Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)
Züchtigung anging, konnte ein Werwolf deutlich mehr aushalten als ein Mensch.
Ich biss mir auf die Lippe und beschloss, den Laden so schnell wie möglich zu verlassen. Ich wollte zwar diejenigen fassen, die für die toten Frauen verantwortlich waren, aber meine Einsatzbereitschaft für die Abteilung hatte dennoch ihre Grenzen.
Das Klatschen nackter Haut und das nachfolgende Stöhnen trieb mir einen weiteren Schauder über den Leib. Jan mochte sich zwar wünschen, was man ihr antat, und hatte viel Geld dafür bezahlt, aber ich wäre am liebsten aufgestanden und hätte sie alle geohrfeigt.
Und dann Kellen aufgesucht, der auf ganz normalen guten Sex stand, und ihm das Gehirn weggebumst.
»Bist du bereit, mehr für deine Bedürfnisse zu bezahlen, Jan?«, fragte Jin. »Bist du bereit, den ganzen Weg zu gehen?«
Den ganzen Weg? Etwas an diesem Satz ließ bei mir alle Alarmlampen aufleuchten. Ich meine, wie viel konnte ein Mensch – egal ob Mann oder Frau – denn noch ertragen?
Nach dem plötzlichen Anstieg von Lust und Verzweiflung bei Jan zu urteilen, offenbar noch deutlich mehr. »Ja, ja«, keuchte sie.
Jin lächelte den großen Mann neben sich kalt und zufrieden an. Auf meiner Seele bildete sich eine Eisschicht. An diesem Lächeln war nichts Menschliches. Nichts, das überhaupt entfernt an einen Menschen erinnerte.
»Wir haben noch eine Kandidatin, Marcus.«
»Ja.« Der große Mann hatte eine tief Brummstimme, die eigentlich sexy war, mir aber nur noch mehr Unbehagen bereitete. »Ich muss den Chef informieren.«
»Gut.« Jin blickte zu der Frau. »Beende das hier und bring sie anschließend in den Erholungsraum. Ich sehe lieber nach unseren anderen Gästen.«
»Die Frauen in Raum zwei und drei bluten sehr schön.«
Jin schnaubte. »Aber die Frau in der Zwei empfindet keinen Schmerz. Sie hat keine Angst und ist nur ein bisschen verzweifelt.«
»Sie ist eine Lesbe, oder? Können wir das nicht irgendwie nutzen?«
»Nein, sie ist bisexuell. Tod will es weiter versuchen, aber ich glaube, sie wird ebenfalls als seine Mahlzeit enden. Ich glaube kaum, dass sie uns liefert, was wir brauchen.« Er schlug dem anderen Mann auf die Schulter. »Vergiss nicht, die Papiere für Jan auszufüllen, sobald sie wieder bei Bewusstsein ist.«
»Mach ich.«
Jin ging. Marcus wickelte lässig seine Peitsche ab und ließ sie durch die Stille knallen. Ich zuckte zusammen. Jan stöhnte voller Vorfreude.
»Sag mir, was du willst, Jan.«
»Bring es zu Ende. Heftig.«
»Sag es.« Seine Stimme ging beinahe in einem weiteren Peitschenschlag unter.
»Schlag mich«, wimmerte sie. »Bitte, schlag mich.«
»Wie der Mann gesagt hat, das kann ich nicht. Noch nicht.«
Sie gab einen erstickten verzweifelten Laut von sich. Er atmete tief ein, als würde er ihre Verzweiflung in sich aufsaugen. Genau wie Jin, der ausgesehen hatte, als würde er ihren Schmerz inhalieren.
Gott, war Jan der einzige Mensch in diesem Raum?
»Bitte«, sagte sie wieder.
Marcus wickelte die Peitsche auf und schlug mit dem Griff auf ihren zerfetzten Rücken ein. »Du willst, dass ich es zu Ende bringe, und ich will deine Verzweiflung spüren. Ich will fühlen, wie du dich quälst.« Er streckte die Hand aus, um das Seil zu fassen, mit dem ihr linker Arm an dem Ring befestigt war. »Und das werde ich, Jan.«
Ihr Arm löste sich. Bevor er herunterfiel, fing er ihn auf, wirbelte sie daran herum, schleuderte sie grob mit dem Rücken gegen die Wand und band sie wieder fest.
Dann bumste er sie, wobei er mehr den dicken Griff der Peitsche als seinen Körper einsetzte. Der große Mann atmete tief ein, sein Körper bebte vor Lust, während sie sich wand, schrie und schließlich kam. Dann brach sie in den Seilen zusammen und verlor das Bewusstsein.
Marcus beugte sich vor und küsste ihre Lippen, zärtlich wie ein Liebhaber, löste sie vorsichtig aus den Seilen und trug sie hinaus. Ich blieb, wo ich war, kämpfte mit einer Mischung aus Wut, Abscheu und Lust und mit zwei Bedürfnissen. Erstens, jemanden zu finden, den ich zusammenschlagen konnte, und zweitens einen Mann, den ich richtig vögeln konnte.
Im Moment war beides nicht sehr praktikabel.
Ich stieß die Luft aus und stand auf, denn ich musste rasch zurück in die Wanne, bevor jemand nach mir sah. Ich tappte durch den Raum und öffnete vorsichtig die Tür. Der Flur lag immer noch im Dunkeln, aber es war alles andere als still. Aus dem Raum, aus dem der seltsame Geruch drang, waren jetzt Schreie und
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