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Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)

Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)

Titel: Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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weit aufbrach und ein tiefer Spalt entstand, den er nicht wieder schließen konnte. Gefühle, die lange Zeit begraben gewesen waren und die er für abgestorben gehalten hatte, stiegen mit der Kraft eines Vulkans auf und erschütterten ihn. Er fühlte sich seiner Rüstung beraubt, angreifbar, verletzlich und vollständig entblößt. Seine Hand glitt unter seine Jacke und tastete nach dem vertrauten Kolben seiner Glock. In dem Moment, als er die Waffe berührte, wusste er, dass er in Schwierigkeiten steckte.
    Judith Henderson stellte für ihn eine Bedrohung auf einer elementaren Ebene dar. Die Gefahr war nahezu greifbar, und doch hätte er nicht sagen können, warum. Auf ihrem Gesicht stand derselbe versonnene und verlorene Ausdruck wie auf der Fotografie, die er dicht an seiner Haut in der Innentasche seines Hemdes mit sich herumtrug, wo er auch die kleine Tablette aufbewahrte, die sein Leben beenden würde, falls er in die falschen Hände fallen sollte. Die Frau war der Typ, der Männer auf die Knie zwang. Für ein Lächeln auf den Lippen dieses Engels entblößte sogar der stärkste Mann seine Seele, vertraute ihr sein Herz zur Aufbewahrung an und war für alle Zeiten verloren. In Erwartung ihres Lächelns hielt er den Atem an, eines Lächelns, das ihm galt. Nur ihm allein.
    Mit reiner Willenskraft versuchte er sie dazu zu bringen, dass sie aufblickte. Und ihn sah. Er wappnete sich vor dem Schock, von dem er wusste, dass er ihm bevorstand. Judith machte zwei weitere gemächliche Schritte in ihren Stöckelschuhen und das verlockende Rot leuchtete zwischen dem unerbittlichen Schwarz auf. Die Vorfreude darauf, dass ihre Blicke sich trafen, hätte sein Herz auf Hochtouren laufen lassen, wenn er es ihm gestattet hätte, aber dazu war er viel zu diszipliniert. Er ließ sie nicht aus den Augen und sog sie tief in sich ein. O Gott, war sie schön!
    Ihr Blick glitt über den Schatten und wanderte weiter. Er trat absichtlich von einem Fuß auf den anderen. Ihr Blick richtete sich sofort wieder auf die Nische – auf ihn. Ihre Augen wurden groß, als sie in seine sahen. Sein Körper reagierte und sein Blut strömte heiß durch jede Ader, durch sein Herz. Die Glut breitete sich aus wie ein Feuersturm, um sich in seinen Lenden zu konzentrieren. Der Schock und dieser heftige, gnadenlose Schmerz erschütterten ihn. Er verlor nie die Selbstbeherrschung, denn sein Körper war äußerst diszipliniert, und doch war er jetzt prall und hart und pochte vor Verlangen, und das bloß, weil sie ihm in die Augen gesehen hatte.
    Diesmal ließ sich sein eigensinniges Herz nicht bändigen. Donner grollte in seinen Ohren und sandte eine Warnung in seinen Kopf, sandte Verlangen in seinen Körper. Ihr Blick hatte eher etwas von einem Hieb, von einem gemeinen Tiefschlag, der ihn fest getroffen hatte. Ihr Anblick ließ die Luft aus seiner Lunge und den Verstand aus seinem Gehirn entweichen.
    Er bezweifelte, dass er einen Laut herausbekommen würde, wenn er den Mund aufgemacht hätte. Von einem Moment auf den anderen waren sein gesamtes Training und seine enorme Disziplin von ihm abgefallen. Die Frau, deren perfekter Körper in einem perfekten Kostüm steckte, war in Kraft gehüllt. Sie strahlte Unschuld aus. Helligkeit schien durch jede Pore ihrer Haut zu leuchten. Gleichzeitig war jede ihrer Bewegungen eine unbewusste Verführung; ihre Lippen waren für die Nächte geschaffen, die man sich in seiner Phantasie ausmalte, und ihre Augen waren so dunkel und mysteriös wie die ganze Frau.
    Er konnte die Kraft, die sie wie einen Umhang trug, ebenso deutlich erkennen wie die Aura, von der sie umgeben war. Sie verbarg ihre gewaltigen Energien, verbarg jeden finsteren Schatten in ihrem Innern und zeigte der Welt ein anderes Gesicht als das, was tief in ihr war. Aber er sah sie – alles an ihr – und er wollte das, was er sah. Welcher Mann hätte das nicht gewollt? Das war eine Frau, die einem Mann nie mehr aus dem Kopf gehen würde. Er begriff augenblicklich, warum Jean-Claude La Roux derart besessen war. Diese Frau ging einem Mann unter die Haut und nistete sich in ihm ein, ehe er auch nur Gelegenheit hatte, davonzulaufen. Mit nichts weiter als einem einzigen glühenden Blick. Diese unschuldige Verführung.
    Durch all das hindurch sah er noch etwas anderes. Etwas viel Tieferes, worauf er reagierte. Etwas Elementares, das sich dem Zugriff entzog. Sie war weit mehr als die glanzvolle, unschuldige Verführerin, die jeder andere Mann gesehen und begehrt

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