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Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)

Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Hüterin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keri Arthur
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der Gasse kam, desto kälter wurde mir. Das hatte nichts mit der Nacht oder der Nässe zu tun. Diese spezielle Kälte kam tief aus meinem Inneren, von der Stelle, an der meine Wolfsseele ruhte. Sie drängte nach außen und ließ meine Schritte zunehmend zögerlicher werden.
    Was immer sich in der Dunkelheit versteckte, mein Wolf fürchtete sich davor. Wenn sich mein Instinkt davor fürchtete, sollte ich es erst recht tun. Als ich mich dem Eingang der Gasse näherte, sammelte sich Nebel in der Dunkelheit und streckte geisterhaft seine Finger nach mir aus. Ich wich unwillkürlich zurück, rasch und verängstigt, ohne eigentlich zu wissen, vor was.
    Der Nebel stockte und zog sich zurück.
    Ich holte tief Luft und stieß sie langsam wieder aus. So kam ich nicht an Antworten. Ich musste mich dem Nebel aussetzen, ich musste weitergehen.
    Ich musste.
    Ich befeuchtete meine Lippen, fragte mich, wieso ich vor etwas so Harmlosem wie Nebel Angst hatte, und ging weiter. Wieder formten sich aus dem Nebel Hände und griffen nach mir. Diesmal achtete ich nicht weiter auf sie und schritt weiter. Sie berührten mich vorsichtig forschend und zugleich drängend, als wollten sie mich sanft festhalten. Ich hatte erwartet, dass der Nebel kalt und feucht war, und irgendwie war er das auch. Dennoch brannte er auf meiner Haut wie Zitronensaft auf einer Schnittwunde. Und je weiter ich in die Gasse vorzudringen versuchte, desto stärker wurde das Brennen.
    Ich blieb eher deshalb stehen als vor Angst.
    Nach wie vor nahm ich mit meinen Sinnen nichts wahr und sah nichts. Da war nur dieses Brennen, das mir sagte, dass etwas da war, dass mich etwas beobachtete.
    »Was bist du?«, stieß ich mit krächzender Stimme hervor, und der Nebel vor mir richtete sich etwas auf.
    Aus der dunklen Gasse jenseits des Nebels kam keine Antwort. Ich versuchte es noch einmal. »Ich weiß, dass du da bist. Ich kann dich spüren.«
    Die kleine Wölfin ist mutig .
    Die Stimme war männlich und kam von überall und nirgends. Sie hing in der diesigen Luft und hallte durch meinen Kopf. Sie war sanft und zugleich barsch.
    Vorsichtig ausgedrückt war sie sonderbar.
    »Die kleine Wölfin macht sich in die Hose vor Angst, aber sie will Antworten.« Ich konnte nichts Schlechtes daran finden, gleich mit der Wahrheit herauszurücken. Irgendetwas sagte mir, dass alles andere gefährlich sein konnte.
    Auf dieselbe Art wie die Worte waberte Belustigung durch die Nacht.
    Ich verstehe, was er an dir findet.
    »Quinn? Oh, ja, er kommandiert mich gern herum und versucht mich dazu zu bringen, Sachen zu tun, die ich nicht tun will.«
    Wir wurden als Beschützer geboren, kleiner Wolf. Dieser Instinkt steckt in uns drin.
    Ich hob eine Braue. »Heißt das, dass es zwischen Quinn und dir eine Verbindung gibt? Ich meine, anders als nur auf einer Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Ebene?«
    Diese Frage darf ich nicht beantworten .
    »Warum nicht?«
    Weil du nicht die richtige Person fragst.
    »Na ja, Quinn zu fragen, ist ziemlich sinnlos. Er erzählt mir nichts.«
    Vampire leben sehr lange, und vermutlich macht es ihnen Spaß, ein Geheimnis erst allmählich zu lüften.
    »Tut mir leid, aber Geduld war noch nie meine Stärke.«
    Wieder wurde ich von Belustigung umspült, diesmal schwang darin jedoch eine seltsame Zustimmung mit. Keine Ahnung, wieso.
    »Okay, wenn meine erste Frage falsch war, sagst du mir dann, wer du bist?« Was, wer, wo  – laut Abteilung waren das die Basisfragen eines jeden Verhörs. Natürlich stellte man sie selten so höflich.
    Das Wesen schien sehr lange über meine Frage nachzudenken. Oder vielleicht kam es mir vor Angst auch nur so vor.
    Ich bin ein Hoher Priester der Aedh .
    »Von denen habe ich noch nie gehört.«
    Das überrascht mich nicht. Nur wenige wissen in der heutigen Zeit noch von uns.
    In der heutigen Zeit? Meinte er damit in diesem Jahrhundert? Oder länger? Etwas an der Art, wie er es gesagt hatte, ließ Letzteres vermuten. »Und du bist hergekommen, um mit Quinn zu reden?«
    Reden? Nein.
    »Was dann?«
    Das muss er dir erklären, wenn er es denn will.
    »Er sagt, dass er nichts erzählen darf.«
    Da die Aedh bereits vor langer Zeit ausgestorben sind, ist er nicht länger an diese Regel gebunden. Es sei denn, er wünscht es.
    Ich weiß nicht, wieso mich das überraschte. Schließlich behielt Quinn seine Geheimnisse normalerweise stets für sich und wich mit Hilfe diverser anständiger sowie fauler Tricks Fragen über seine Vergangenheit aus. »Wie können die

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