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Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Titel: Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Richner
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er dich nach Hause gebracht hat. Wir tun wirklich alles, was wir können, das kannst du mir glauben. Doch solange niemand die Identität des Geistes kennt…“
    Aber jemand weiß, wer er ist, dachte Emily. Jemand hat sich vor dreißig Jahren mit ihm getroffen und ihm Bücher aus der Bibliothek besorgt. Und dieser Jemand hat irgendwo einen Beweis für seine Identität hinterlassen. Emily musste sich auf die Zunge beißen, um ihrer Großtante nicht alles über das Buch, die Grille, Shaddock und das versteckte Panoptikum zu erzählen. Stattdessen fragte sie:
    „Habt ihr noch gar nichts über ihn herausgefunden?“
    Sophia begann damit, einen weiteren Teig zu kneten.
    „Nichts, was uns im Moment helfen würde, die beiden Jungen zu finden“, sagte sie.
    Emily knabberte abwesend an einem Keks. Dann stellte sie die Frage, über die sie in letzter Zeit viel nachgedacht hatte.
    „Ist es eigentlich schon mal vorgekommen, dass jemand vom Buch ausgewählt worden ist, aber tatsächlich nicht nach Arcanastra gekommen ist, um hier zu leben?“
    Sophia schaute auf. „Bereust du, dass du hergekommen bist?“
    Langsam schüttelte Emily den Kopf. Nein, bereuen war das falsche Wort.
    „Es ist schon vorgekommen“, beantwortete Sophia ihre Frage. „Vor einigen Jahren zum Beispiel wurden zwei Brüder aus einer sehr weit entfernten Stadt ausgewählt, und sie haben sich beide gegen Arcanastra entschieden. Sie sind kein einziges Mal hergekommen.“
    „Und was ist aus ihnen geworden?“
    „Ach“, sagte Sophia, „sie haben ganz normale Berufe erlernt. Ich glaube, der eine wurde Uhrmacher und der andere Schiffsbauer. Ich habe keine Ahnung, ob sie glücklich wurden. Jemand hat mir erzählt, sie hätten immer ein wenig das Gefühl gehabt, vor ihrer Bestimmung weggelaufen zu sein, aber wer weiß, ob das wahr ist. Jedenfalls erschienen an ihrer Stelle die Namen von zwei anderen Kindern, die dann Hüter wurden.“
    Emily nickte, ohne etwas dazu zu sagen.
    Sie dachte an ihre Eltern.

Fund in der Goldenen Stadt
    Am nächsten Tag fand wieder einmal ein Training für die Wächter statt. Deshalb stand Emily früh am Morgen auf und machte sich bereit. Wenigstens schien die Sonne schon warm aus einem klaren blauen Himmel, und ein milder Wind zupfte an Emilys Jacke. Die Luft roch eindeutig nach Frühling. Emilys Laune stieg allmählich. Sowieso hatte sie sich damit abgefunden, bei den Wächtern dabei zu sein. Zwar hatte sie kein großes Interesse daran, kämpfen zu lernen, doch der Umgang mit den Pferden gefiel ihr. Auf Sternenfänger freute sie sich immer.
    Es war das erste Training, seit Finn verschwunden war. Sein Übereifer hatte Emily immer ein wenig genervt, aber jetzt vermisste sie ihn. Niemand war da, der alle antrieb und aufmunternde Kommentare von sich gab, daher lief das Training noch verbissener ab als normalerweise. Vor allem Hannahs Partner hatte es schwer: Sie wirbelte ihren Stock schneller als je zuvor durch die Luft, und er sandte eine Schockwelle nach der anderen aus. Irgendwann bestand ihr Partner darauf, mit jemand anderem zu üben. Hannah warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Sie schleuderte ihren Kampfstock weg und ging hinüber zu den älteren Wächtern, die sich um die Pferde kümmerten.
    Emily schlich sich in die Ställe davon. Sternenfänger stand in seinem Abteil und streckte den Kopf über das Tor. Mit einem leisen Wiehern begrüßte er Emily. Als sie ihm über das seidige Fell strich und in seine sanften braunen Augen schaute, ging es ihr auf der Stelle besser. Sternenfänger war wie Medizin.
    „Guter Junge“, murmelte Emily und streckte ihm einige Zuckerstücke hin, die er mit weichen Lippen von ihrer Hand fraß. Sie füllte seinen Futtertrog mit Hafer, dann holte sie eine Bürste und begann damit, das Pferd zu striegeln. Sternenfänger hielt ganz still. Nur sein Schweif zuckte hin und her. Zum Schluss bürstete ihm Emily noch die lange Mähne.
    „Schön siehst du aus“, sagte sie. Sternenfänger wieherte erfreut, als hätte er sie genau verstanden.
    Bald darauf war das Training beendet. Die Wächter führten ihre Pferde in den Stall zurück, rieben sie trocken und fütterten sie mit Hafer. Nur Ilja und Hannah waren nicht dabei. Wahrscheinlich wollten sie gleich noch ins Moor reiten, um wieder nach Finn zu suchen. Emily streichelte Sternenfänger. Sie wäre gerne mit ihm ausgeritten, nicht nur über das Trainingsgelände, sondern richtig. Vielleicht sollte sie Ilja und Hannah begleiten. Kurz entschlossen

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