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Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)

Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Hüterin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keri Arthur
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meinen Kopf. Er hatte gesagt, dass er zwar als Mensch aufgewachsen sei, technisch gesehen aber nur zum Teil ein Mensch war. Dass seine andere Hälfte zu einer Spezies gehörte, die nicht mehr existierte.
    Wenn ein Mischling über Jahrhunderte hinweg überleben konnte, obwohl er einer Rasse angehörte, die nicht mehr existierte, konnten es andere, dunklere Wesen mit Sicherheit erst recht.
    Das Schaudern, das meine Seele nun befiel, kam von einer bösen Vorahnung. Ich wollte nichts von diesen finsteren Wesen wissen. Wirklich nicht. Aber ich hatte das extrem dumme Gefühl, dass ich nicht nur mit einem von ihnen bumste, sondern dass ich immer weiter in ihre Welt vordrang, je länger ich mit Jin zusammen war.
    Er blieb stehen, beugte sich vor, um mich zu küssen, und ich konnte mich gerade noch beherrschen, nicht zurückzuzucken. Seine Lippen waren kühl, und er küsste mich nur flüchtig, wofür ich dankbar war. In dem Augenblick wäre mir jede Leidenschaft zu viel gewesen.
    »Hallo«, sagte er leise. »Schön, dich wiederzusehen.«
    Er roch nach Moschus und nach Mann und dunklen Gewürzen  – alles Gerüche, die meine Hormone normalerweise garantiert zum Tanzen brachten. Und zugegeben, trotz der ganzen dunklen Vorahnungen regte sich meine Lust. Schließlich war ich ein Wolf, und Gefahr war ein Aphrodisiakum für mich.
    Aber hinter seinem verführerischen Geruch nahm ich eine Spur Sex und Blut wahr, in die sich ein Hauch Jasmin mischte. Ich fragte mich unwillkürlich, ob sein Training keine normale Fitnessstunde war, sondern in der horizontalen stattgefunden hatte und mit brutalen Gurten und Peitschen auf nackter, parfümierter Haut zu tun hatte.
    »Sieht aus, als hätte ich einen ungünstigen Zeitpunkt erwischt.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Es gibt derzeit ein spezielles Angebot im Fitness- und Spa-Bereich, so dass heute Abend mehr los ist als sonst. Ich fürchte, ich kann dir die versprochene Massage nicht geben, aber ich hole Terri, damit sie mit den Anwendungen beginnt, und versuche in ungefähr zwanzig Minuten eine Pause zu machen.«
    »Hör zu, vielleicht sollte ich lieber gehen und später wiederkommen …«
    »Nein.«
    Er griff fester meinen Arm, und kurz blitzte wieder dieser fremde, krasse Schimmer in seinen Augen auf.
    »Ich habe keine Ahnung, wie lange ich noch brauche«, fuhr er fort, »aber ich möchte, dass du wartest.«
    »Dann warte ich.«
    Er nickte, zog mich an sich und küsste mich leidenschaftlich. Es war deutlich eine Absichtserklärung, und mir sank der Mut. Es fühlte sich an, als wäre die letzte Nacht nur ein Vorgeschmack gewesen, als würde ich heute Nacht tiefer in den Bereich der finsteren Lust und Begierden vordringen.
    Wie weit wollte ich gehen, um meinem Dienst an der Abteilung Genüge zu tun und einen Mörder zur Strecke zu bringen?
    Ich wusste es nicht mehr, und das war vielleicht das Gruseligste von allem. Wenn ich meinen Entschluss, nicht das zu tun, was Jack und die Abteilung von mir verlangten, schon nach ein paar Monaten aufgegeben hatte, wo stand ich dann in einem Jahr? Würde ich mich in die kämpfende und bumsende Maschine verwandelt haben, zu der Jack mich machen wollte? War das so unausweichlich wie der Kreislauf des Mondes?
    Ich bebte. Jin beendete den Kuss und lächelte. »Ich versuche, mich zu beeilen.« Er strich mit seiner heißen Fingerspitze über meinen Hals. Neben meiner pochenden Halsschlagader hielt er inne und lächelte noch breiter. »Eine so wunderbare Erregung will ich mir nicht entgehen lassen.«
    »Dann tu es nicht.« Ich trat zurück. »Je eher du gehst, desto früher bist du zurück.«
    Er lachte, drehte sich um und ging davon. Ich unterdrückte ein weiteres Zittern und versuchte meine summenden Hormone zu ignorieren, die es wundervoll fanden, dass Jin so gefährlich wirkte. Manchmal war es schrecklich nervig, ein Werwolf zu sein.
    Ich blickte hinüber zu der Blondine am Empfang. Ihr Gesichtsausdruck war bemüht neutral, aber ihre Missachtung hing deutlich im Raum. Ich widerstand der Versuchung, ihr mitzuteilen, dass ich ganz ihrer Meinung war, und sagte stattdessen: »Wo geht es zu den Anwendungen ?«
    »Nehmen Sie einfach die Tür da rechts. Terri kümmert sich gleich um Sie.«
    Ich folgte ihren Anweisungen und schob mich durch eine Reihe Schwingtüren. Eine kernig aussehende schwarze Frau mit dicken, streng zurückgekämmten Haaren und so kräftigen Händen, dass sie damit einen Bus hätte zerteilen können, kam vom anderen Ende des Flurs auf mich

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