Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)
Wachmann meinen Ausweis zurückgegeben hatte und sicher in meinem Auto saß, griff ich zum Telefon und rief Jack an.
»Sie meldet sich zweimal innerhalb von vierundzwanzig Stunden«, sagte er anstelle einer Begrüßung. »Es ist die Zeit der Wunder.«
»Du verbringst zu viel Zeit mit der Kuh. Du redest schon genauso dreist wie sie.«
»Die einzige weibliche Angestellte, die die Dreistigkeit besitzt, ihrem Vorgesetzten zu widersprechen, telefoniert gerade mit mir. Es ist nicht nett, jemanden als Kuh zu bezeichnen.«
»Wenn man so große Brüste hat wie sie, schon. Und erzähl mir nicht, dass dir das noch nicht aufgefallen wäre.«
»Rufst du aus einem bestimmten Grund an? Oder willst du mir nur auf die Nerven gehen?«
Normalerweise beides, aber es war vermutlich nicht klug, das zuzugeben. »Ich glaube, ich habe das Verbindungsglied zwischen allen Opfern gefunden.«
»Was? Wie?«
»Alle vier hatten goldene Mitgliedskarten vom Hunter’s Club , dem vornehmen Fitnessclub, in dem Jin zeitweise arbeitet. Nach allem, was ich herausgefunden habe, ist die goldene Karte eine mündliche Mitgliedschaft für Leute mit speziellen Bedürfnissen.«
»Welche Art von Bedürfnissen?«
»Sie kommen nur zum Höhepunkt, wenn sie extreme Schmerzen erleiden.«
»Alle unsere Opfer hatten verheilte Narben auf Rücken und Armen.«
»Nach dem, was ich gesehen habe, müssten sie heftige Narben haben.« Ich zögerte. »Es ist gut möglich, dass ich dem nächsten Opfer begegnet bin. Sie heißt Jan Tait.«
»Hast du ihre Daten?«
»Ich habe alles aus dem Clubcomputer mitgenommen, was ging. Die Daten der Goldkartenmitglieder muss man hacken.«
»Darum kümmern wir uns. Du bleibst an Jin dran.«
Ach ja, richtig. »Äh … auf dem Gebiet hat sich etwas getan. Ich fürchte, ich habe ihn verlassen.«
Er seufzte verzweifelt. »Geht denn bei dir nichts ohne Komplikationen?«
»Glaub mir, ich hatte keine andere Wahl. Aber ich werde ihm den Rest der Nacht auf den Fersen bleiben und beobachten, wo er hingeht und mit wem er spricht.«
»Gut. In der Zwischenzeit soll Salliane sich mit dem Hunter’s Club und seinem Eigentümer beschäftigen.«
»Jan hat gesagt, dass ihr der Hunter’s Club von der Besitzerin des Hellion Clubs empfohlen worden sei. Die beiden sind anscheinend Bruder und Schwester. Quinn ist zufällig an der Frau dran, der der Hellion Club gehört.«
»Interessant.«
»Warum?«
»Weil wir die Sicherheitsbänder vom Cattle Club überprüft und herausgefunden haben, dass Jin mehrfach mit einem Mann namens John Kingsley gesprochen hat.«
»Und?«
»Das ist ein ziemlich widerlicher Kerl, der verdächtigt wird, diverse Morde begangen zu haben. Man hat ihm aber nie etwas nachweisen können.«
»Das erklärt immer noch nicht, wieso du bei seinem Namen so hellhörig wirst.«
»Er hat zufällig eine Halbschwester, die Maisie Foster heißt und einen Sadomaso-Club mit Namen …«
»… Hellion Club besitzt«, brachte ich den Satz für ihn zu Ende. »Ist Rhoan schon an diesem Kingsley dran?«
»Ja.« Er klang amüsiert und fügte hinzu: »Dabei ist er anscheinend auf Quinn gestoßen.«
Ich hob die Brauen. »Findest du nicht, dass das ein merkwürdiger Zufall ist? Dass Quinn die Clubbesitzerin beschattet, die den Leuten die speziellen Dienste des Hunter’s Club empfiehlt? Offensichtlich weiß er etwas, das er uns nicht verrät.«
»Das heißt, dass du so viel wie möglich von ihm in Erfahrung bringen musst.«
Als ob er mir irgendetwas erzählen würde. Wahrscheinlich wird er versuchen, mich irgendwo auf einer Toilette einzusperren. Zu meinem eigenen Schutz natürlich. »Glaubst du, dass die Frau die Person sein könnte, die die Dämonen herbeiruft?«
»Ich habe keine Ahnung. Ich bezweifle allerdings, dass Quinn ihr in dem Fall einfach nur folgen würde.«
»Doch. Wenn er nicht nur die Person finden will, die die Dämonen herbeiruft, sondern darüber hinaus noch andere Motive hat.« Ich vermutete stark, dass das der Fall war. Schließlich hatte der gruselige Kerl in der Gasse angedeutet, dass es hierbei um deutlich mehr als nur um ein paar Dämonen ging.
»Wie gesagt, frag ihn.« Er hielt kurz inne. »Ich habe den Namen überprüfen lassen, den die Seelen dir genannt haben.«
»Und?«
»Azhi Dahaki kommt in einer alten persischen Legende vor. Angeblich ist er der Diener von Angra Mainyu, dem Gott der Finsternis, der Verkörperung und dem Erfinder des Bösen und Überbringer von Tod und Krankheit.«
»Mit anderen Worten
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