Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)
leer.« Quinn öffnete die Hintertür und tastete den Innenraum ab. Genau wie ich stieß auch er auf keinen Widerstand.
Als er die Tür zuschlug, hallte das Geräusch durch die stürmische Nacht. Er sagte nichts, stand nur da, die Hände in die Seiten gestemmt, und musterte die Gebäude und Schatten um uns herum. Nach einem Augenblick ging er hinüber zu der Limousine.
Während er mit dem Fahrer sprach, griff ich mein Bildtelefon und rief die Abteilung an. Jack hatte bestimmt noch in dem Lagerhaus zu tun, aber Salliane, eine Vampirfrau und meine Nachfolgerin als Jacks Assistentin, musste im Dienst sein.
»Sal, hier spricht Riley Jenson«, sagte ich, als ihre finstere Miene auf dem Monitor erschien. »Du musst mir bitte einen Gefallen tun.«
»Das kommt ganz darauf an.« Ihre heisere Stimme klang genauso reserviert wie üblich, wenn sie mit mir sprach. »Ob du dich dazu herablässt, mich mit meinem richtigen Namen anzusprechen oder nicht.«
Ich verdrehte die Augen. Vampire. Selbst die, die sich wuschen, konnten manchmal ganz schön nervig sein. Aber wenn es sein musste, war ich bereit nachzugeben. Ich hatte allerdings keine Ahnung, was für ein Problem sie mit mir hatte. Jack war dabei auch keine Hilfe, denn er behauptete steif und fest, ich würde mir nur etwas einbilden.
Was mich nur in meiner Theorie bestätigte, dass er auf seine Assistentin mit den karamellfarbenen Haaren scharf war.
»Salliane, du musst mir bitte einen Gefallen tun.«
»Welchen?«
Ihre braunen Augen funkelten. Das war selbst auf dem Telefonmonitor deutlich zu erkennen. Dass ich klein beigegeben hatte, gefiel ihr. Genieß es, du alte Kuh, denn das kommt bestimmt nicht noch einmal vor.
»Ich muss ein Fahrzeug überprüfen.« Ich nannte ihr die Details.
»Hat das mit der Abteilung zu tun?«
»Ja.«
»Ich kläre das mit Jack ab.«
Sie war nicht nur eine alte Kuh, sondern obendrein eine Zicke. »Gut. Überprüfe bitte das Kennzeichen.«
»Bleib dran.«
Ich wartete, ließ währenddessen den Blick zu Quinn schweifen und beobachtete, wie er sich umdrehte und in eine kleine Gasse rechts neben der Limousine starrte.
Sal kam wieder an den Apparat. »Der Wagen ist auf eine Karen Herbert zugelassen.«
»Könntest du sie für mich überprüfen?«
»Bist du sicher, dass das mit der Abteilung zu tun hat?«
»Ja«, erwiderte ich, während ich insgeheim dachte: ›Mach einfach, du Zicke.‹ Klugerweise behielt ich das für mich.
»Ich sehe zu, was ich herausfinden kann, und rufe dich zurück.«
»Danke.«
Ich legte auf und rief sofort Jack an, erreichte jedoch nur seine Mailbox. Vielleicht hatte die Kuh ihn auf der Kurzwahltaste gespeichert. Ich hinterließ eine Nachricht, erklärte ihm, wieso ich das Kennzeichen und die Person überprüfen lassen wollte, legte auf und ging hinüber zu Quinn. »Der Wagen gehört einer Karen Herbert. Das ist doch nicht etwa eine verärgerte Ex-Freundin von dir?«
»Ich habe den Namen noch nie gehört.«
Ich hatte nicht erwartet, dass die Antwort so einfach sein würde. Ich blickte in die Gasse, die er nicht aus den Augen ließ. Etwas reizte meine Sinne, irgendetwas war dort und auch wieder nicht. Was nicht wirklich logisch war. Ich runzelte die Stirn und sah wieder zu Quinn. »Wer will dich also umbringen?«
Er lächelte. »Ich bin ein sehr erfolgreicher, oft skrupelloser Geschäftsmann und noch dazu ein Vampir. Schon allein deshalb habe ich mehr Feinde als die meisten Leute.«
»Es wäre hilfreich, wenn du das Feld etwas eingrenzen könntest.«
Er sah mich wieder mit diesem ausdruckslosen, kalten Blick an. Er hatte einen Verdacht, so viel war klar. Aber er wollte es mir nicht verraten, und ich fragte mich, wieso nicht. Er mochte einen ganzen Laster voller Geheimnisse haben, über die er nicht sprach, aber das hier durfte er nicht für sich behalten. Ich hatte ein Recht, es zu erfahren, ganz einfach weil ich selbst davon betroffen war.
Aber er sagte nur: »In der Gasse versteckt sich etwas.«
Das lenkte mich von ihm ab, was ganz bestimmt seine Absicht war. Ich konzentrierte mich auf meine Sinneswahrnehmung. Das Gefühl, dass wir von etwas Undefinierbarem beobachtet wurden, verstärkte sich, bis sich als Reaktion darauf mein Magen zusammenkrampfte. »Was ist das?«
Ich flüsterte, und er antwortete mir ebenso leise. »Etwas, das ich seit Jahrhunderten nicht gefühlt habe.«
Ich hob eine Braue. »Was?«
Er schüttelte den Kopf. »Warte hier.«
Als er gehen wollte, fasste ich seinen Arm und hielt ihn
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