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Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)

Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Hüterin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keri Arthur
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berührten. Unser Kuss war vorsichtig und zärtlich, es war der forschende Kuss zweier Fremder, die sich nicht mehr lange fremd bleiben wollten. Als wir aufhörten, atmeten wir beide alles andere als regelmäßig.
    »Also«, sagte er, sein Atem strich warm über meinen Mund. »Habe ich den Test bestanden?«
    Ich strich mit der Zunge über meine Lippen und genoss seinen Geschmack und seinen Atem. »Ich glaube schon.«
    »Dann lass uns gehen.« Er ließ mich los und signalisierte dem Kellner, uns die Rechnung zu bringen. Nachdem wir gezahlt hatten, half er mir in meinen Mantel und führte mich hinaus, wobei seine Hand in der Mitte meines Rückens ruhte. Um seine Finger herum wurde es so warm, dass ich es selbst durch meinen dicken Mantel hindurch spürte.
    Draußen regnete es nach wie vor, aber das Prasseln von vorhin hatte sich in ein feines Nieseln verwandelt. Es war immer noch kalt, aber nach dem ganzen Alkohol, den ich konsumiert hatte, und an der Seite von Jins erhitztem Körper machte mir das nichts aus.
    Wir waren allerdings kaum einen halben Block gelaufen, als ich an einem vertrauten Kribbeln merkte, dass wir nicht allein waren.
    Vampire verfolgten uns.
    Toll. Einfach toll. Wie sollte ich mit ihnen umgehen, ohne mich vor Jin zu verraten?
    Ich blieb stehen, zog einen Schuh aus und schüttelte ihn leicht, während ich versuchte, die Vampire zu orten. Sie befanden sich auf der anderen Straßenseite und hatten sich in Schatten gehüllt, während sie sich beeilten, uns zu überholen. Ihr Hunger mischte sich mit ihrem Geruch, strich wie ein Dieb durch die Nacht, stieg mir in die Nase und jagte mir Schauder über den Rücken. Sie rochen nach frischem Tod. Es waren Babyvampire, keine reifen.
    Waren es etwa dieselben, die die Leiche so übel zugerichtet hatten, um die Rhoan sich kümmern sollte, oder waren es andere? Und wer zeugte diese ganzen Vampire und ließ sie dann unbeaufsichtigt herumlaufen?
    Aus einem unbestimmten Grund tauchte Gautiers Bild in meinem Kopf auf. Aus seiner Sicht musste das Ganze irgendeinen kranken Sinn ergeben. Er wusste, dass die Abteilung an Personalknappheit litt. Er wusste, dass uns diese Fälle bis an die Grenze unserer Belastbarkeit trieben und wir nur sehr bedingt in der Lage waren, ihn zu verfolgen.
    Jin drehte sich um, ließ den Blick durch die Nacht gleiten und sah dann wieder mich an. »Was ist los?«
    »Ich habe einen Stein im…«
    Ich kam nicht mehr dazu, den Satz zu beenden, denn die beiden Vampire lösten sich aus den Schatten und griffen an. Jin gab einen kehligen Ton von sich und stieß mich zur Seite. Ich taumelte einige Schritte rückwärts, fand mein Gleichgewicht wieder und wich einer Faust aus, die einer der Vampire in meine Richtung stieß. Er lachte leise, was an meinen Nerven zerrte. Als der Vampir ein zweites Mal auf mich zukam, schleuderte ich den zweiten Schuh von mir, fing ihn in der Luft auf, wirbelte herum und hämmerte den Holzabsatz gegen sein Kinn. Wo das Holz über die Haut ratschte, schossen Flammen auf, und der Geruch verbrannter Haut stieg in die Luft. Er runzelte die Stirn und blickte überrascht auf die Schuhe in meiner Hand.
    Offenbar war ihm nicht klar, dass die Absätze aus Holz waren. Ich ließ ihm keine Zeit, darüber nachzudenken, denn ich trat ihm so fest ich konnte in den Unterleib. Mit einem zischenden Geräusch, das sich ziemlich leidend anhörte, stieß er die Luft aus, und als er sich nach vorne krümmte, holte ich mit einer Faust Schwung, erwischte ihn mit voller Wucht am Kinn und schlug ihn bewusstlos.
    Ich wirbelte herum, um Jin zu helfen, und blieb schockiert stehen. Der andere Babyvampir lag mit seltsam verdrehten Armen und Beinen zu seinen Füßen und stöhnte. Jins Atem ging kaum schneller, aber ich sah, wie er die Augen schloss und tief inhalierte, als würde der Schmerz des Babys ihn irgendwie stärken.
    Das war ein sehr merkwürdiger Gedanke. Aber ich erschauderte sowieso, denn kein Mensch sollte in der Lage sein, einen Vampir zu besiegen. Auch keinen Babyvampir.
    War Jin etwa etwas anderes als ein Mensch? Und wenn dem so war, wieso nahmen meine Sinne ihn dann immer noch als Menschen wahr? Oder verfügte er nur über übersinnliche Fähigkeiten? Ich blickte auf den Vampir hinunter, dessen Gesicht von Schmerz und Angst gezeichnet war. Übersinnliche Fähigkeiten, mit denen man Knochen brechen konnte? So etwas hatte ich noch nie gehört, aber ich war kein Experte. Ich konnte ja noch nicht einmal meine eigenen Fähigkeiten

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