Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)
Essendon-Flughafen fuhren. Aufregung ergriff mich. Ich kam dieser Tage nicht häufig aus Melbourne heraus, und obwohl unsere lässige Kleidung vermuten ließ, dass unser Ziel nicht sonderlich exotisch war, verhieß der Flughafen zumindest, dass wir woanders hinreisten.
Wenige Minuten darauf fuhr der Fahrer die Scheibe zwischen ihm und uns herunter und sagte: »Ich glaube, wir werden verfolgt, Sir.«
»Derselbe Wagen wie vorhin?«
»Ja. Ein weißer Saab mit zwei Insassen.«
»Nimm die Ausfahrt Flughafen West und versuche sie in den Seitenstraßen abzuhängen.«
Ich löste mich aus seinem Arm und richtete mich auf. »Wie lange wirst du schon verfolgt?«
»Seit ich heute Abend am Flughafen angekommen bin. Ich dachte, wir hätten sie abgehängt.«
»Vielleicht haben sie den Wagen verwanzt.« Während ich das sagte, packte mich Angst. Eine Person, die zu so etwas in der Lage war, war Gautier. Ich zweifelte nicht daran, dass er plante, erst alle umzubringen, die mir etwas bedeuteten, bevor er mich umbrachte. Wenn er von Quinn wusste und uns jetzt verfolgte, hatte Rhoan recht, und Gautiers Spiel ging deutlich weiter, als er bislang zugegeben hatte. »War es dunkel, als du gelandet bist?«
Quinn runzelte die Stirn. »In der Dämmerung. Wieso?«
Ich erzählte ihm, was heute Abend geschehen war, und berichtete ihm von Gautiers Vorschlag.
»Glaubst du ihm?«, fragte er etwas skeptisch.
»Ich weiß wirklich nicht, was ich denken soll.«
»Wieso hast du gefragt, ob es dunkel war?« Als der Fahrer scharf links abbog und beschleunigte, packte er meinen Arm und hielt mich fest, damit ich nicht quer über die Sitzbank schoss.
»Wenn du in der Dämmerung gelandet bist, kann es nicht Gautier gewesen sein.«
Denn er war vielleicht der fähigste Wächter aller Zeiten, aber er war immer noch ein Vampir und konnte sich den Beschränkungen, denen Vampire unterworfen waren, nicht entziehen. Er war ein Klon und in Vampirjahren zu jung, um sich nur einem einzigen Sonnenstrahl aussetzen zu können.
»Er kann sich vielleicht nicht selbst der Dämmerung aussetzen, aber er kann jemanden anheuern.«
»Glaub mir, Gautier arbeitet nicht mit anderen Leuten zusammen.«
»Alle Vampire arbeiten mit anderen zusammen, wenn es sein muss. Selbst Lone Ranger hatte Hilfe.«
Ich musste kichern. »Lone Ranger? Das ist eine Figur aus einer widerlichen alten Fernsehserie, nicht das wahre Leben.«
»Ich bin ein Fan dieser Serie«, erklärte er steif, sah mich jedoch mit amüsiertem Blick an.
»Ich weiß .« Schließlich hatten wir uns diverse Nächte vor dieser verfluchten Sendung gelangweilt. Bis ich es geschafft hatte, ihn abzulenken, versteht sich.
»Wenn du nicht mehr Respekt vor den Klassikern zeigst, fängst du dir eine, du junges Hündchen.«
»Versprochen?«
Er schüttelte den Kopf und tat, als würde er sich ekeln, lächelte dabei jedoch. »Vielleicht. Aber erst müssen wir herausfinden, wer unsere Verfolger sind und wer sie angeheuert hat.«
»Als du mir einen aufregenden Abend versprochen hast, habe ich nicht mit dieser Art von Aufregung gerechnet«, bemerkte ich trocken, woraufhin er sich lächelnd vorbeugte und mich küsste. Wie bei allen anderen Küssen heute Abend wollte er es bestimmt wieder kurz und knapp machen, aber das hatten meine Hormone langsam satt. Als seine Lippen meine berührten, strich ich durch seine seidigen Haare und griff in seinen Schopf, so dass er nicht zurückweichen konnte. Dann ließ ich mir Zeit, küsste ihn leidenschaftlich und ausgiebig, reizte ihn und genoss seinen Geschmack. Als ich ihn losließ, waren wir beide erregt.
»Die Rache des Wolfes«, sagte er leise, und ich spürte seinen heißen Atem an meinen Lippen.
»Das war nur der Anfang. Der Rest folgt, wenn wir herausgefunden haben, wer uns verfolgt.«
»Ich glaube, dass meine Pläne für den heutigen Abend gerade den Bach hinuntergehen.«
»Vollkommen.« Ich küsste ihn noch einmal, diesmal nur flüchtig. »Also los.«
»Harry, bieg in die nächste Seitenstraße ab und lass uns aussteigen. Dann fahr weiter in die nächste Straße und versperr ihnen den Weg.«
Der Fahrer nickte offensichtlich völlig unbeeindruckt.
Als der Wagen nach vorne raste, verspannte ich mich. Sicher hatten unsere Verfolger längst bemerkt, dass sie entdeckt worden waren. Wahrscheinlich hatten wir uns schon damit verraten, dass wir in ein Industriegebiet abgebogen waren, und erst recht mit unserer plötzlichen Beschleunigung.
Der Fahrer riss den Wagen nach links
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