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Hüter des Todes (German Edition)

Hüter des Todes (German Edition)

Titel: Hüter des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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psychomantischen Techniken. Warte ab, du wirst sehen, was ich meine.»
    Logan nickte. Er wusste, das Psychomantien Räume oder Nischen waren, häufig verspiegelt und sehr dunkel und auf eine Weise konstruiert, die dem Benutzer einen Zustand der Trance oder psychischen «Offenheit» erleichterte und so ein Portal oder einen Übergang in die Welt des Spirituellen eröffnete. Psychomantien waren bereits bei den alten Griechen bekannt gewesen und wurden auch heute noch in Amerika und überall auf der Welt benutzt, wo sie Menschen halfen – so glaubten viele –, mit den Geistern derjenigen in Kontakt zu treten, die weitergezogen waren. Logan musste an den Spiegel denken, den er in dem Krankenzimmer gesehen hatte an jenem ersten Tag auf der Station, als Ethan Rush keine Zeit für ihn gehabt hatte. Der Spiegel hatte ihn darauf gebracht, was der wahre Grund für Jennifer Rushs Anwesenheit auf der Station war.
    «Du benutzt den Ganzfeld-Effekt?», fragte er Rush.
    Rush sah ihn überrascht an. «Die Medikamente machen das überflüssig. Und jetzt pass bitte auf und präge dir alles genau ein. Je mehr du weißt, desto besser bist du darauf vorbereitet, ihr zu … zu helfen. Sprich so wenig wie möglich, reden können wir hinterher.»
    Logan nickte.
    «Noch eine Sache. Erwarte keine Offenbarungen. Was du hören wirst, ergibt wahrscheinlich nicht einmal einen Sinn. Manchmal müssen wir hinterher die Transskription analysieren, um zu verstehen, was wir hören. Wenn überhaupt.»
    Mit diesen Worten öffnete Rush die Tür und betrat leise das Zimmer dahinter.
    Logan folgte ihm. Er erkannte den Raum wieder. Dort stand das Krankenhausbett zusammen mit den medizinischen Apparaten und anderen Gerätschaften. An der Wand hing der große, blitzblank polierte Spiegel, und die Beleuchtung war genauso gedämpft wie beim ersten Mal, als Logan das Zimmer gesehen hatte.
    Und wie beim ersten Mal lag Jennifer Rush auf dem Bett, gekleidet in ein Nachthemd. EKG-Sensoren waren an ihren Armen und auf der Brust befestigt, dazu zahlreiche weitere EEG-Sensoren an ihrem Kopf; rote und graue Kabel, die einen starken Kontrast zu ihrem zimtfarbenen Haar bildeten. An der Innenseite ihres Unterarms war ein Infusionsschlauch befestigt. Sie sah zu Rush, dann zu Logan und lächelte schwach. Ihr Blick war verhangen, als stünde sie bereits unter dem Einfluss von Beruhigungsmitteln.
    Zu Logans Überraschung stand Porter Stone am Kopfende des Betts, eine Hand auf Jennifers Schulter. Er tätschelte sie ein letztes Mal beruhigend, dann trat er einen Schritt zurück. Er nickte Logan zu und wandte sich an Rush.
    «Sie werden sie fragen?», sagte er mit leiser Stimme. «Nach dem Tor?»
    Rush nickte.
    Stone fixierte ihn noch einen Moment lang, als wollte er noch etwas sagen, doch dann nickte er einfach zum Abschied und verließ leise den Raum.
    Rush bedeutete Logan, sich auf einen Stuhl am Kopfende des Bettes zu setzen, bevor er sich daranmachte, weitere Geräte und Monitore anzuschließen, zu testen und zu kalibrieren. Logan verfolgte alles schweigend. Es roch nach Sandelholz und Myrrhe.
    Endlich trat Rush zum Bett, eine Spritze in der Hand. «Jen», sagte er leise. «Ich werde dir jetzt das Propofol verabreichen.»
    Jennifer Rush antwortete nicht. Rush steckte die Nadel in ein Ventil im Infusionsschlauch, und wenige Sekunden später lag Jennifer so still da wie der Tod. Logan blickte zu den Instrumenten über ihrem Bett und sah, wie ihr Blutdruck abfiel und Atemfrequenz und Puls sich beinahe halbierten.
    Rush behielt ihre Körperfunktionen vom Fußende des Bettes her im Auge. Keiner der beiden Männer sagte ein Wort. Nach einigen Minuten bewegte sich Jennifer leicht, und Rush nahm rasch zwei Elektroden und befestigte je eine davon an einer freien Stelle ihrer Schläfen.
    Logan sah ihn stumm fragend an.
    «Kortikale Stimulation», sagte Rush. «Zur Unterstützung der Zirbeldrüsenaktivität.»
    Logan nickte. Er hatte Studien gelesen, nach denen die Zirbeldrüse neurochemische Auswirkungen auf paranormale Prozesse und Prävisualisierung hatte.
    Rush wandte sich wieder dem Labyrinth aus Überwachungsgeräten am Fußende des Krankenbettes zu. Für eine Minute oder zwei beobachtete er schweigend, wie seine Frau langsam in einen Dämmerzustand zurückkehrte. Dann trat er vor und schob eine zweite Nadel in das Verbindungssiegel des Infusionsschlauchs.
    «Mehr Propofol?», fragte Logan leise.
    Rush schüttelte den Kopf. «Versed. Wegen des amnesischen Effekts.»
    Amnesischer

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