Hüter des Todes (German Edition)
einen großen Mann von ungefähr sechzig Jahren mit schütterem Haar, der offensichtlich das Kommando über die anderen Arbeiter hatte. «Was ist mit der Methan-Leitung?», hörte Logan Valentino fragen.
«Ich habe bei der Methananlage nachgefragt. Die Überdruckventile in jedem Flügel sind geschlossen und alle Sicherheitsmaßnahmen aktiviert.»
«Gott sei Dank, wenigstens etwas», schnaufte Valentino.
Rush hatte sich der Menschentraube am Ende des Laufstegs genähert, und Logan war ihm instinktiv gefolgt. Plötzlich blieb er wie angewurzelt stehen, so abrupt, als wäre er gegen eine unsichtbare Wand gelaufen. Ohne Vorwarnung spürte er eine Präsenz, die über dem Generator und seiner unmittelbaren Umgebung hing, ein schändliches, bösartiges, gemeines Ding , uralt und unversöhnlich. Trotz der Hitze des Feuers und der Sonne erschauerte Logan. Der faulige Gestank eines Gebeinhauses stieg ihm in die Nase. Er nahm wahr, dass dieses Ding – dieser Geist, diese Entität, diese Naturgewalt, was auch immer es war – seine Anwesenheit ebenfalls bemerkt hatte, und nicht nur seine, sondern auch die aller anderen. Es empfand einen tiefen, unversöhnlichen Hass gegen die Menschen, einen Hass, der in seiner Stärke und Intensität beinahe lustvoll war. Logan wich instinktiv einen Schritt zurück, und noch einen, bevor er sich wieder in der Gewalt hatte.
Er atmete tief durch und unterdrückte jede weitere Reaktion – er hatte vor langer Zeit gelernt, dass seine Begabung bei anderen entweder Angst oder Verachtung hervorrief. Er konzentrierte sich auf die Unterhaltungen ringsum.
«Mein Gott!», hörte er Valentino sagen. «Der Reservetank!» Der Chef vom Dienst wirbelte herum und rief einen der Männer auf den Jetskis zu sich. «Rogers! Schnell! Du musst den Reservetank entkoppeln und wegschleppen, bevor er durch die Hitze hochgeht!»
Der Mann nickte, senkte den Kopf und steuerte seinen Jetski auf die andere Seite des Generators, wo sich der Tank befand. Gerade als er mit einem Bootshaken danach greifen wollte, wurde er von einer massiven Explosion erschüttert, und eine Wolke dicken Rauchs quoll ihnen entgegen. Der Laufsteg erzitterte heftig, und Logan wurde auf die Knie gestoßen. Als er sich wieder erhob, hörte er einen abgehackten, verzweifelten Schrei. Der Rauch klärte sich, und er konnte die Gestalt von Rogers ausmachen. Der Mann war umgeben von brennendem Diesel, und seine Haare und seine Kleidung standen in Flammen. Ein halbes Dutzend Arbeiter sprangen in das Wasser und schwammen auf ihn zu, als er sich immer noch schreiend von seinem Jetski warf und brennend unter der braunen, schlammigen Oberfläche des Sudd versank.
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16
Das Oasis war die einzige Bar der Station. Halb Kantine, halb Cocktaillounge befand sie sich in einer abgelegenen Ecke von Blau mit Ausblick auf die weite, trostlose Ödnis des Sudd. Und doch waren die Fenster zum Sumpf, wie Logan bei seinem Eintreten bemerkte, mit Bambusrollos verhängt, als wollte jemand die Tatsache verbergen, dass sie sich mitten im Nichts befanden.
Die Bar war dunkel, nur indirekt beleuchtet in blauviolettem Neon, und nahezu verlassen. Logan war nicht überrascht. In der Folge des Generatorunglücks war die Stimmung an Bord der Station eher bedrückt. Es gab keine Bridge-Spiele an diesem Abend, keine fröhlichen Unterhaltungen in der Messe. Die meisten Leute hatten sich in ihre Quartiere zurückgezogen, als wollten sie alleine verarbeiten, was geschehen war.
Logan empfand das genaue Gegenteil. Die überwältigende Präsenz von etwas abgrundtief Bösem, die er gespürt hatte, als der Generator in Flammen aufgegangen war, hatte ihn erschreckt und nervös gemacht. Sein leeres Labor, sein stilles Zimmer – das waren im Moment die letzten Orte, wo er sein wollte.
Er ging zur Theke und setzte sich auf einen Hocker. Aus unsichtbaren Lautsprechern spielte Charlie Parker. Der Barmann, ein junger Bursche mit kurzem schwarzem Haar und einem Sergeant-Pepper-Schnurrbart, kam zu ihm.
«Was darf’s sein?», erkundigte er sich und legte eine frische Cocktailserviette vor Logan.
«Haben Sie Lagavulin?»
Der Barmann lächelte und deutete auf eine beeindruckende Batterie von Single-Malt-Scotches vor dem großen Wandspiegel hinter sich.
«Großartig. Ich nehme einen, ohne alles.»
Der Barmann schenkte einen großzügigen Whiskey in ein Glas und stellte es auf die Serviette. Logan nahm einen Schluck, bewunderte das Gewicht des schweren, dickwandigen
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