Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)
steigerte Rikkis wachsendes Entsetzen. Beide erhaschten Blicke auf das heimtückisch aussehende mittelalterliche Gerät – eine abgewandelte Bärenfalle mit Sägezähnen, die rasiermesserscharf geschliffen waren.
Der Atem stockte in Judiths Kehle. Ein kollektives Keuchen entrang sich ihren Schwestern und Rikki stieß einen entsetzten Schrei aus.
S itzt das Ding an deinem Knöchel, Levi?
Judith hörte Rikkis entsetzten Schrei laut in ihrem Innern, da er durch ihre eigene Panik verstärkt wurde.
Regentropfen wurden eiskalt und schlugen in Form von Hagelkörnern auf die Straße. Der Wind peitschte gegen die Zäune.
Eher an meiner Wade, Liebes, aber Stefan wird es öffnen. Bleib, wo du bist, und verlass dich darauf, dass wir die Sache regeln. Ich muss wissen, dass du in Sicherheit bist.
Die Liebe in seiner Stimme gab dem Gefühlscocktail der Frauen eine zusätzliche Note. Wolken wirbelten umher und der Wind blies den strömenden Regen durch die Straße. In der Mitte der dunklen Wolkenmasse über ihren Köpfen tanzten vom Wind angetriebene Blitze und auf der Straße erhob sich trotz des Regens – oder vielleicht gerade deshalb – ein Flammenturm. Die Flammen wurden von Lissas feurigem Element gespeist.
Eine weitere Salve von Schüssen bestrich den tanzenden Feuerturm, doch die schiere Kraft des Windes fing die Kugeln im Flug auf und ließ sie in der Luft verharren.
»Airiana«, zischte Blythe. »Hör auf, mit der Munition zu spielen.«
»Tut mir leid«, sagte Airiana. »Ich habe es nicht mit Absicht getan.«
»Wenigstens werden diese Kugeln dann nicht in das Haus eines Unschuldigen eindringen«, hob Judith hervor.
In all dem Ungestüm geriet Stefans Konzentration nicht ins Wanken. Er schien das Auge des Sturms zu sein. Um ihn herum war reines Chaos ausgebrochen: Hagel schlug auf Fahrzeuge und Hausdächer ein, der Wind wirbelte als heimtückischer Tornado die Straße hinunter und riss alles mit, was ihm im Weg war. Stefan blockte all das ab. Judith konnte seine Selbstbeherrschung fühlen, der nichts etwas anhaben konnte.
Wieder waren kurz hintereinander zwei Schüsse zu hören, und Judith zuckte zusammen, als sie direkt hinter dem Zaun in das dichte Gebüsch einschlugen, von dem sie befürchtete, dort hätte Stefan Deckung gesucht. Stefan zuckte nicht einmal zusammen, sondern konzentrierte sich weiterhin auf das, was er tat, als er langsam die heimtückischen Zähne voneinander löste, die sich um Levs Wade geschlossen hatten.
Sie spürte tatsächlich, wie er auf ihre Kraft zurückgriff, und sie gab ihm alles, was sie ihm geben konnte, indem sie aus dem tiefen Quell in ihrem Innern schöpfte, um seine Fähigkeiten zu verstärken. Augenblicklich sprang das Tor in ihrer Nähe mit einem rostigen Knarren auf. In der ganzen Straße flogen Tore auf und die Riegel von Türen öffneten sich.
»Hoppla«, sagte Judith. »Das war nicht so gedacht.«
»Übernimm die Kontrolle, Judith«, drängte Blythe. »Ich habe Jonas angerufen, aber du kannst sämtliche Elemente miteinander verflechten und diesen Mann möglichst weit von Thomas und Levi forttreiben. Auf der Farm verknüpfst du sie auch alle miteinander, also kannst du es auch hier.«
»Aber jetzt sind alle total durcheinander«, sagte Judith und schüttelte den Kopf.
Weil du es bist, sagte Stefan. Du besitzt die Kraft und du kannst die Kontrolle übernehmen und mit allem fertigwerden. Du musst nur an dich selbst glauben.
Thomas.
Levis Stimme war vollkommen ruhig. Er sagte kein weiteres Wort, aber Rikki stöhnte und Judith fühlte, dass Stefans Anspannung deutlich zunahm. Aber es war nicht nur Anspannung, sondern auch Entschlossenheit. Etwas in ihm veränderte sich und wurde kalt, und sie wusste sofort, was er tun würde.
Levi hatte Ivanov entdeckt, der auf ihn zukam.
»Rikki.« Judiths Stimme hatte einen gebieterischen Klang angenommen. »Mach Levi ausfindig. Zeig ihn mir. Und seine gesamte Umgebung. Tu es jetzt gleich. Hole tief Atem, setze dich mit ihm in Verbindung und lass mich sehen, wo er ist.«
Judith kannte jede Straße und jeden Vorgarten und Hinterhof in Sea Haven. Seit fünf Jahren hatte sie ihren Laden hier und im Laufe dieser Jahre war sie durch jede Straße gelaufen.
Levi? Rikki nahm mit jedem Funken Kraft, den sie besaß, hundertfach verstärkt durch Judiths Geistelement, den Kontakt zu ihrem Mann auf.
Einen Moment lang verlor Judith die Orientierung, denn ihr Geist war so gespalten, dass ihr übel davon wurde, und sie wusste, dass sie
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