Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)
meiner Erstarrung, aber ich war erregt, sehnsüchtig und ziemlich frustriert. Ich hatte zwar keine Idee, was für ein Spiel er spielte, aber ich würde mich nicht länger damit abfinden. Vielleicht lagen Jahrhunderte voller Geheimnisse hinter ihm, aber ich war ein Werwolf, und Sinnlichkeit gehörte naturgemäß zu meinem Dasein. Sex war für uns genauso wichtig wie Blut für einen Vampir, und wenn Quinn erwartete, dass ich mich einfach in seine Pläne fügte, würde er ein böses Erwachen erleben.
Ich ging in das Schlafzimmer zu meinem Kleiderschrank, der nicht mehr so spärlich ausgestattet war wie noch vor ein paar Monaten. Rhoan war wieder einmal einkaufen gewesen und hatte mir wie üblich etwas zum Anziehen mitgebracht. Vermutlich hoffte er, dass ich nicht schimpfte, wenn er seine Beute mit mir teilte. Ich muss zugeben, dass er einen deutlich besseren Geschmack hatte als ich, auch wenn mich seine Vorliebe für grelle Farben manchmal etwas verschreckte.
»Soll ich mich lässig, elegant oder vornehm kleiden?«, rief ich, während ich verschiedene Optionen durchging.
»Bequem«, erwiderte er eindeutig amüsiert.
Verflixt. Es war schwer, in bequemer Kleidung verführerisch zu wirken. Nachdem ich mich zuerst mal nicht entscheiden konnte, griff ich eine Jeans und einen dicken Wollpullover. Wenn ich nicht auf sexy machen konnte, konnte ich mich ebenso gut warm anziehen. Ich griff Socken und einen Slip, verzichtete aber auf einen BH. Der Mond leuchtete, und die Mondhitze, wie wir die sieben Tage vor Vollmond nannten, stand kurz bevor. In dieser Zeit strömte die Kraft des Mondes mit zunehmender Intensität durch unsere Adern, und unsere Lust auf Sex wurde so stark, dass wir sie nicht ignorieren konnten oder wollten. Die Hitze traf mich normalerweise nicht ganz so heftig wie Vollblutwerwölfe, aber alle paar Monate litt ich unter den üblichen Symptomen. Dann waren meine Brüste schwer und überempfindlich. Und ich war geiler als eine läufige Hündin.
Vermutlich war ich eine.
Ich zog mich an, griff aus den Wollmäusen unter meinem Bett ein Paar Schuhe und ging zurück ins Wohnzimmer. Er musterte mich von oben bis unten, dann sagte er: »Perfekt.«
»Ich weiß.« Ich widerstand der Versuchung, eine verführerische Pose einzunehmen, was in Jeans und weitem Wollpullover ohnehin schwierig war, und schob Wohnungsschlüssel und Geldbörse in meine Tasche. »Also, sag schon. Wohin gehen wir?«
»Das ist eine Überraschung.« Er schob mich aus der Tür und die Treppen hinunter. Draußen wehte der Wind so stark, dass mir die Tür aus der Hand gerissen und gegen die Außenwand geschleudert wurde.
Es war nach wie vor eiskalt, aber zumindest hatte es aufgehört zu regnen. Am Straßenrand wartete eine weiße Limousine. Der Fahrer stand neben der Tür zum Fond und öffnete sie, als wir näher kamen. Als wir saßen, stieg der Fahrer ein, startete den Wagen und fuhr los. Offensichtlich war er in den Plan eingeweiht, was auch immer das für ein Plan war.
Ich ignorierte den Sicherheitsgurt und rutschte über den weichen Ledersitz, bis ich praktisch auf Quinns Schoß saß. »Ich habe es noch nie in einer Limousine gemacht«, flüsterte ich und schob meine Hand provozierend sein Bein hinauf.
»Dann müssen wir vielleicht noch einmal einen anderen Ausflug machen.« Er hielt meine Hand fest, bevor sie in die interessanten Gefilde vordringen konnte.
»Wenn du vorhast, mich zu frustrieren, bist du gerade auf dem besten Weg.«
Seine schwarzen Augen funkelten belustigt. »Gut.«
»Nein, das ist nicht gut. Ich bin ein Werwolf, falls du dich erinnerst, und bald ist Vollmond.«
»Das habe ich nicht vergessen.«
»Aber die Eine-Millionen-Dollar-Frage lautet, willst du etwas dagegen unternehmen?«
Ich spürte deutlich seine Lust und sein Verlangen, und nur für einen kurzen Augenblick vertrieben sie die dunklen Schatten aus seinen Augen. Meine Hormone schlugen aufgeregte Purzelbäume, obwohl ich ganz ehrlich keine Ahnung hatte, wieso, denn er sagte lediglich: »Hab Geduld.«
»Geduld war noch nie meine Stärke.«
Er lachte leise, legte den Arm um meine Schulter und zog mich näher zu sich heran. Ich war es nicht gewöhnt, solche Vertraulichkeiten ohne Sex zu bekommen, und es fühlte sich seltsam, aber gut an. Ich lehnte mich an ihn, legte den Kopf an seine Schulter und genoss die Nähe, während ich mich zugleich nach erheblich mehr sehnte.
Wir waren gut zehn Minuten unterwegs, als ich begriff, dass wir in Richtung
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