Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)
jemand ein Auge zudrückte und Elles Leiden wissentlich ignorierte.
»Du befürchtest, sie werden ihm das Leben zur Hölle machen«, wagte sich Airiana vor.
»Oder Schlimmeres. Dafür ist Rikki jedoch zu zerbrechlich.« Blythe rieb sich aufgewühlt die Schläfen. »Wenn sie Levi zwingen fortzugehen, wird Rikki mit ihm gehen, und außerhalb dieses Umfelds wird sie nicht gut zurechtkommen. Sie hat so lange gebraucht, um sich hier einzugewöhnen.«
»Die Drakes können uns nicht zwingen, Sea Haven zu verlassen«, sagte Judith. »Aber wenn sie nicht darüber hinwegkommen, wer und was Levi war, und wenn sie ihm ein Leben hier unmöglich machen, bin ich bereit, woanders neu anzufangen.«
Blythe blickte zu ihr auf. »Denk ernsthaft darüber nach, Judith. Das sollten wir alle tun, bevor jede von uns ihre persönliche Entscheidung trifft. Du hast dein Geschäft und deine Studios hier.«
Judith nickte. »Ich liebe Rikki. Sie ist meine Schwester und sie ist autistisch. Sie braucht uns. Sie braucht das Meer und sie braucht Levi. Wenn die beiden fortgehen, gehe ich mit. Es spielt keine Rolle für mich, wo ich arbeite. Ich liebe diesen Ort, aber das, was am meisten zählt, ist unsere Familie, und nicht, wo wir sind.«
Airiana stieß ihren Atem aus. »Ich habe mir auch Sorgen gemacht. Mir war aber nicht klar, dass es nicht nur mir so geht.«
»Hast du mit den anderen gesprochen? Mit Lexi?«, fragte Judith.
Lexi verbrachte den größten Teil ihrer Zeit auf der großen Farm. Sie baute das Gemüse an, das sie an Märkte und auf den Bauernmärkten in den umliegenden Ortschaften verkauften.
»Mit allen außer ihr«, gestand Blythe. »Lissa hat auch gesagt, sie wird woanders neu anfangen. Aber für Lexi wird es schwer sein. Sie hat so viel in diese Farm gesteckt.«
»Glaubst du wirklich, es wird dazu kommen?«, fragte Airiana. »Jonas hat sich doch recht gut verhalten, als er es herausgefunden hat, und er ist mit Hannah verheiratet, Elles Schwester.«
»Das heißt noch lange nicht, dass Jackson so reagieren wird wie er«, hob Blythe hervor. »Ich bin ihre Cousine ersten Grades, eine Familienangehörige, und ihr könnt mir glauben, wenn ich euch sage, dass sie ebenso gut wie wir die Reihen schließen können. Wenn Jackson sich nicht mit Levi abfinden kann, wird es schwierig für uns sein, in Sea Haven zu leben. Rikki ist sehr empfindlich und sie wird es fühlen.« Sie zuckte die Achseln. »Ich versuche nur, mich auf alle Eventualitäten vorzubereiten.«
»Wir haben uns alle Sorgen gemacht«, sagte Judith. »Ich glaube, Levi macht sich auch Sorgen, aber wahrscheinlich ganz andere. Dem wäre es vollkommen egal, ob er akzeptiert wird, und Rikki wäre es vermutlich auch egal, wenn sie die Ortschaft meiden könnte.«
»Ein Kind würde es aber spüren«, wagte sich Airiana vor. »Kinder merken es immer, wenn sie ausgeschlossen werden.«
»Ich bezweifle, dass Rikki mit dem Gedanken spielt, ein Baby zu haben«, sagte Blythe. »Aber zumindest sind wir uns alle einig. Ich werde vorsichtshalber auch Lexi darauf ansprechen.«
»Es könnte schwierig werden, die Farm zu verkaufen«, hob Judith hervor. »Die Zeiten sind im Moment hart, obwohl die Farm ein einträgliches Geschäft ist.«
»Genau das wird uns zugutekommen«, sagte Blythe. »Immerhin können wir Gewinne ausweisen. Aber das sind alles ungelegte Eier.«
»Hast du dir schon andere Orte angesehen, wo wir gemeinsam einen Neuanfang machen könnten?«, fragte Airiana. »Hier fühlen wir uns alle wohl. Können wir woanders etwas Ähnliches finden?«
»Wir werden das richtige Anwesen finden, wenn es sein muss«, sagte Blythe voller Überzeugung.
»Wirst du mit Rikki und Levi darüber reden?«, fragte Judith.
Blythe schüttelte den Kopf. »Nicht mit Rikki. Ich dachte mir, ich rede heute Abend mal mit Levi, aber nicht, bevor ich mit Lexi gesprochen habe. Sie werde ich gleich anschließend aufsuchen. Ich wollte nur sicher sein, dass ihr beide mit von der Partie seid.«
Judith sah sich in ihrem Haus um. Sie hatte es von Grund auf selbst entworfen, wie alle anderen ihre Häuser auch. Sie hatten sie gemeinsam gebaut und jede von ihnen hatte beim Schreinern und Sägen kräftig mitgeholfen. Auch ihre Gärten hatte sie genau so angepflanzt, wie sie es wollte. Den japanischen Garten schmückte ein Wasserfall, der über Steine in einen Koi-Teich plätscherte, und der umgeben war von sämtlichen verfügbaren Grüntönen. Jeden Abend blickte sie von ihrem Schlafzimmerfenster aus auf ihren
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