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Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)

Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Hüterin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keri Arthur
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Dunleavys Haus gekommen, ohne dass er dich explizit eingeladen hat?«
    »Ach.« Er lächelte spöttisch, strich mit der Fingerspitze über die Messerklinge und schnitt sich dabei, was ihn nicht zu stören schien. »Ich stamme aus einem Labor. Ich bin ein Vampir, den man mit den Stärken anderer Wesen optimiert hat. Ich hatte deshalb nie dieses Türschwellenproblem von anderen Vampiren.«
    Hieß das etwa, dass er unaufgefordert jede Türschwelle übertreten konnte? Das dürfte allerdings wesentlich dazu beigetragen haben, dass er unser bester Wächter geworden war. Das und die Tatsache, dass er ein Psychopath war, der gern Leute umbrachte.
    Aber zumindest erklärte das, wie er eine Nachricht in der Wohnung hatte hinterlassen können, in der Jack uns sicherheitshalber zunächst untergebracht hatte, nachdem Gautier sich von der Abteilung losgesagt hatte. Ich erschauderte. Er hätte uns schnappen können, wann er wollte und wo er wollte. Selbst an den Orten, an denen wir uns absolut sicher gefühlt hatten.
    »Wieso hast du im Gegensatz zu den anderen deine Seele behalten können, wenn du der Totenkopf des Drachen bist? Und wieso hast du deinem Meister der Finsternis nicht gesagt, dass ich ein Wächter bin?«
    Er ging an Jins Leiche vorbei. Es war nur ein Schritt, aber mir sprang vor Schreck beinahe das Herz aus der Brust. »Das sind drei Fragen.«
    »Es wird dich sicher nicht umbringen, mir noch ein paar Fragen zu beantworten.«
    »Sicher ist, dass du langsam und qualvoll sterben wirst, und zwar in dem Bewusstsein, dass die Verstärkung, die da draußen wartet, dich an diesem Ort niemals finden wird. Und in dem Bewusstsein, dass ich alle umbringen werde, die dir etwas bedeuten, und zwar so, wie es mir Spaß macht. Weil mich niemand aufhalten kann. Ich bin der Tod, und du gehörst mir .«
    »Dieser Totengeist, der jetzt mit in deinem Körper wohnt, hat dich zwar deutlich eloquenter gemacht, aber er redet noch genauso viel Mist wie du.«
    Er zog kaum wahrnehmbar die Augen zusammen, aber das Gefühl drohender Gefahr wirbelte deutlich spürbar um mich herum und ließ die feinen Härchen in meinem Nacken senkrecht nach oben stehen. Es war noch nie besonders vernünftig gewesen, Gautier zu verärgern, aber jetzt, nachdem er von dem Geist des Todes besetzt war, musste ich wohl wahnsinnig sein. Und dennoch, wenn ich sterben musste, würde ich ihm dabei ins Gesicht spucken und ihm Gehässigkeiten an den Kopf werfen.
    »Wir werden es genießen, dich umzubringen.«
    »Werden wir denn auch die Fragen beantworten?«
    Wieder lächelte er. Es war ein Lächeln, das von schmieriger Selbstüberzeugung zeugte. Das Lächeln, das mir so vertraut war.
    »Die anderen waren Menschen und ihre Seelen leicht zu beseitigen. Bei mir ist das etwas anderes, denn ich bin, wie gesagt, ein Vampir aus dem Labor. Mich wird man nicht so leicht los.«
    Als ob wir das nicht wüssten. »Und wieso hast du Kingsley nicht gesagt, wer ich bin?«
    »Er hat noch andere Opfer oben. Er nimmt nicht meins. Hier gibt es niemanden, der dich rettet. Hier gibt es nur dich und mich.«
    Ich starrte ihn eine Weile an, dann holte ich tief Luft, nahm all meinen Mut zusammen und stieg über die Steine in die Mitte des runden Gewölbes. Es war größer, als ich ursprünglich gedacht hatte, und voller sich bewegender Schatten, die für keinen von uns gut waren.
    Ich rollte die Schultern und versuchte die schmerzhafte Verspannung zu lockern, dann scharrte ich mit den Füßen und bohrte die Fersen in den weichen erdigen Boden, um mehr Halt zu bekommen. Als ich bereit war oder zumindest so bereit, wie es mir eben möglich war, hob ich die freie Hand und machte eine kurze auffordernde Geste. »Na, dann los, Stinker.«
    Er lachte, und es war das fröhlichste Geräusch, das ich je von ihm gehört hatte. Mit einer geschmeidigen Bewegung steckte er das Messer wieder in die Scheide hinter seinem Rücken, verwandelte sich in einen verschwommenen Streifen aus Energie, Hitze und purer Mordlust und schoss auf mich zu.
    Ich konnte eigentlich nur versuchen, irgendwie zu überleben. Ich wich ihm aus, duckte mich und blockte, wandte alles an, was man mir in den letzten Monaten eingebläut hatte, nutzte jeden Instinkt und meine gesamte Schnelligkeit. Er war schnell, superschnell und besaß schärfere Instinkte und mehr Geschick, als ich sie jemals haben würde. Aber ich kämpfte um mein Leben, und was die Überlebenschancen anging, brachte mich das ein Riesenstück nach vorn. Immerhin genug, um zu

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