Hüterin des Schicksals - Rätselhafter Fremder (German Edition)
verkündete: „Morgen werdet ihr aufbrechen. Da ich dann für viele Tage auf meinen besten Liebhaber verzichten muss, werden wir uns jetzt zurückziehen. Unsere Hüterin kann ja ihren vielleicht zukünftigen Ehemann besser kennenlernen. Ihr kümmert euch um sie Baron.“ Arik erhob sich und antwortete gehorsam: „Natürlich Hoheit.“ Cassandra sah zu Darios, der kochte förmlich vor Zorn, erhob sich aber ebenfalls und trat zu Isobel, um ihr den Arm zu reichen. Die ergriff ihn und ließ sich aus dem Raum führen. Cassandra seufzte innerlich, das war ja ganz toll. Jetzt saß sie ohne ihren einzigen Verbündenden mitten unter Isobels Leuten.
Unmittelbar nach Isobels Abgang, hatten die Diener das Essen serviert. War schon der Eintopf im Kerker um Längen besser gewesen, als das Essen der Bürger, war dieses Mahl nur noch luxuriös zu nennen. Aber genossen hatte sie es nicht, das immer lauter werdende Getuschel und die Blicke der anderen Gäste hatten sie zu nervös gemacht. Jetzt wo die letzten Teller abserviert worden waren, wurde es immer übler.
Der Baron schien ihr Unbehagen bemerkt zu haben, denn er wandte sich jetzt zu ihr und sagte leise: „Wenn ihr es wünscht, könnte ich euch den Garten zeigen. Das heißt, wenn ihr nichts dagegen habt, mit mir allein zu sein.“ „Es wäre mir ein Vergnügen Baron“, sagte sie rasch. Sie mochte ihm ja auch nicht trauen können, aber wie hieß es so schön, wenn der Drache vor der Höhle steht, sucht das Schaf auch beim Wolf Schutz. Gegen die starrende tuschelnde Horde von Adeligen war ihr Arik allemal lieber. Er erhob sich, zog ihren Sessel etwas zurück und reichte ihr den Arm. Cassandra ergriff ihn, ohne zu zögern, und ließ sich nach draußen führen.
Das bisher verstohlene Gemurmel schwoll hinter ihnen an, sie verspannte sich. Arik sagte sanft: „Ignoriert sie einfach, das betrifft nicht wirklich euch.“ „Schwer zu glauben“, schnaubte sie. Er seufzte: „Ich schätze im Moment wetten sie gerade, wie lange es dauert, bis ihr mich im Garten stehen lasst.“ Verblüfft fuhr ihr Kopf zu ihm herum, sie fragte ungläubig: „Das meint ihr doch nicht ernst?“ Inzwischen hatten sie den Saal verlassen und seine kalte Miene wirkte nicht mehr so unbewegt wie zuvor. Er antwortete ironisch: „Es wäre nicht das erste Mal.“ „Was? Dass sie wetten? Oder dass euch eine Frau im Garten stehen lässt?“ „Beides“, erwiderte er trocken. Cassandra entzog ihm den Arm und blieb stehen. Er stoppte ebenfalls und fragte: „Habt ihr es euch anders überlegt? Ich werde euch gerne zurückführen, wenn ihr ...“, sie unterbrach ihn: „Mit Sicherheit nicht. Ich bin nur gerade sehr verwirrt.“ „Kann ich etwas gegen diese Verwirrung unternehmen“, fragte er höflich, hatte sich aber bereits wieder hinter seiner kühlen Maske versteckt. Das versetzte ihr einen Stich, sie fragte sich, wie oft er schon verletzt worden war. Sie antwortete ernst: „Das könnt ihr vermutlich. Die Königin hat euch als einen ihrer engsten Vertrauten vorgestellt, sie nennt euch die beste Partie im Reich und doch behandeln euch alle wie einen Aussätzigen. Ich verstehe das nicht.“ „Ihr seit noch nicht lange Hüterin, nicht wahr?“ „Woran habt ihr das gemerkt? An der Tatsache, dass sie mich reingelegt haben, oder an meinem tollpatschigen Gerede?“, fragte sie ironisch.
Seine kühle Miene wurde durch ein schiefes Lächeln aufgehellt. „Eher daran, dass ihr noch ein Herz habt.“ Sie sah ihn betroffen an und fragte: „War meine Tante so schlimm?“ Er seufzte: „In ihren Augen vermutlich nicht. Ihre Aufgabe war es, Leute wie Isobel oder Darios im Gefängnis zu halten. Darum hat sie sich gekümmert, der Rest war ihr egal.“ „Dann seit ihr auch gegen die hiesige Gesellschaftsform?“ Sein Lächeln verschwand und er sagte hart: „Nein. Sie ist, wie sie ist und das ist gut so. Sie hält unsere Welt stabil. Ich habe nur den Unterschied zwischen euch und eurer Tante festgestellt.“ Sie zuckte zusammen, so viel zu ihrer tollen Menschkenntnis. Bis gerade eben hätte sie dazu geneigt ihm zu trauen, ja ihn sogar sympathisch zu finden. Aber es war ja klar, dass Isobel keinem Mann vertrauen würde, der nicht ihre Ideen teilte. Sie sollte besser schnell wieder an ihre Rolle denken.
Sie straffte sich und setzte nach: „Natürlich, ich kam nur auf den Gedanken, weil sie euch so schlecht behandeln. Ich könnte mir vorstellen, dass ihr da gerne etwas ändern würdet.“ Er wandte sich ab und sagte
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