Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)
und Kellen?«
»Quinn ist immer noch auf der Jagd nach Dämonen, und du weißt ja, dass ich wegen Kellen heute Morgen zu spät gekommen bin.« Ich lächelte, als ich an unsere frühmorgendliche Unterhaltung während des eiligen Frühstücks dachte. »Er wollte mich nächstes Wochenende an einen einsamen Ort entführen.«
Rhoan grinste. »Der Mann ist wild entschlossen, dich von deinem Vampir wegzulocken, stimmt’s?«
Eindeutig. Und wieso sollte mich das stören, wenn ich dadurch eine gute Zeit erlebte? »Ich habe das Wochenende wegen unseres aktuellen Falls abgesagt, aber ich habe eingewilligt, anschließend drei Wochen mit ihm an einen exotischen Ort zu verreisen. Ich habe bei Jack noch Urlaub gut.«
»Mann, das wird Quinn aber nerven.« Rhoans Grinsen implizierte, dass er das keineswegs schlecht fand. Er und Quinn waren zwar Freunde, aber meinen Bruder nervte es, wie Quinn sich mir gegenüber in den vergangenen Monaten verhalten hatte.
Ihm wäre es am liebsten, wenn ich überhaupt nicht mit ihm ausginge.
»Quinn hat mich mitten in Flughafen West sitzen lassen und seither keinen Mucks von sich gegeben. Der soll bleiben, wo der Pfeffer wächst.«
Rhoan kicherte. »Es ist herrlich, wenn ihr zwei Streit habt. Es macht großen Spaß zuzusehen, wie die Fetzen fliegen.«
»Schön, dass du dich amüsierst.« Ich griff eine dunkelgrüne Handtasche, ging zu ihm und küsste ihn auf die Wange. »Pass auf dich auf, großer Bruder.«
»Du auch. Und vergiss die Kondome nicht, falls du so tust, als wärst du ein Mensch. Du kannst dich zwar nicht anstecken, aber es könnte ihm merkwürdig vorkommen, wenn du dich auf ungeschützten Sex einlässt.«
Ich grinste und tippte auf meine Handtasche. »Ich habe vorhin welche gekauft. Gerippt, genoppt und Eis.«
Er hob erstaunt eine Braue. »Eis?«
»In der Packungsbeilage steht, dass sie sich wie Eis anfühlen und man dadurch die Hitze des eigenen Körpers deutlicher wahrnimmt. Ich werde dir berichten, ob es sich lohnt.«
»Ja, bitte. Ich bin immer auf der Suche nach einer neuen Erfahrung.«
»Das hat sich schon herumgesprochen.«
Er kniff mir in den Po. »Würdest du einer Autoritätsperson gegenüber wohl etwas mehr Respekt zeigen. Und jetzt mach dich auf den Weg, sonst kommst du noch zu spät.«
Ich ging.
Es regnete immer noch, und die Straßen waren glatt. Natürlich hielt das einige Idioten nicht davon ab, mit hundert Sachen zu überholen. Zum wiederholten Mal wünschte ich, ich hätte ein Blaulicht, das ich auf das Dach setzen könnte, um diesen Mistkerlen einen Schrecken einzujagen.
Als ich einen Parkplatz gefunden hatte und zum Restaurant geplatscht war, war ich fünfzehn Minuten zu spät. Der Oberkellner empfing mich an der Tür, half mir aus meinem durchnässten Mantel und führte mich zu einem Tisch im hinteren Teil des Restaurants, an dem Jin auf mich wartete. Als ich auf ihn zukam, stand er auf. Er trug einen dunkelblauen Anzug und ein hellgraues Hemd, das ganz hervorragend zu seinem Teint passte. Er musterte mich von oben bis unten, und als er mir wieder in die Augen sah, las ich intensive Lust in seinem Blick.
Ich grinste und beugte mich nach vorn, um ihn auf die Wange zu küssen. Seine Haut fühlte sich samtweich an, und sein Rasierwasser roch köstlich nach einer Mischung aus exotischen Hölzern, Limone und Mandarine. »Schön, dich wiederzusehen.«
Er lächelte und wartete, bis der Oberkellner mir auf den Stuhl geholfen hatte. Erst dann nahm er selbst Platz. »Man hat mich eigentlich gefragt, ob ich heute Abend noch eine zweite Schicht übernehmen könnte. Aber ich habe gesagt: ›Auf gar keinen Fall.‹«
»Da bin ich aber froh.«
»Ich auch.« Er sah auf, als der Kellner an unseren Tisch trat. »Möchtest du etwas trinken? Einen Weißwein vielleicht ?«
»Das wäre perfekt.«
Und tatsächlich: Der Wein, das Essen und die Gesellschaft waren vollkommen. Wir redeten über alles Mögliche, neckten uns, flirteten und amüsierten uns. Ich mochte ihn, mochte seinen Sinn für Humor und wie er das Gespräch mühelos von einem Thema zum nächsten lenkte. Selbst die kurzen Gesprächspausen waren angenehm. Ich schob meine Fragen so lange vor mir her, bis der Nachtisch abgeräumt wurde und es sich nicht mehr aufschieben ließ.
»Also«, sagte ich, während ich den Wein sanft in meinem Glas schwenkte. Wahrscheinlich hatte ich ein bisschen zu viel getrunken, denn ich spürte ein warmes Summen in meinen Adern. Vielleicht war es auch nur das aufgeregte Brummen
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