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Hütet euch vor Harry

Hütet euch vor Harry

Titel: Hütet euch vor Harry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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weitläufigen Hinterhofes, in dem die Bewohner der umliegenden Häuser ein kleines Paradies geschaffen hatten. Da spendeten Bäume Schatten vor den heißen Strahlen der Sonne, und Bänke luden zum Verweilen ein.
    Die Nachbarschaft fand sich manchmal zu Grillabenden zusammen. Man hatte gemeinsam Spaß miteinander, man genoß das Leben, und auch Jane freute sich darüber, daß sie sich auf diese Art und Weise hin und wieder entspannen konnte.
    Sie und Lady Sarah wirkten in dieser Umgebung sowieso wie Exoten, aber das machte ihnen nichts aus, und die Nachbarn hatten sich schließlich auch an sie gewöhnt. Fragen wurden kaum noch gestellt. Mit der Zeit war die Neugierde der Nachbarn eingeschlafen.
    Jane stellte das Geschirr auf die Spüle. Es waren völlig normale Bewegungen, Hunderte von Malen schon durchgeführt.
    Und doch war es heute anders.
    Jane Collins wollte sich schon umdrehen, als ihr bewußt wurde, daß sie etwas vernommen hatte. Einen Laut.
    Einen fernen Schrei…
    Sie stand plötzlich still. Bewegte nicht einmal mehr ihre Augenwimpern.
    Dieses andere Geräusch, das aus einer nicht feststellbaren Ferne zu ihr drang, glich einer finsteren Botschaft, die ihr jemand zusenden wollte.
    Aber warum dann dieses Schreien?
    Befand sich jemand in Gefahr? Sollte sie einen Menschen retten? Sollte sie jemanden warnen?
    Ihr Unbehagen verstärkte sich. Etwas kroch wie eine böse Vorahnung in sie hinein und löste bei ihr eine Beklemmung aus, die sie schwer atmen ließ.
    Was war das nur?
    Wieder hörte sie die fernen Schreie, diese schreckliche Botschaft.
    Da mußte etwas passiert sein. Aber wo?
    Jane versuchte mit aller Kraft, sich auf die Schreie zu konzentrieren. Ihre eigene Welt nahm sie kaum mehr wahr. Sie befand sich noch immer in der Küche, ohne darüber nachzudenken, was sie tat. Sie stand einfach da und wartete ab.
    Allmählich verschwamm die reale Welt.
    Nur die Schreie zählten…
    Dünne Rufe, mehr ein Wimmern und auch nicht von erwachsenen Menschen abgegeben, sondern von…
    Zuerst wollte sie den Gedanken nicht vollenden, weil er ihr einfach zu schrecklich erschien. Sie dachte an Tiere und hoffte, sich damit selbst zu beruhigen. Aber das konnte sie glatt vergessen, denn es waren keine Tiere.
    Es waren…
    Sie hörte sich heftig keuchen, doch die Schreie waren trotzdem noch intensiver als dieses Geräusch. Und Jane blieb auch bei ihrer Meinung, was die Schreie betraf.
    Kinder hatten sie ausgestoßen!
    Jawohl, es waren die fernen Schreie irgendwelcher Kinder, die sich in einer furchtbaren Gefahr befanden, mehr sogar noch, sie schauten dem Tod ins Auge. Wer dermaßen schrie, bei dem gab es einfach keine andere Möglichkeit.
    Kinderschreie und dann die Existenz dieses unheimlichen Wesens namens Harry.
    Zwei völlig verschiedene Dinge, aber Jane glaubte fest daran, daß sie die Schreie nicht grundlos gehört hatte. Sie mußten einfach eine Bedeutung haben.
    Sie blieben. Schrill, grell, dann wimmernd und voller Angst. So schlimm und leidvoll, daß Jane Collins die Tränen kamen und sie losheulte wie ein Schloßhund.
    Sie merkte nicht, daß Lady Sarah die Küche betrat. Die Horror-Oma war durch Janes Weinen aufgeschreckt worden und schaute auf den vorgebeugten Rücken der Detektivin, als sie die schmale Küche betrat.
    Janes Schultern bewegten sich zuckend, sie stützte sich auf der Arbeitsplatte ab, schüttelte hin und wieder den Kopf, als könnte sie selbst nicht begreifen, weshalb sie weinte.
    Sarah mußte Jane Collins mehrere Male ansprechen, bevor diese überhaupt eine Reaktion zeigte. Auch dann redete Jane noch nicht, sie drehte sich nur um.
    »Kind, was ist los?«
    Tränen rannen über Janes Gesicht. Sie wollte reden, konnte nicht, ihre Nase saß zu. Von einer Küchenrolle riß die Horror-Oma zwei Streifen ab und gab sie Jane.
    Die Detektivin putzte sich die Nase, aber das Weinen stoppte erst, als Sarah sie aus der Küche geführt hatte und ihr einen Brandy gab, der in ihrem Zustand so etwas wie Medizin für sie war.
    Jane trank das Glas in zwei Schlucken leer, stellte es auf den Tisch und wischte ihre Augen trocken.
    »War er wieder da, Jane? Hat Harry sich gemeldet?« Sarahs Hand kroch über den Tisch und legte sich auf die Finger der Detektivin, die leicht den Kopf schüttelte.
    »Habe ich das recht verstanden, Jane? Nicht Harry?«
    »So ist es.«
    »Aber wer dann?«
    Jane überlegte sich ihre Antwort genau, was einige Zeit in Anspruch nahm. »Das kann ich dir im einzelnen nicht sagen, aber es waren

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