Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)
schüttelte mich, so dass meine Zähne aufeinanderschlugen, und schnitt mir das Wort ab. »Doch. Soll ich es dir beweisen?«
Bevor ich irgendetwas sagen konnte, schnappte er mit seinem Mund nach meinen Lippen. Es war ein harter, unerbittlicher Kuss, eine Forderung, die fast brutal war und es eindeutig wurde, als er meine Lippe zwischen seine Zähne nahm und fest zubiss.
Es tat schrecklich weh, aber zugleich entbrannte meine Lust. Ich konnte nichts dafür, dass ich ein Werwolf war, konnte nichts dafür, dass ich von der Gefahr angezogen wurde wie die Motten vom Licht, und vielleicht war das gut so. Denn Jin deutete meine Erregung, die von der Gefahr ausgelöst worden war, als Erregung, die der Schmerz bewirkt hatte, und in dieser Situation war das ein praktisches Missverständnis. Eines, das mir womöglich das Leben rettete.
Er lachte leise und wich zurück. Ich versuchte, das pochende Brennen in meiner Lippe zu ignorieren, ebenso wie das in meiner Mitte, und sagte: »Du bist dir meiner sehr sicher.«
»Weil du es willst. Weil es dich anmacht.« Er kniff beiläufig in einen meiner Nippel. »Du wirst so lange auf mich warten, wie ich will, weil du gierig auf das bist, was dir außer mir niemand bieten kann.«
Arroganter Mistkerl. Ich behielt den Gedanken für mich und sah ihn schweigend an, während er fortfuhr: »Aber leider muss ich erst noch etwas anderes erledigen, bevor ich mich um deine Bedürfnisse kümmern kann.«
Er drehte sich um und ging hinaus. Ich lauschte auf seine Schritte, das Geräusch sich öffnender und schließender Türen und die leisen Fragen und Antworten.
Er war also nicht ganz sicher, dass ich es war.
Gott sei Dank.
Und sein Verhalten bot mir nun eine perfekte Entschuldigung wegzulaufen. Ich hatte ihm schon vorgeworfen, dass er sich meiner zu sicher war. Angesichts seiner Arroganz war es völlig logisch, dass ich einfach ging.
Was den Preis einer angebissenen Lippe allemal wert war.
Ich duschte, um den Geruch von Chlor und von Jin abzuwaschen, trocknete mich ab und zog wieder den Bademantel an. Nachdem ich erst durch die Tür gespäht und mich davon überzeugt hatte, dass Jins Geruch ganz und gar verschwunden war, lief ich zurück zu der Treppe, die zu dem Umkleideraum führte.
Nachdem ich mich angezogen hatte, ging ich zum Empfangsbereich.
»Fertig?«, fragte die Blondine strahlend, als ich ihr den Spindschlüssel zurückgab.
»Ja. Und wenn Jin nach mir fragt, sagen Sie ihm doch bitte, dass ich es nicht schätze, wenn man sich meiner zu sicher ist.« Während ich das sagte, übernahm ich die Kontrolle über ihr Bewusstsein, reichte ihr die gestohlene Magnetkarte und machte sie glauben, dass ein Gast sie in der Nähe der Treppe gefunden hätte.
»Na, klar«, sagte sie, ohne einen Augenblick zu stutzen. Wenn es nach dem belustigten Ausdruck in ihren Augen ging, freute sie sich sehr, Jin eine solche Nachricht zu übermitteln.
Ich nickte ihr dankend zu, aber als ich mich umdrehte, fiel mein Blick kurz auf ihren Computer. Hatte eine Empfangsdame wohl Mitgliedslisten auf ihrem Computer? Ganz bestimmt, oder?
Ich drang erneut in ihr Bewusstsein ein, ließ sie die Datenbank durchsuchen und stellte fest, dass Jan Tait nicht die einzige Frau war, die sich für eine Goldkarte eingetragen hatte.
Karen Herbert, das letzte Opfer des Serienkillers, ebenfalls.
Und alle anderen Opfer auch.
8
J ack würde nicht zulassen, dass ich mich längere Zeit von Jin fernhielt. So viel war klar. Nicht, wenn der Club, in dem er arbeitete, das verbindende Element zwischen allen ermordeten Frauen darstellte. Jin war als Informationsquelle noch nicht ausgeschöpft.
Das hielt mich allerdings nicht davon ab, jetzt zu gehen. Ich sah mich vorsichtig um, überzeugte mich davon, dass uns niemand beobachtete, und brachte die Frau dazu, die Daten der Mitglieder und alle Informationen über die Angestellten auf eine CD zu brennen. Die Daten der Goldkartenmitglieder waren gesperrt, und ich ließ die Blondine nicht den Versuch unternehmen, sie dennoch herunterzuladen. Das war zu riskant. Jack konnte einen seiner Techniker damit beauftragen. Obwohl die Karamellkuh bei der Vorstellung, ihre technischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, bestimmt feuchte Höschen bekam. Sie konnte das sicher, denn ich hatte sie einmal dabei erwischt, wie sie sich in meine Personaldatei gehackt hatte.
Ich schob die CD in meine Tasche, löschte meine Spuren aus dem Kopf der Frau und ging durch die Tür hinaus. Nachdem ich dem
Weitere Kostenlose Bücher