Hütet euch vor Harry
wird weitermachen.«
»Gegen wen?«
»Ich nehme an, daß auch wir auf seiner Liste stehen. Wie ich Jane verstanden habe, ist er mit ihren Freunden ebenfalls nicht einverstanden, und dazu gehören wir schließlich.«
»Also seid ihr auch auf seiner Liste.«
»Richtig.«
»Und ich?«
»Keine Ahnung, Glenda. Wir werden auf jeden Fall versuchen, ihn zu stoppen, denn daß er sich materialisieren kann, hat er längst bewiesen, indem er Jane Verletzungen im Gesicht zufügte. Er hat drei Wunden zurückgelassen. Als dies geschah, hatte Jane das Gefühl, von einem Rasiermesser berührt zu werden.«
Glenda schüttelte sich, als hätte jemand einen Eimer mit Wasser über sie ausgegossen. »Dann kann ich davon ausgehen, daß es doch keine Traumgestalt ist.«
»Das kannst du ohne weiteres.«
Sie stand auf. Wie in Trance ging sie zu der Kaffeemaschine, füllte die braune Brühe aber noch nicht ab. »Und was wollt ihr tun?« fragte sie statt dessen.
»Ich habe ihr versprochen, bei ihr zu bleiben. Den nächsten Angriff unseres unbekannten Freundes möchte ich nämlich live miterleben. Darauf kannst du dich verlassen.«
»Ist er denn nur ein Geist?«
»Das wissen wir leider nicht.«
»Wie sieht er denn aus?«
Ich hob die Schultern. »Jane hat ihn kaum beschreiben können. Als er sie berührte, wurde ihr heiß und kalt. Er ist ein dunkles, düsteres, drohendes Wesen. Er ist wie eine Wolke, die von Eiseskälte erfüllt ist. Er hat sich regelrecht an sie herangemacht, aber ich weiß trotzdem nicht, ob wir nur einen Geist zu bekämpfen haben oder auch ein Wesen, das sich in zwei Zustandsformen zeigen kann. Das alles wissen wir nicht. Ich werde noch etwas aufräumen und dann zu Jane Collins fahren.«
»Ja, tu das«, murmelte sie und fragte ebenso leise. »Willst du Kaffee haben?«
»Ich nehme die Tasse mit.«
Als Glenda einschenkte, war sie sehr nachdenklich geworden. Ich lächelte ihr zu. »Du brauchst keine Angst zu haben, das kriegen wir schon hin.«
»Ja – vielleicht. Aber er ist so ganz anders, verstehst du?«
»Nein.«
»Er ist anders als die sonstigen Dämonen, mit denen ihr es zu tun habt. Oder irre ich mich da?«
»Im Prinzip hast du schon recht.«
»Na also.«
Ich bedankte mich für den Kaffee und ging ins Büro, wo Suko mit düsterem Blick auf das Telefon starrte, als wollte er es auffordern, sich endlich zu melden.
»Hast du was?«
Der Inspektor grinste schief. »Wie könnte ich denn etwas haben, John? Es ist ja alles wunderbar.«
Ich trank die ersten Schlucke und drückte den Rest der Zigarette aus.
»Was stört dich genau?«
»Dasselbe wie dich wahrscheinlich. Daß wir hier einen Gegner haben, der wie Schleim ist und uns immer durch die Finger gleitet. Allmählich fange ich an, mich zu ärgern.«
»Ich auch.«
»Dann tu was.«
»Keine Sorge, ich werde gleich verschwinden. Ich will nur noch ein paar Stichworte für Glenda aufschreiben. Sir James ist ja für eine Woche weg. Er hat Glenda gebeten, die wichtigen Dinge schriftlich zu fixieren. Die kann aus den Stichworten einen Bericht schreiben. Alles andere wird sich dann ergeben.«
»Hast du große Hoffnungen?«
»Kaum, ich…«
Es klopfte an der Bürotür. Das war nicht alltäglich. Wenn Glenda unser Office betrat, brauchte sie nicht vorher zu klopfen. Sie tat es nur dann, wenn irgend etwas Außergewöhnliches geschehen war, und das schien jetzt der Fall zu sein, denn sie kam zwar in das Zimmer, hielt die Klinke aber noch fest.
Wir schauten sie erstaunt an.
Glenda lächelte. »Es ist Ferienzeit, nicht wahr?«
Ich schüttelte den Kopf, und Suko tat es mir nach. Wir begriffen sie beide nicht. »Was hat das denn zu bedeuten?« erkundigte sich mein Freund schließlich.
Ihr Lächeln blieb und wurde fast spitzbübisch. »Ihr habt Besuch bekommen.«
»Tatsächlich?«
»Ja, von zwei jungen Herrn.«
Ich war nicht in der Stimmung für lange Spaße. »Komm, rück schon raus mit der Sprache. Wer ist es? Wer…«
»Moment, John.« Sie drückte die Tür wieder auf und sagte: »Ihr könnt reingehen. Dein Patenonkel freut sich wahnsinnig darauf…«
Patenonkel?
Ich begriff nicht sofort. Im Gegensatz zu Suko, der mir locker und grinsend gegenübersaß.
Und dann sah ich ihn. Er war nicht so forsch wie sonst, weil er sich in einer fremden Umgebung bewegte. Etwas vorsichtig trat er näher, schaute sich um, aber es gab keinen Zweifel, daß er es war.
Johnny Conolly, der Sohn meiner Freunde Sheila und Bill, und gleichzeitig mein
Weitere Kostenlose Bücher