Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)
und bog in eine andere Straße ein, dann hielt er an. Wir krabbelten hinaus und konnten gerade noch die Türen schließen, bevor er davonfegte. In der Dunkelheit tauchten Lichtkegel auf, erleuchteten die Hauptstraße und kamen schnell näher. Ich hüllte mich in Schatten und lief auf den halb verdeckten Eingang eines Lagerhauses zu. Quinn folgte mir, drückte sich neben mich in die dunkle Ecke und presste seinen Körper fest gegen meinen. Kurz setzte mein Herz aus, dann begann es zu rasen. Gefahr war ein sehr wirksames Aphrodisiakum für einen Wolf und weckte mit aller Macht den wilden Teil meiner Seele. Lust durchströmte mich und wurde durch seine Nähe und durch seine heftige Erektion, die er äußerst einladend gegen meine Lende presste, noch gesteigert. Aber am meisten erregte mich die drohende Gefahr.
Ich schloss die Augen, versuchte das Bedürfnis meines Körpers zu ignorieren und mich auf das näher kommende Auto zu konzentrieren. Das Geräusch des Motors war nah, sehr nah.
Aber Quinn war noch näher.
Ich hob mein Gesicht, und auf einmal presste er seinen Mund auf meine Lippen und küsste mich fordernd, gierig und überwältigend. Genau wie im Wagen, nur noch intensiver. Und ach, so wundervoll.
Der Wagen bog mit quietschenden Reifen um die Ecke und schoss mit jaulendem Motor davon.
Quinn stieß mich augenblicklich zurück. »Gehen wir«, sagte er knapp, und ich fragte mich, ob er angespannt war, weil wir verfolgt wurden, oder ob er wütend war, weil er so stark auf meine Nähe reagiert hatte. Er verlor nicht gern die Kontrolle. Nicht in jeder Situation.
Er war sofort weg und lief mit Windgeschwindigkeit hinter dem Wagen her. Ich folgte ihm auf der linken Straßenseite, und obwohl ich über Vampirgeschwindigkeit verfügte, konnte ich kaum mithalten.
Als der Wagen um die nächste Ecke raste, waren wir dicht hinter ihm. Wie angeordnet stand dort die Limousine quer auf der Straße.
Der Saab drosselte abrupt die Geschwindigkeit und hielt an. Ich blieb stehen und sah, dass Quinn dasselbe tat. Im Auto war keine Bewegung auszumachen. Ich konnte durch die verdunkelten Scheiben noch nicht einmal den Umriss des Fahrers oder des Beifahrers erkennen. Der Wagen stand ruhig im Leerlauf da.
Ich blickte hinüber zu Quinn und spürte, dass er gegen meine psychischen Schutzschilder stieß. Ich öffnete die Tür, die wir im Geist zwischen uns gebildet hatten und sagte: Meine Sinne geben mir keine Rückmeldung.
Mit Infrarot kann ich auch nichts erkennen.
Ich schaltete kurz auf Infrarot. Er hatte recht. In den Umrissen des Wagens war nirgends ein Anzeichen von Körperwärme zu sehen. Könnten sie dagegen geschützt sein?
Vielleicht, obwohl ich so etwas noch nie gehört habe. Lass uns vorsichtig herangehen.
Ich stieß die Luft aus und nickte. Je näher ich dem Wagen kam, desto angespannter wurde ich. Doch in dem Innenraum rührte sich immer noch nichts, und weder ein Geruch noch sonst irgendetwas deutete darauf hin, dass sich dort etwas Lebendiges befand.
Sie mussten irgendwo im Wagen sein. Sie mussten sich da drinnen verstecken. Zwei Leute konnten doch nicht einfach verschwinden, ohne überhaupt die Tür zu öffnen.
Ich schlich seitlich an dem Wagen entlang und wünschte, ich hätte meine Laserwaffe mitgenommen. Eine Waffe in der Hand hätte mir stärker das Gefühl gegeben, die Situation meistern zu können.
Was zeigte, wie sehr ich mich bereits mit meinem Dasein als Wächter abgefunden hatte. Früher, und das war noch nicht lange her, hatte ich mir einmal geschworen, niemals für die Abteilung eine Waffe in die Hand zu nehmen, ganz zu schweigen davon, sie zu benutzen.
Wie lange würde es wohl noch dauern, bis ich klein beigab und nicht mehr nur aus Notwehr schoss oder um mein Rudel zu schützen?
Ein Schaudern überlief meinen Körper. Ich achtete nicht weiter darauf und packte den Griff der Fahrertür. Das Fenster war leicht geöffnet, und durch den schmalen Schlitz war der Innenraum nun deutlich zu erkennen. Immer noch war niemand zu sehen. Nachdem ich über das Dach des Wagens hinweg Blickkontakt zu Quinn aufgenommen hatte, riss ich die Tür auf und sprang zur Seite für den Fall, dass von innen geschossen wurde.
Das hätte ich mir sparen können.
Der Wagen war genauso leer, wie er ausgesehen hatte.
3
D as ist unmöglich.« Ich trat näher heran und wedelte mit der Hand über den Beifahrersitz. Kein Widerstand. Es saßen keine unsichtbaren Lebewesen im Wagen.
»Anscheinend nicht, denn der Wagen ist
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