Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)
ich leider nicht.«
»Wie wäre es dann heute Abend? Ein Freund von mir veranstaltet ein exklusives Abendessen in seiner Villa in Toorak. Essen und Gäste sind im Allgemeinen ganz exquisit.«
Ja, ganz bestimmt. »Das könnte mir gefallen.«
»Könnte?«
»Bestimmt.«
»Soll ich dich abholen?«
»Ich fahre lieber selbst. Dann bin ich unabhängig, solltest du dich wieder danebenbenehmen.«
Er lachte. »Dann treffen wir uns bei meinem Freund.« Er nannte mir Kingsleys Adresse. »Ich verspreche dir, mich heute Abend nicht danebenzubenehmen.«
Entweder war er sich der Anziehungskraft zwischen uns sehr sicher, oder er versuchte, mein Vertrauen zurückzugewinnen, indem er so tat, als hätte er nichts zu verbergen. Wieso sollte er mir ansonsten die Adresse geben? Er musste sich ziemlich sicher sein, dass ich sie niemandem verriet, beispielsweise der Polizei. »Gut. Wann soll ich dort sein?«
»Um sieben.«
»Okay. Bis dann.«
Ich legte auf und schob das Telefon zurück in meine Tasche. »Das wäre erledigt.«
»Du musst da heute Abend sehr vorsichtig sein.«
»Ich krieg das schon hin. Und du hörst im Lieferwagen ja schließlich mit, oder nicht?«
»Ja, aber es gibt noch ziemlich viele Stellen, an denen wir nichts verstehen, und ich habe das dumme Gefühl, das Ganze könnte mächtig schiefgehen.«
Er blickte zum wiederholten Mal in den Spiegel, und ich runzelte die Stirn. »Was zum Teufel beobachtest du die ganze Zeit?«
»Ich glaube, wir werden verfolgt.«
Ich klappte noch einmal den Kosmetikspiegel herunter. »Von wem?«
»Drei Wagen hinter uns. Der weiße Toyota.«
Der Wagen war nicht schwer zu erkennen, er gab sich keine Mühe, sich zu verstecken. »Bist du sicher?«
»Nicht hundertprozentig. Es ist nur so ein Gefühl.«
Ich hatte mehr Vertrauen in Rhoans Gefühl als in das, was andere Leute für sicher hielten. »Soll ich ihn überprüfen lassen?«
»Nein. Hast du Lust auf ein kleines Verhör?«
Ich hob die Brauen und versuchte, nicht auf meinen Puls zu achten, der vor Aufregung schneller ging. »Haben wir noch Zeit?«
Er blickte auf seine Uhr. »Noch fünf Minuten.«
Ich lockerte meine Schultern und gab der prickelnden Aufregung nach. »Na, los.«
Rhoan grinste, sah noch einmal kurz in den Rückspiegel, bog in eine Seitenstraße ab und drückte das Gaspedal durch. Die Reifen quietschten und drehten durch, bevor der Wagen nach vorn schoss. Noch ein Blick in den Rückspiegel, noch einmal eine Abbiegung nach links, dann hielt er an. Ich sprang aus dem Wagen, lief auf das erstbeste Gebäude zu und kauerte mich in den dunklen Eingang, so dass ich nicht zu sehen war. Rhoan fuhr weiter, diesmal jedoch langsamer.
Kurz darauf glitt der weiße Toyota um die Ecke und beschleunigte. Ich wartete, bis er fast vorbei war, zog meine Laserwaffe aus dem Halfter und schoss auf die Reifen auf meiner Seite des Wagens. Dann sprang ich auf und lief los.
Der Wagen kam schlingernd zum Halten und verfehlte nur knapp einen blauen Ford, der am Straßenrand stand. Weiter vorn parkte Rhoan quer auf der Straße und blockierte den Weg. Er stieg aus.
Aus dem Toyota stürzten zwei Männer. Der Fahrer ging auf Rhoan zu, während der Beifahrer in meine Richtung lief. Ich stellte mich ihm in den Weg, und er verzog die groben, behaarten Gesichtszüge zu einem Grinsen. »Du willst doch nicht etwa versuchen, mich aufzuhalten, Kleine?«
»Nein.« Ich schlug so schnell zu, dass er kaum blinzeln konnte, bevor ich meine Faust in seiner Magengrube versenkte. »Ich versuche es nicht. Ich halte dich auf.«
Mit einem Zischen entwich die Luft aus seinen Lungen, und er sank seltsam keuchend auf die Knie nieder. Ich packte ihn am Schlafittchen und zerrte ihn zurück zum Wagen. Ein kurzer Blick zu Rhoan bestätigte mir, dass er den Fahrer ebenfalls unter Kontrolle hatte.
Ich schleuderte den behaarten Kerl mit dem Gesicht nach vorn seitlich gegen den Wagen. Er fluchte. Ich ignorierte es, durchsuchte ihn nach Waffen, griff seinen rechten Arm, drehte ihn nach hinten und presste ihn auf seinen Rücken. Sein Fluchen verwandelte sich in ein schmerzhaftes Keuchen.
»Nur ruhig, Mädchen. Ich habe dir nichts getan.«
»Ihr verfolgt einen Wächter. Das ist zwar nicht verboten, die meisten Leute würden es allerdings als ungesund bezeichnen. Vor allem Wächter.«
»Du bist kein Wächter.«
Ich drückte seinen Arm etwas fester gegen seinen Rücken, zog meinen Ausweis hervor und hielt ihn ihm vor die Nase. »Reicht das, Kumpel?« Er nickte, und
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