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Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Titel: Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Richner
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beeindruckt ihre Großnichte war.
    „Ich kann mich noch an den Augenblick erinnern, als ich selbst zum ersten Mal hergekommen bin“, sagte sie gedankenverloren. „Damals war ich etwa in deinem Alter. Du bist zwölf, nicht wahr?“
    „Zwölf ein Achtel“, berichtigte Emily.
    Sophia nickte lächelnd. „Aber jetzt komm, wir müssen nach oben. Dein Gepäck kannst du hier hinstellen.“
    Emily ließ den Koffer stehen, doch den Rucksack behielt sie bei sich. Niemals hätte sie Amethyst allein gelassen, die immer noch friedlich schlief.
    Gemeinsam mit Sophia stieg Emily auf engen Wendeltreppen und mit einem Paternoster immer höher hinauf. Dabei trafen sie auf viele andere Menschen. Alle schienen sehr beschäftigt zu sein. Sie eilten durch die Korridore, lasen in Büchern oder standen in Gruppen zusammen und unterhielten sich angeregt. Die meisten von ihnen nickten Sophia und Emily zu, als sie vorbei gingen.
    Schließlich gelangten die beiden durch einen breiten Korridor in einen der kleinen Räume. An den Wänden reihten sich Regale aneinander, in denen neben Büchern auch zahlreiche Pergamentrollen verstaut waren. Dazwischen gab es steinerne Sitzbänke, und Kerzen steckten in silbernen Halterungen. Einige Fenster waren leer, die anderen hatten Scheiben aus buntem Glas. In der Mitte des Raumes stand ein massiver marmorner Tisch. Daran saß eine ältere Frau mit stechendem Blick und studierte eine riesige Landkarte, die sie aus einem Buch aufgefaltet hatte.
    „Ach, Sophia, gut, dass du kommst“, sagte sie, als sie die beiden bemerkte. „Und das muss deine Großnichte sein.“
    Emily nickte. Sie fühlte sich etwas unbehaglich, denn die stechenden Augen schienen bis in ihr Innerstes zu dringen.
    „Ich bin Madame Foucault, die Oberste Bibliothekarin. Willkommen in Arcanastra“, sagte die Frau, während sie Emilys Hand schüttelte. Dann setzte sie sich mit Sophia an den Tisch zurück. Obwohl die beiden sich sehr leise unterhielten, konnte Emily sie verstehen, wenn sie die Ohren spitzte.
    „Wir wissen noch nicht genau, was geschehen ist“, murmelte Madame Foucault. „Aber der Junge ist unterdessen schon seit Stunden verschwunden. Und gerade eben hat es einen weiteren Entführungsversuch gegeben. Glücklicherweise war Ilja in der Nähe.“
    „Ich weiß“, nickte Sophia. „Emily war auch in der Straßenbahn.“
    „Vielleicht… es ist schon einmal passiert, dass wir die Kontrolle über die Irrlichter verloren haben… du weißt ja, wie das damals war“, murmelte die Oberste Bibliothekarin stirnrunzelnd.
    „Es kann auch ganz anders sein… “, wisperte Sophia. „Irrlichter sind manchmal eigensinnige Wesen.“
    „Wir warten bis morgen früh“, entschied Madame Foucault leise. „Dann müssen wir das Parlament in Sieben-Drachen-Stadt informieren.“
    Unauffällig schob Emily sich näher zum Tisch, um einen Blick auf die Karte zu erhaschen. Darauf entdeckte sie die Orte, die sie auch auf dem Wegweiser gesehen hatte. Sieben-Drachen-Stadt las sie, und etwas davon entfernt Ringstadt . Gleich daneben lag ein großes Moor mit einer Stadt in der Mitte, die mit Arcanastra angeschrieben war.
    Die Unterhaltung zwischen Sophia und Madame Foucault wurde immer interessanter. Emily schnappte die ungewöhnlichsten Wörter auf…
    Mechaniken, welche die verborgenen Dinge zeigen… die unsichtbaren Kinder…
    Mittlerweile schien Madame Foucault aufzufallen, dass Emily immer näher zum Tisch rückte. Sie warf ihr einen Blick zu und verstummte.
    „Ich schaue mich mal ein bisschen um“, sagte Emily hastig. Unter den wachsamen Blicken der Obersten Bibliothekarin machte sie einige Schritte in einen Korridor, der von dem Raum wegführte. Dort setzte sie sich auf eine steinerne Bank und beobachtete die vorüberhuschenden Menschen.
    Manche lasen im Gehen in einem Buch, andere unterhielten sich. Emily schaute ihnen gedankenverloren nach. So viele Leute lebten hier, ohne dass man in ihrer Welt davon wusste…
    Vor einem Fenster des Korridors setzte sich auf einmal ein kleiner Paternoster rumpelnd in Bewegung. Emily trat gespannt näher und beobachtete ihn. Nicht weit unter ihr nahm jemand das Buch an sich, das in einem Fach des Aufzugs lag. Dann hörte Emily einen spitzen Schrei.
    „Woher kommt das hier ?“
    Im nächsten Fach hockte das flauschigste weiße Kaninchen, das sie jemals gesehen hatte, und putzte sich seelenruhig die Ohren. Emily kicherte. Sie schaute dem Tier nach, das an ihr vorbei nach oben und dann wieder nach unten

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