emily.
Sophia sah sie fragend an. „Wen meinst du?“
„Ähm… die Reiter“, erklärte Emily.
„Das sind unsere Wächter!“, erwiderte ihre Großtante. „Wenn sie nicht wären... Ach, guten Abend, Archibald. Wunderbar laue Nacht heute, nicht wahr? Auch wenn die jüngsten
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